Radler suchen Nachwuchs Radler suchen Nachwuchs: Mal den Wind um die Nase wehen lassen

Aschersleben - Jeden Dienstag trifft sich Punkt 9 Uhr in Aschersleben vor dem Zweirad-Pavillon am Carl-von-Ossietzky-Platz eine Gruppe älterer Herren. Nicht etwa, um beim Kaffee von alten Zeiten zu erzählen, sondern um für zwei oder drei Stündchen mit dem Fahrrad die Umgebung zu erkunden.
„Wir sind zusammen 483 Jahre alt“, sagt Gerhard Henkel, mit 74 so etwas wie der Jungspund der Rentnertruppe.
Auch wenn Ewald mit 70 noch jünger ist. Leo, der Älteste, ist 88. Doch frei nach dem Motto „wer rastet, der rostet“ halten sich die Herren mit dem Radfahren fit.
Radler suchen Nachwuchs: Truppe trifft sich seit 1992
Eigentlich fahren sie bei jedem Wetter. „Nur bei Schnee nicht“, sagt Henkel. Wenn die Rutschgefahr zu groß ist und das Risiko von Stürzen steigt.
Seit etwa 1992 gibt es die radelnde Herren-Truppe. Die ersten Mitglieder kannten sich aus der katholischen Kirchengemeinde, doch der Glaube ist keine Pflicht.
Inzwischen bringt der eine oder andere auch seine Frau mit. Mittlerweile ist der Stamm aber auf nur noch sieben Mitglieder geschrumpft.
Die Radfahrer suchen „Nachwuchs“ für ihre Truppe. „Jeder ist gern gesehen“, sagt Gerhard Henkel.
Im Sommer geht es oft die Eine entlang bis nach Stangerode, oder die Wipper entlang bis nach Bernburg. „Da kann man schön an der Saale sitzen“, schwärmt Henkel.
Aber auch Touren nach Meisdorf und Ballenstedt sind beliebt. Entschieden wird immer erst am Treff, wo es heute lang geht. Je nach Wetter.
Radler suchen Nachwuchs: Bequemer dank Elektroräder
Sportlich wird die Tour nicht gesehen. „Wer nicht kann, der winkt, dann wird Gas weggenommen“, sagt der Gruppensprecher.
Die Senioren verdanken ihre Freiheit zu solchen Touren auch zum Teil der modernen Technik. Fast jeder der Älteren hat ein Elektro-Fahrrad. „Auf den Bergen müssen sie auf uns Junge warten, bis wir oben sind.“
Die Bewegung an der frischen Luft tut allen gut. „Mir tut nichts weh“, betont Henkel den gesundheitlichen Effekt. „Höchstens mal ein Muskelkater.“
Radler suchen Nachwuchs: Die Mischung macht's
Gerhard Henkel war einst Stahlbau-Monteur in Berlin, andere Ingenieur, Klempner, Dekorateur oder Samenzüchter. Erst vor neun Jahren zog Henkel nach Aschersleben, in die Nähe seiner alten Heimat.
Ein Jahr später machte er die MZ-Radtour mit und kam zu der Radlertruppe.
Seine Motivation beschrieb er 2011 in der MZ: „Es ist eine Mischung. Die Natur, die Gesunderhaltung des Körpers, Fernweh und natürlich auch die Kameradschaft innerhalb der Gruppe. Man kommt mit wildfremden Leuten ins Gespräch, die dasselbe Hobby haben. Daraus sind schon echte Freundschaften entstanden.“
Radler suchen Nachwuchs: Geburtstage werden gefeiert
Bei Geburtstagen trifft man sich anschließend beim Geburtstagskind auch mal im Garten oder es wird eingekehrt. Jeder freut sich immer schon auf den nächsten Dienstag.
„Mal den Wind um die Nase wehen lassen, was besseres gibt es nicht.“
Und wem die wöchentliche Tour nicht reicht, der kann auch die großen Ausflüge mitmachen.
Radler suchen Nachwuchs: Auch längere Touren gibt es
Seit 1996 gibt es längere Touren. Mal an der Mosel entlang von Ort zu Ort und einer mit dem Pkw vorneweg. Oder eine Woche an der Donau entlang. Im letzten Jahr ging es an die Unstrut.
Von Kleinjena bei Naumburg ging es jeden Tag mit dem Rad hinaus nach Weißenfels, an die Saale oder an den Burgen entlang bis nach Nebra. „Das macht Spaß“, betont Henkel. An den Wochenenden ist er dann auch noch mit seiner Frau per Rad unterwegs. (mz)