Restaurants und Kneipen in Aschersleben Restaurants und Kneipen in Aschersleben: Aufregung um Rauchverbot hat sich gelegt

Aschersleben - Sie kämen wahrscheinlich öfter an die frische Luft als Nichtraucher, führt so mancher Gaststättenbesucher ins Feld, wenn er sich eine Zigarette, Zigarre oder Pfeife anzünden will. Denn dazu muss er fast immer vor die Tür. Es ist inzwischen knapp zehn Jahre her, dass in Sachsen-Anhalt ein Nichtraucherschutzgesetz beschlossen wurde. Anfang 2008 trat es schließlich in Kraft. Nicht ohne vorher für reichlich Diskussionsstoff gesorgt zu haben.
Kritik kam zunächst vor allem von Gaststätten-, Hotel- und Diskothekenbetreibern. Sie befürchteten sinkende Einnahmen. Aber auch Politiker waren sich längst nicht einig. So ist beispielsweise der Ascherslebener Oberbürgermeister Andreas Michelmann noch heute kein Freund dieses Gesetzes. Vor fünf Jahren hatte er seiner Abneigung in einem Gespräch mit der MZ Luft gemacht:
Nichtraucher Michelmann lehnt Vorschrift ab
„Dabei bin ich seit 37 Jahren Nichtraucher und stehe deshalb nicht im Verdacht, ein Raucher-Lobbyist zu sein. Ich halte es nach wie vor für absurd, Raucher selbst in Kneipen vor die Tür zu schicken, wenn sie sich eine Zigarette anstecken möchten. Eines Tages kommt es noch dazu, Diabetikern zu verbieten, Pfannkuchen zu kaufen“, wetterte Michelmann seinerzeit. Und wie damals vertritt er noch heute die Meinung, dass es in einer Zivilgesellschaft vor allem darauf ankomme, vernünftig miteinander umzugehen, anstatt sofort mit Reglementierungen bei der Hand zu sein.
Dabei hat sich die Aufregung um den Glimmstängel ausschließlich im Freien längst gelegt. Wenn Raucher vor der Kneipe, Kultureinrichtung oder öffentlichen Gebäuden auf dem Präsentierteller stehen, haben sie sich an den einen oder anderen mehr oder weniger wohlgemeinten Rat der Vorübereilenden gewöhnt, und die Gastronomen müssen so gut wie kaum noch mit potenziellen und hartleibigen Gesetzesverweigerern unter ihren Gästen diskutieren.
So richtig gut finden das Gesetz aber längst nicht alle. „Wir Speisegaststättenbetreiber sind dumm dran. Auch wenn ich ein Rauchverbot während des Mittagstisches gut finde - am Abend kommen nachweislich weniger Gäste“ sagt Ulli Könnemann, der in Hoym die Gaststätte „Schwarzer Bär“ betreibt. Und weiter: „Die, die einfach mal ein Bierchen trinken und dabei eine Zigarette rauchen wollen, bleiben weg.“ Außerdem habe er schon einmal die Probe aufs Exempel gemacht. Bei einer Faschingsveranstaltung, bei der geraucht werden durfte, seien ungleich mehr Gäste gekommen, so der Hoymer Gastronom.
Separater Raum in vielen Kneipen
Am Tresen stehen, sich unterhalten und dabei ein Kippchen rauchen, das würden auch einige seiner Gäste gern, sagt Holger Zirkel, Inhaber von „Holgers Bierstübchen“ in der Magdeburger Straße in Aschersleben. Er habe - wie andere Gaststätten auch - mit einem separaten Raucherraum zumindest einen Kompromiss gefunden.
Völlig entspannt blickt Lars Rother auf zehn Jahre Rauchverbot zurück. Für den Wirt der Aschersleber Astro-Klause ist das Rauchverbot längst kein Thema mehr. Auch wenn anfangs hier darüber heiß diskutiert wurde. „Das hat sich aber alles eingespielt“, sagt er. Seine Gäste gehen - wenn sie rauchen wollen - nach draußen, wo es übrigens auch einen Biergarten gibt. Die Ascherslebener Stadtverwaltung hatte kurz nach der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes strenge Kontrollen in den davon betroffenen Einrichtungen angekündigt. Die würden auch heute noch regelmäßig durchgeführt, heißt es aus dem Rathaus.
Seit drei Jahren keine Verstöße
Während anfangs noch mehrere Verstöße festgestellt und geahndet wurden, habe es in den zurückliegenden drei Jahren keine solcher Verstöße gegeben, erklärt Stadtsprecherin Judith Kadow auf MZ-Anfrage. Und weiter: „Nachdem die Regelung zunächst unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen hatte, muss man sagen, dass sich beim Thema Nichtraucherschutz nach unserer Wahrnehmung eigentlich alles beruhigt hat. Die Gaststätten haben sich darauf eingestellt und durch die Einrichtung von Raucherbereichen auch Lösungen gefunden, die im Sinne des Gesetzes liegen.“
(mz)