Nachterstedt Nachterstedt: Zwischenbericht zu Erdrutsch liefert neue Erkenntnisse
Nachterstedt/MZ. - Das geht aus einem Zwischenbericht des Bergbausanierers LMBV hervor, den das Magdeburger Wirtschaftsministerium gestern teilweise veröffentlicht hat. Am 18. Juli 2009 waren bei dem Erdrutsch am Concordiasee, einem einstigen Braunkohle-Tagebau, drei Menschen ums Leben gekommen. Weitere 42 Bewohner der Siedlung auf einer Alt-Kippe mussten ihre Häuser aufgeben.
Die Untersuchungen der LMBV „haben jetzt grundlegend neue Erkenntnisse über die Grundwasserverhältnisse“ sowie über die Beschaffenheit des tieferen Untergrundes ergeben, teilte das Ministerium mit. Dabei seien „rinnenähnliche Strukturen“ im Boden festgestellt worden. Zudem gebe es neue Erkenntnisse über wasserführende Stollen des Altbergbaus. Bei Nachterstedt war die Braunkohle im 19. Jahrhundert zunächst unter Tage abgebaut worden. Fazit: Das alles habe „vermutlich eine wesentliche Rolle bei der Entstehung des Erdrutsches gespielt“.
Auswertung läuft
Die LMBV hat in Abstimmung mit dem Landesamt für Geologie und Bergwesen ein Erkundungsprogramm erarbeitet. So sind mehr als 20 000 Archivunterlagen zum Bergbau ausgewertet worden. Hinzu kommen fast 200 Bohrungen mit einer Bohrstrecke von fast zehn Kilometern sowie 163 Grundwassermessstellen. Die dabei gewonnen Daten werden nun „mit Hochdruck“ ausgewertet. Außerdem sind bis Ende 2012 weitere Bohrungen geplant, Mitte 2013 soll die Unglücksursache ermittelt sein.
So lange müsse auch offen bleiben, welche Auswirkungen die Katastrophe auf die künftige Nutzung des Sees hat, betonte Ministeriumssprecherin Beate Hagen. Die einstige Braunkohleregion hatte bis zu dem Erdrutsch auf Arbeitsplätze und Einnahmen aus dem Tourismus gesetzt.
Offene Fragen
Offen bleibt, ob vor dem Unglück Warnungen von Fachleuten vor überhöhten Wasserständen im Untergrund von Nachterstedt missachtet worden sind. Nach MZ-Informationen soll ein LMBV-Sachverständiger dringend geraten haben, die Wasserstände in der Halde abzusenken. Dazu kam es nicht mehr. Obwohl es zu dem Vorgang nach MZ-Informationen in dem Zwischenbericht Angaben gibt, wollten sich weder LMBV noch das Wirtschaftsministerium dazu äußern. Unterdessen ermittelt die Magdeburger Staatsanwaltschaft gegen Verantwortliche der LMBV und des Landesamtes für Geologie und Bergwesen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.
