MZ-Adventsserie MZ-Adventsserie : Die Stadt im Kinderzimmer

Aschersleben - Kinder-Weihnachtswünsche sind heute andere als vor Jahrzehnten. Inzwischen stehen Handys, Computerspiele, Barbie-Puppen oder sogar Laptops auf dem Wunschzettel. Als die heutigen Eltern und Großeltern Kinder waren, wünschten sie sich ein ferngesteuertes Auto, einen Schlitten, Puppenwagen oder eine Modelleisenbahn. Außerdem gehörten unterschiedliche Baukästen zu den Wünsche-Rennern. Und vielleicht hat so ein Baukasten sogar den einen oder anderen Berufswunsch beflügelt.
Großblockbauweise aus DDR-Zeit fand sich schnell in Spielzeuggeschäften wieder
Als Anfang der 1960er Jahre im Wohnungsbau der DDR die Großblockbauweise Einzug hielt, dauerte es nicht lange bis die sich auch in den Spielzeuggeschäften wiederfand. Mit den Systembaukästen aus Waltershausen konnten kleine sowie große Gebäude und sogar Hochhäuser im eigenen Kinderzimmer zusammengesetzt werden.
Das Prinzip war einfach. Die vorgefertigten weißen „Großplatten“ wurden per - immer blaue - Verbindungselemente zusammengesteckt. Anschließend konnten Fenster, Türen und Balkone eingesetzt werden, bis am Ende das Dach aufgesetzt wurde. Flach oder Spitzdach - alles ging.
Der erste dieser Baukästen kam 1963 auf den Markt, erzählt der Chef des Ascherslebener DDR-Spielzeugmuseums, Marko Krogmann. Produziert wurde diese Start-Serie übrigens unter dem Namen „Der moderne Großblockbaukasten“.
Fünf verschiedene Typen-Baukästen kamen in den Handel
Hersteller war zunächst die Firma Anni Friedrich. Als sich der Firmenname änderte, änderte sich auch die Bezeichnung der Baukästen. Unter dem Hersteller Kari (Karl Ribarsch KG) und dann unter der Firma Plaspi, die als Betriebsteil Waltershausen schließlich zum VEB Gothaer Kunststoffverarbeitung gehörte, wurde aus dem „Modernen Großblockbaukasten“ „Der kleine Großblockbaumeister“.
Aber egal wie die Firma gerade hieß, immer kamen fünf verschiedene Typen-Baukästen in den Handel. Und wer möglichst viele dieser Bausätze sein Eigen nannte, der konnte seiner Fantasie und Kreativität am Bau freien Lauf lassen und musste sich nicht unweigerlich auf die mitgelieferte Bauanleitung beschränken. Alle Bausätze waren miteinander kompatibel.
Diese Baukästen seien übrigens auch in Kindergärten und Horts als Spielzeug und Beschäftigungsmöglichkeit sehr beliebt gewesen, erklärt Marko Krogmann.
„Das haben wir in stundenlanger Kleinarbeit aufgebaut“
So findet sich im DDR-Spielzeugmuseum auch ein typischer Kindergartenschrank, gefüllt mit unzähligen Bauelementen. Und der Hingucker ist eine große Modelleisenbahnanlage, auf der sich zahlreiche Gebäude, die aus den Baukastenteilen zusammengesetzt sind, wiederfinden. „Das haben wir in stundenlanger Kleinarbeit aufgebaut“, so Krogmann. „Wir hatten irgendwann bemerkt, dass die Größenverhältnisse zwar nicht genau aber irgendwie doch ganz gut zu der Anlage passen“, so Krogmann.
Kompletter Flughafen im Baukastensystem
Der weiß übrigens auch, dass es neben den Typenbaukästen auch immer wieder Sondereditionen produziert wurden, die mehr oder weniger außer der Reihe in die Spielzeuggeschäfte kamen.
Zu den Raritäten für heutige Sammler gehört beispielsweise ein Baukasten, mit dem ein kompletter Flughafen aufgebaut werden kann. Da wurden auch gleich die Flugzeuge mitgeliefert.
Das besondere Stück befindet sich ebenfalls im Fundus des Museums. Es kostete seinerzeit 15,70 MDN (Mark der Deutschen Notenbank), wie auf dem Preisschild zu lesen ist. „Dafür würden Sammler heute ein Mehrfaches bezahlen“, weiß Krogmann. Aber verkauft werde nichts, man sei schließlich ein Museum.
Zubehör gab es in Themenbeuteln
Aber es waren nicht nur die kompletten Baukästen im Angebot. Daneben gab es viel Zubehör. Verpackt in Themenbeutel. Darin befanden sich unteranderem Autos, Traktoren und Mähdrescher. Sogar alles was zu einer richtigen Gärtnerei gehört gab’s im Beutelformat: Bäume, Sträucher, Gewächshäuser und ganze Blumenbeete.
Für die kleinen Baumeister war das Spiel mit den Baukästen eine tolle Sache. Und für die Eltern manchmal auch eine Herausforderung, wenn sie beim Aufbau der Fantasiewelten Hilfe beisteuern mussten. Und vielleicht ist ja der eine oder andere später wirklich Architekt oder Bauarbeiter geworden.
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Zeitreise in das Spielzeugland
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