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Rathmannsdorf feiert 50 Jahre berufliche Rehabilitation

Von SUSANNE WEIHMANN 05.10.2008, 15:15

RATHMANNSDORF/MZ. - "Von Montag bis Sonnabend ist hier in der nächsten Woche immer etwas los", versichert Alfred Radl, Geschäftsführer des BBRZ e. V. Mit den Vorbereitungen für das runde Jubiläum wurde schon vor fast einem Jahr begonnen. Im November 2007 wurden verschiedene Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die sich mit den Planungen beschäftigt haben. So haben die einen beispielsweise eine Chronik erarbeitet, andere haben Exponate, die etwas mit der Schlossgeschichte zu tun haben, hergestellt, und wieder andere haben sich auf Sponsorensuche begeben.

Das Programm der Festwoche umfasst einen Leistungsvergleich der Auszubildenden am Montag ab 10.30 Uhr, ein Theaterstück und Tanzaufführungen am Dienstag, eine Disco im Saal am Mittwoch, sportliche Aktivitäten am Freitag und am Sonnabend von 10 bis 13 Uhr einen Tag der offenen Tür, an dem eine Ausstellung zur Rundfunktechnik im Wandel, eine Traktorenoldtimerschau und Kinderkutschfahrten geplant sind. Das Jugendblasorchester Staßfurt und der Spielmannszug aus Cochstedt werden für die musikalische Umrahmung sorgen. Höhepunkt ist allerdings der Donnerstag, an dem um 13 Uhr die Festveranstaltung beginnt. Etwa 100 geladene Gäste werden dazu erwartet. "Es werden auch ehemalige Auszubildende kommen, die hier vor 50 Jahren gelernt haben", kündigt Radl an.

In dem fast 300 Jahre alten ehemaligen Schloss in Rathmannsdorf werden Menschen, die einen erhöhten Förderbedarf haben, in sieben Berufen, darunter Hauswirtschafter, Gärtner und Tischler, ausgebildet. Dabei sei vor allem der Praxisbezug wichtig, erklärt Alfred Radl, denn vor allem da liegen die Stärken der jungen Leute. "Auch sie haben ihre Fertigkeiten, am Leben teilzuhaben", betont er. Noch bis zur Wende wurden hier körperbehinderte Menschen zum Rundfunk- und Fernsehmechaniker ausgebildet, danach war zunächst nicht klar, wie es weitergeht. "Das Schloss sollte auf jeden Fall erhalten werden", sagt Radl. Die Idee war, sich der benachteiligten Ausbildung zu widmen. "Seither haben wir uns als wohnortnahe berufliche Rehabilitationseinrichtung etabliert", sagt der Geschäftsführer. Dafür wurde das Schloss seit Mitte der 90er Jahre umfangreich mit Fördermitteln des Landes modernisiert. Die komplette Außenanlage und die Außenfassade wurden neu gestaltet, ein Sozialgebäude und Ausbildungsstätten für handwerkliche Berufe sind entstanden. So wurde beispielsweise ein alter Kornspeicher umgebaut, in dem heute angehende Maler lernen. Nicht zuletzt haben die Jugendlichen viel in Eigenarbeit hergerichtet und sorgen auch dafür, dass sich alles in geordnetem Zustand befindet. Die Jugendlichen pflegen die Grünanlagen auf dem fünf Hektar großen Gelände, tapezieren und streichen die Räume und vieles mehr. Nach einer Berufsausbildungsvorbereitung absolvieren die jungen Leute im BBRZ eine zwei- bis dreijährige Ausbildung, zu der auch mehrere Praktika in Betrieben gehören. "Wir arbeiten da mit über 300 Betrieben aus der Region zusammen", erzählt Radl, dem es wichtig ist, dass die Jugendlichen auch eine Anstellung finden.

"Unsere große Messlatte ist die Integrationsarbeit", sagt er und erwähnt nicht ohne Stolz, dass jährlich etwa 40 bis 50 Prozent der 60 Abgänger in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Zumindest aber würde ihnen ein guter Start in das Leben ermöglicht. Zudem ist das BBRZ der "größte Arbeitgeber im Ort", verweist er auf einen weiteren positiven Fakt. Die Einrichtung arbeitet eng mit der Stadt Staßfurt zusammen, es besteht ein Kooperationsvertrag zur Pflege des Gutsparkes in Rathmannsdorf und mit der Stadt Aschersleben zur Vorbereitung der Landesgartenschau 2010, zählt Radl nur einige der Einsatzgebiete der jungen Leute auf.