1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Offene Kerzen im Kindergarten?: Offene Kerzen im Kindergarten?: Kita-Träger Aschersleben reagieren nach Unglück

Offene Kerzen im Kindergarten? Offene Kerzen im Kindergarten?: Kita-Träger Aschersleben reagieren nach Unglück

Von Uwe Kraus 10.12.2014, 17:22
Kerzen am Adventskranz
Kerzen am Adventskranz dpa Lizenz

Aschersleben - Der Schock sitzt in allen Kindereinrichtungen ob eines tragischen Unfalls in der Hallenser Kita „Weltenbummler“ tief. Den genauen Hergang des folgenschweren Unfalls muss die Polizei noch klären.

Der Polyester-Pullover eines drei Jahre alten Mädchens hatte sich in der Vorwoche am Adventskranz der Kita entzündet, das Kind erlitt schwerste Brandverletzungen und war nach dem Unfall drei Tage lang in Lebensgefahr. Das tragische Unglück entfacht die Diskussion um ein generelles „Kerzenverbot“ in Kitas. Dort sind brennende Kerzen nicht verboten. Den Umgang damit kann jeder Kita-Träger selbst regeln.

Die Betroffenheit in den Ascherslebener Kindereinrichtungen ist groß. Gerlinde Nabert von der Kindertagesstätte „Pünktchen“ sagt: „Bei uns finden regelmäßig Belehrungen statt. Keine Erzieherin wird einen Raum verlassen, in dem eine Kerze brennt. Andererseits wird klar unterschieden, ob unter Aufsicht eine vorweihnachtliche Kerze im Krippenbereich angezündet wird oder bei den Vorschulkindern.“ So lernen die Schützlinge Schritt für Schritt und unter Aufsicht die Welt kennen, wozu auch der Umgang mit Gefahren gehöre. Gerlinde Nabert weiß, dass man trotz höchsten Sicherheitsbewusstseins nicht jede Gefahr einkalkulieren könne. Unter erhöhter Vorsicht und ständiger Aufsicht geschulter Personen darf weiter das Adventslicht leuchten. „Aber vielleicht ist es ein guter Anlass, darüber nochmals im ganzen Haus nachzudenken.“

Lebenshilfe-Geschäftsführer Silvio Bodenburg, zu dessen Bereich auch die beiden Integrativen Kindertagesstätten „Spatzennest“ und „Storchennest“ gehören, bestätigt, es gibt kein prinzipielles Kerzen-Verbot. „Zu Weihnachten gehören Kerzen dazu.“ Er stellt aber auch klar, dass in allen Einrichtungen alle möglichen Vorkehrungen getroffen wurden, um Unglücke zu vermeiden. „Wir sind stolz darauf, dass wir 20 Jahre davon verschont geblieben sind. Es gibt regelmäßig Brand- und Arbeitsschutzbelehrungen, aber auch Evakuierungsübungen. Jeder muss wissen, wo es im Brandfall rausgeht und wo die Notausgänge sind. Erst kürzlich haben wir viel Geld für einen zweiten Rettungsweg in einer Kita in die Hand genommen.“

Christine Klimt, Leiterin der Kita „Bummi“, spricht von verschärften Sicherheitsvorkehrungen. „Feuer ist ein Element, das lernen die Kinder. Wir haben uns entschieden, brennende Lichter gibt es bei uns. Doch dabei kommen ausschließlich Teelichter zum Einsatz, die in Gläser gesetzt werden.“

„Grundsätzlich werden dort, wo es regelmäßige Kita-Arbeit gibt, keine Kerzen angezündet.“ Die Ansage von Raimund Müller-Busse, Bildungsreferent des Kirchenkreises Egeln, fällt hinsichtlich der Kita „Arche Noah“ in Aschersleben klar aus. Als Geschäftsführer des Zweckverbandes Kindertagesstätten im Kirchenkreis Egeln verweist er auf eine entsprechende Dienstanweisung. „Das schließt nicht aus, dass bei einer Andacht in gesonderten Räumen eine Kerze leuchtet.“ Natürlich gehe gerade in der Vorweihnachtszeit etwas Romantik verloren. „Doch es gibt unterdessen batteriebetriebene Kerzen. Das ist uns die Sicherheit wert.“ (mz)