Pflanzeninstitut in Gatersleben Pflanzeninstitut in Gatersleben: Kleider aus Milch beim Tag der offenen Tür

Gatersleben - Autoschlangen weit vor dem Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung kündigten am Sonnabend von einem großen Besucheransturm zum Tag der offenen Tür auf dem Campus in Gatersleben. Diesmal wurde auch gleichzeitig das 7. Fest der Begegnung gefeiert.
So präsentierte sich den zahlreichen Besuchern nicht nur ein umfassendes Angebot von wissenschaftlichen Präsentationen, Vorträgen und informativen Führungen, sondern auch das Fest für die ganze Familie mit Musik und Akrobatik, Flohmarkt und Kettenkarussell.
Mehr als 100 Wissenschaftler und Promovierende aus 37 Ländern haben im IPK Gatersleben vorübergehend ihre wissenschaftlich-schöpferische Heimat gefunden. Viele von ihnen waren dabei, um sich und ihr Land im Rahmen des Festes der Begegnung vorzustellen und mit Kollegen und Besuchern ins Gespräch zu kommen.
So auch Yemisrach Abebaw aus Äthiopien, die seit drei Jahren zu Verbesserungen des Ertrags und Proteingehalts von Winterweizen in der Abteilung von Thomas Altmann forscht. Am Informationsstand wollte sie den Gästen Informationen zur Kaffeeproduktion Äthiopiens geben und sie mit etwas Außergewöhnlichem bekannt machen, der Kaffee-Zeremonie ihres Landes.
Eindrucksvoll über einem Holzkohlefeuer zubereitet, entpuppte sich der in kleinen typischen Schälchen servierte Kaffee als sehr stark und wohlschmeckend. Zur Abrundung des Geschmacks standen Popcorn und speziell geröstete Gerstenkörner zum Naschen bereit, so wie es auch in Äthiopien üblich ist.
Kulinarische Kostproben
Nebenan hatten italienische und französische Wissenschaftler ihren Stand aufgebaut. Die kulinarischen Kostproben waren auch hier sehr begehrt und schnell vergriffen, wie Focaccia, ein Blätterteiggebäck mit Mozzarella und Schinken am Stand von Paride Rizzo. „Es war schon nach einer knappen Stunde alle, obwohl meine Frau und ich 120 Portionen davon vorbereitet hatten“, entschuldigte sich der Italiener, der nun schon seit fünf Jahren am IPK forscht. Seine Promotion hat der junge Wissenschaftler abgeschlossen und in Kürze wird er auf einer Post-Doc-Stelle am Standort weiter tätig sein können.
Die wissenschaftlichen Präsentationen und Vorführungen nahmen wieder einen breiten Raum ein. Wissenschaftler verschiedener Forschungsfelder hatten ihre Türen geöffnet, um anschaulich von ihrer Arbeit zu berichten und Einblick in die Prozesse komplizierter Forschungsarbeit zu gewähren. Ein breites Netzwerk von Kooperationen des Gaterslebener Instituts mit Institutionen und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland hilft, wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen und zu verbreiten.
Auch die Referentin Nadja Sonntag vom Wissenschaftscampus Halle erinnerte mit ihrem Vortrag zum Thema „Kleider aus Milch und Reifen aus Löwenzahn“ an die Zusammenarbeit mit dem IPK und lockte so neugierige Zuhörer an. „Fossile Rohstoffe wie Erdöl haben ihre Grenzen, deshalb ist es notwendig, sich an natürliche Kreisläufe zu orientieren und biologische Ressourcen zu nutzen“, erklärte sie.
Bei der Kautschuk-Produktion als unumgänglicher Rohstoff für Autowinterreifen beispielsweise, gebe es Probleme und der Milchsaft des russischen Löwenzahns könne als Alternative gelten. Oder das Herstellen von Fasern für die Textilindustrie aus bestimmten Milcheiweißen. Abfallmilch oder Abfallprodukte aus der Käseherstellung könnten das Casein liefern, das sich zu Fasern formen und zu antibakteriell und antiallergisch wirkenden Garnen verarbeiten lässt.
Und einen kulinarischen Beweis für ein Forschungsprodukt, an dem an der Basis auch das IPK mitarbeitete, gab es zum Schluss: Ein herzhaft schmeckendes Brot mit leicht rötlicher Färbung. Grund für die Farbe des Mehls ist ein erhöhter Anthozyangehalt (ein roter Farbstoff), dem eine entzündungshemmende und gefäßschützende Wirkung bescheinigt wird und der als Radikalfänger gilt. Mitarbeiter des IPK Gatersleben arbeiten an der Charakterisierung von anthozyanhaltigen Getreide-Genotypen. Brot aus Purpurweizen gibt es schon zu kaufen, zum Beispiel beim Bäcker in Frose. (mz)
