Osterspaziergang Osterspaziergang: Unterwegs mit Olearius

aschersleben/MZ - Die Kapuze ins Gesicht gezogen und warm eingepackt, schlossen sich etwa einhundert Besucher trotz teilweise dichtem Flockenwirbel dem Osterspaziergang an, der dieses Jahr dem großen Sohn der Stadt Aschersleben, Adam Olearius, gewidmet war. Der Erfurter Schauspieler Klaus Heydenbluth hatte es übernommen, in die Kleider und Rolle des Gelehrten zu schlüpfen und allerhand Wissenswertes in poetisch– literarischer Manier zu berichten. Mehrere markante Stationen in der Innenstadt waren Verweilstätten für die Besucher und zugleich Stationen, an denen der Gelehrte zu Worte kam, passend eingefügt in frühlingshafte Gedichtsrezitationen und feierlich musikalisch untermalt.
Klassik rundet Führung ab
Mit Susanne Veronika Thiele am Violoncello und Axel D. Wolf (Viola) waren zwei Musiker aus der thüringischen Landeshauptstadt angereist, die sehr gekonnt und gefühlvoll mit klassischer Musik die Führung abrundeten und unterstützten.
Mit Stücken von Georg Friedrich Händel wurde dann auch der „Spaziergang“ eingeleitet, dessen erste Station und Treffpunkt der Rathaussaal war. „Ich muss euch sagen, vom Eise befreit sind Strom und Bäche noch lange nicht“, hieß es dem winterlichen Wetter angepassten und in abgeänderter Form von Goethes „Osterspaziergang“ zur Begrüßung für die Besucher. Und im Rathaus seiner Geburtsstadt begann Adam Olearius aus seinem Leben zu erzählen, gab an jeder weiteren Station des Spaziergangs ein Stück aus seinem Leben und Wirken preis. So erfuhren die Zuhörer von seiner Geburt am 24. September 1599 in Aschersleben und es wurde auch kundgetan, wie er zu seinem klangvollen Namen kam.
In der Heilig-Kreuz-Kirche, der zweiten Station, gab es zur Musik von Johann Sebastian Bach die Information zur Aufnahme des Theologiestudiums an der Universität Leipzig. Auch hier rundete die Rezitation eines Ostergedichtes den Aufenthalt ab, ehe es zum Johannistor weiterging.
Mit Blick auf den Standort des ehemaligen Elternhauses grüßt Adam Olearius seit 2010 als Denkmal die Besucher und Bürger der Stadt. Ein über der Schulter hängender Zirkel weist auf die Exkursion des Mathematikers und Physikers an die Wolga, das Kaspische Meer, nach Russland und Persien hin, wo er zehn Jahre bis 1639 an umfangreichen Landvermessungen beteiligt war. Dann folgten Anstellungen des Gelehrten am Hofe Herzog Friedrich III. von Schleswig–Holstein-Gottorf als Hofmathematiker und später auch Hofbibliothekar.
„Kartoffel“ oder „Adams-Apfel“
Auch hatte Adam Olearius sehr großes Interesse an der Astronomie, der Ascherslebener Globus am Rosarium erinnert daran und war eine weitere Station des Rundgangs. Seit der Landesgartenschau ziert die auch liebevoll als „Kartoffel“ bezeichnete Nachbildung der Erdkugel den Stadtpark und kein Geringerer als Olearius präsentierte am Ostersonntag die bessere Bezeichnung „Adams-Apfel“ dafür.
Motive aus der 9. Sinfonie
Der Osterspaziergang endete mit letzten Informationen aus dem Leben des großen Sohnes der Stadt und einer ganz besonderen musikalischen Überraschung im Foyer des Bestehornhauses. Verschiedene Motive aus der 9. Sinfonie Ludwig van Beethovens erklangen, nicht, wie sie der große Meister vor fast 200 Jahren komponierte, sondern in einer Bearbeitung von Axel D. Wolf. Sehr feierlich und der Originalfassung weitestgehend angelehnt, endete mit dem Spiel von „Freude schöner Götterfunken“ nicht nur die musikalische Begleitung, sondern auch der Osterspaziergang auf eindrucksvolle Weise und mit viel Applaus.