1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Nach 37 Jahren als Zooleiter: Neujahrsspaziergang im Zoo Aschersleben: Letzter Rundgang als Chef für Dietmar Reisky

Nach 37 Jahren als Zooleiter Neujahrsspaziergang im Zoo Aschersleben: Letzter Rundgang als Chef für Dietmar Reisky

Von Detlef Anders 08.01.2019, 07:55
Zooleiter Dietmar Reisky verabschiedet sich von Kimmy, der weißen Tigerin, die er und seine Frau einst per Flasche aufzog.
Zooleiter Dietmar Reisky verabschiedet sich von Kimmy, der weißen Tigerin, die er und seine Frau einst per Flasche aufzog. Frank Gehrmann

Aschersleben - Dass zwei Zooleiter gleichzeitig einen Neujahrsspaziergang durch den Ascherslebener Zoo leiten, hat es noch nie gegeben. Die Eröffnung war die offizielle Amtsübergabe von Dietmar Reisky an seinen Nachfolger Alexander Beck. Fast 250 Besucher waren am Sonntag gekommen, um Neuigkeiten zu erfahren und sich die Tiere anzuschauen.

Nachträglich wurde Reisky zur Freude der Besucher zumindest verbal sogar zum Zoodirektor befördert. „Dietmar Reisky war nicht Zooleiter im Sinne der Erfüllung einer beruflichen Aufgabe. Der hat seinen Beruf gelebt! Reisky war der Zoo!“ So beurteilte ihn Harald Sporreiter, amtierender Chef der Aschersleber Kulturanstalt, zu der der Zoo seit 2010 gehört. Für die offizielle Dienstbezeichnung „Direktor“ ist der Zoo eigentlich zu klein.

Harald Sporreiter von der Kulturanstalt dankt Reisky

37 Jahre hatte der 66-Jährige, der längst Altersrentner ist, auf der alten Burg gearbeitet. „Ich habe frecherweise die Tochter des ersten Zooleiters geheiratet“, gestand Reisky und würdigte seinen Vorgänger und Schwiegervater Fritz Hennebold, der die Grundlagen für einen Tierpark, der sich dann zum Zoo entwickelte, legte.

Zuvor hatte auch Sporreiter eine „großartige Symbiose“ gewürdigt: Die Tatsache, dass der Einrichtungschef über Jahre mit der Vorsitzenden des Zoo-Fördervereins verlobt war, die er nun heiratete.

Reisky dankte den vielen Helfern und Sponsoren, vor allem den Mitarbeitern, „die über die Jahre so viel Geduld mit ihrem schrägen Zooleiter hatten“, den Stadtwerken für die finanziellen Hilfen und der Stadt Aschersleben, die sich im 46. Jahr diesen Zoo leistet. „Das ist nicht alltäglich“, unterstrich er. Das Eintrittsgeld reiche nicht, da sei ein erheblicher Zuschuss nötig.

Reisky bedankt sich bei Helfern und Sponsoren

Reisky hatte in den Jahren viele Dinge angeschoben. Letztes Projekt war das neue Gehege für die weißen Tiger. Tigerin Kimmy hatte Reisky einst mit der Flasche mit seiner Frau aufgezogen. Sporreiter hatte die Investition als großen Schritt für die Erhaltung der Großkatzen bezeichnet.

Doch Dietmar Reisky weiß, dass weitere Tieranlagen in die Jahre gekommen sind und eine Menge gemacht werden muss. Nicht zuletzt deshalb, weil die gesetzlichen Anforderungen höher geworden sind. Er wünschte seinem Nachfolger für die Umsetzung der nächsten Aufgaben viel Erfolg, „damit der Zoo ein Highlight von Aschersleben bleibt“.

Reisky will weiter im Vorstand des Fördervereins arbeiten

Ganz weg sein wird Reisky jedoch nicht. Er will weiter im Vorstand des Zoofördervereins mitarbeiten. Die Vereinschefin hofft, dass der Ruheständler im Vorstand mit „seinen tollen, manchmal auch verrückten Ideen“ erhalten bleibt und Projekte unterstützt.

„Die Ascherslebener und ihre Gäste lieben unseren Zoo, und die Anteilnahme heute ist Beweis genug“, so Rita Reisky bei der Eröffnung des Spaziergangs, der seit 2003 Tradition ist. Sie wünscht sich von Alexander Beck, dass er den Zoo mit solcher Liebe und Leidenschaft wie seine beiden Vorgänger leiten wird.

Alexander Beck zeigte sich nach dem zweistündigen Rundgang von der Besucherzahl und den interessierten Nachfragen der Gäste begeistert. Er hofft, dass das Interesse anhält.

„Mich interessiert immer, was es Neues gibt“, meinte Karl-Heinz Stockmann, der nach den Feiertagen Bewegung gut findet. Lars Graefe kam mit zwei seiner drei Kinder. „Für die Kinder ist es immer etwas Schönes.“ Als Mitarbeiter der Wohnungsgesellschaft sei er auch dem Förderverein verbunden.

Zoo ist am Zuchtprogramm für Amurleoparden beteiligt

Beim Rundgang berichtete Dietmar Reisky unter anderem über die Teilnahme des Zoos am internationalen Zuchtprogramm für die bedrohten Amurleoparden. Diese sollen irgendwann in das größere Gehege der Jaguare, die bereits ein biblisches Alter haben, umziehen. Er informierte über die schönen Ozelots, die in der Natur immer weniger Lebensraum finden.

„Deshalb ist es wichtig, dass es Zoos gibt, damit solche Arten fortbestehen.“ Manch Besucher war ob der Behinderung der weißen Tigerin erstaunt, doch die komme damit gut klar. Er kündigte an, dass das Gehege des Löwen Sambesi verschönert werden soll, und berichtete angesichts des fehlenden Schnees über einen Ostersamstag mit viel Schnee: Ein Ascherslebener habe kurz entschlossen angeboten, mit seinem Quad und Schiebeschild durch den Zoo zu fahren.

Der erfüllte sich damit selbst einen Traum und half den Mitarbeitern ungemein. Steffen Amme erinnerte auch an die Hilfe des Verschönerungsvereins der Stadt für den Zoo. Angesichts der putzigen Erdmännchen machte Alexander Beck, der die Führung im zweiten Teil übernommen hatte, auf das vor einem Jahr verstorbene Alpha-Weibchen aufmerksam. Eine Nachfolgerin habe sich bislang nicht in der Gruppe gefunden.

Harald Sporreiter forderte die Gäste auf, dem neuen Zooleiter die Chance zu geben, dass dieser den Zoo in seinem Sinne mit Unterstützung des Fördervereins fortführen kann. Er kommt mit viel Erfahrung, aber den „Zoodirektor“ müsse er sich erst noch verdienen, so der amtierende Chef der AKA. (mz)

Alexander Beck hat die Leitung des Zoos zum 1. Januar übernommen und führte die Gäste des Neujahrsspaziergangs durch die Anlage.
Alexander Beck hat die Leitung des Zoos zum 1. Januar übernommen und führte die Gäste des Neujahrsspaziergangs durch die Anlage.
Frank Gehrmann
Mit zwei neuen Amurleoparden nimmt der Zoo jetzt an einem internationalen Zuchtprogramm teil.
Mit zwei neuen Amurleoparden nimmt der Zoo jetzt an einem internationalen Zuchtprogramm teil.
Frank Gehrmann