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Naturschutzgebiet Teufelsmauer Naturschutzgebiet Teufelsmauer: Unterschutzstellung bereits im Jahr 1833

Von Hendrik Kranert 09.06.2002, 14:35

Weddersleben/MZ. - Mit einer Sensation wartete die diesjährige Naturschutzkonferenz von Landkreis und Regionalverband Harz auf, die sich wegen des Jubiläums zur Unterschutzstellung der Teufelsmauer ausschließlich mit dem geologischen Denkmal beschäftigte. Während Regierungspräsident Gerhard Miesterfeld (SPD) noch einmal die Weitsicht des Quedlinburger Landrates Weyhe vor 150 Jahren lobte, der am 8. Juli 1852 das weitere Brechen von Steinen aus der bereits arg lädierten Mauer untersagte, ließ der Abteilungsleiter Naturschutz der Kreisverwaltung, Klaus George, wenig später die Bombe platzen: Weyhe hatte in der Tat Weitsicht bewiesen, allerdings bereits 19 Jahre zuvor.

Das Corpus delikti war schon reichlich zerschlissen, grau-blau, und so etwas, was sich wohl am ehesten als Handakte bezeichnen ließ. Darin zahlreiche Schriftstücke, schwungvoll und dennoch kaum noch lesbar beschrieben. Eigentlich sollte das verstaubte Teil aus dem Archiv des Landratsamtes nur Erhellung darüber bringen, ob die Teufelsmauer nun das älteste Naturschutzgebiet Deutschlands oder nur der neuen Bundesländer ist. Doch bei der Übertragung der altdeutschen Handschriften in eine verständliche Form entdeckte man die Überraschung: "Bereits am 2. Juni 1833 hat Weyhe", so George, "den Orten Thale, Warnstedt, Weddersleben und Neinstedt untersagt, die Teufelsmauer weiterhin zur Steingewinnung zu nutzen."

Da die Wedderslebener "wohl eine gewisse Immunität gegenüber Obrigkeitsanordnungen hatten" (George), wiederholte der königlich-preußische Landrat seine Anordnung am 13. Dezember 1833 und bezog sich auf seine "Verordnung" vom Juni. Dass der Landrat 1850 im Quedlinburger Wochenblatt erneut den Steinbruch-Betrieb an der Teufelsmauer untersagte, habe wohl seine Ursachen darin, dass die Verordnung an neues Recht angepasst werden musste, vermutete George. Dass die Unterschutzstellung der Teufelsmauer nun noch 19 Jahre älter ist, als bislang vermutet, hilft beim Wettlauf um das älteste deutsche Naturschutzgebiet jedoch nicht weiter. Da führt unangefochten der Drachenfels am Rhein, der vier Jahre vorher, nämlich 1829 unter Schutz gestellt wurde. Interessant sind die Parallelen zu Weddersleben: Auch beim Drachenfels handelte es sich um einen Steinbruch für Sandstein. Der rheinische wurde für den Kölner Dom gebrochen, der Wedderslebener für die hiesige Kirche. Unter anderem.

Und die Wedderslebener? Die können von der Nachricht, dass ihre Teufelsmauer noch länger vor ihnen geschützt wird, nur profitieren: Nachdem unter der Regie vom ehemaligen Bürgermeister Jochen Köhler, dem der Landrat ausdrücklich für sein Engagement dankte, schon vor zwei Jahren die Vorbereitungen für die 150-Jahr-Festwoche begannen, können die Erfahrungen gleich genutzt werden: "Nächstes Jahr kann dann der 170. Geburtstag gefeiert werden", erklärte George unter dem Gelächter der 150 Gäste im "Weißen Schwan". Keine schlechte Idee angesichts des miesen Wetters, das die Feierlichkeiten am Sonnabend an und auf der Teufelsmauer beinahe ins buchstäbliche Wasser fallen ließ.