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MZ-Adventskalender MZ-Adventskalender: In die Welt der Blumen flüchten

Von Kerstin Beier 18.12.2015, 19:34
Das Blumengeschäft im Elka gibt es seit 1997. Inzwischen ist dort schon zweimal umgebaut worden. Die Baldaufs betreiben außerdem noch den Laden am Krankenhaus.
Das Blumengeschäft im Elka gibt es seit 1997. Inzwischen ist dort schon zweimal umgebaut worden. Die Baldaufs betreiben außerdem noch den Laden am Krankenhaus. Kerstin Beier Lizenz

Aschersleben - Nicht oft, aber manchmal schafft es Daniela Baldauf, dem Trubel in ihrem Blumenladen im Elka-Kaufhaus zu entfliehen. Dann zieht sie sich in ihre Werkstatt zurück. Die zwei kleinen, völlig schmucklosen Räume in einem Hinterhof in der Taubenstraße hat sie angemietet, um besonders in Blumenkauf-Hochzeiten wie vor Ostern oder vor Weihnachten eine Chance zu haben, auf Vorrat zu arbeiten. In der Vorweihnachtszeit etwa entstehen hier die Adventskränze, auch Trockengestecke oder künstliche Gebinde werden hier hergestellt.

„Ich sag dann immer, ich gehe mal für zwei Stunden basteln“, lacht sie, „bei laufendem Betrieb drüben im Laden ist das einfach nicht möglich.“ Wer in den beiden kahlen Räumen steht, merkt gleich: Hier wird sich nicht wohlgefühlt, hier wird gearbeitet. Die 41-Jährige will bewusst nicht in die Werkstatt investieren, „so intensiv nutzen wir sie ja nicht.“ Und so stehen hier nur einige Regale für verschiedene Utensilien, ein Arbeitstisch und ein Ölradiator, um den Raum notdürftig zu erwärmen.

Blumenhandel als Familientradition

2003 hat Daniela Baldauf das Blumengeschäft von ihrer Mutter Rosalinde übernommen. Schon in sechster Generation, so berichtet sie, haben die Baldaufs mit dem Blumenhandel zu tun. Ihre Vorfahren im Sudetenland verkauften Blumen aus dem eigenen Garten im Flur ihres Hauses, weiß sie aus Erzählungen. Ihre Mutter, die zu ihrer großen Bewunderung noch heute mit 75 Jahren stundenlang im Laden steht, kam fünfjährig nach Aschersleben. Zu DDR-Zeiten führte sie den Blumenladen am Bahnhof, den allgegenwärtigen Mangel versuchte sie mit dem Anbau von Blumen im 900 Quadratmeter großen Garten auszugleichen.

1973, mit der Geburt ihres Sohnes, gab sie den Laden an die Stadtwirtschaftlichen Dienstleistungen ab. Doch mit der Wende nutzte sie sofort die Chance, sich erneut selbstständig zu machen. Das Geschäft im Bahnhof betrieb sie parallel zu dem im Elka noch ein paar Jahre, bis sie ihn aus wirtschaftlichen Gründen, weil der Kundenstrom immer geringer wurde, dann doch schließen musste. „Nach über 50 Jahren am Bahnhof hat das meiner Mutti sehr leid getan“, erinnert sich Daniela Baldauf, die 1995 ihre Floristenlehre in Halle beendete und anschließend ins Geschäft einstieg.

Blumenflut nach der Wende

Obwohl der Beruf der Floristin nicht ihre erste Wahl war, bereut sie ihre Entscheidung im Nachhinein ganz und gar nicht. „Es ist die Kreativität, die unseren Beruf ausmacht“, sagt sie. Da sei es ganz egal, welche Blume man in der Hand hat. Deshalb kann sie auch keine Lieblingsblume benennen. „Nach der Wende gab es im Gegensatz zur Zeit davor plötzlich alles. Wir sind von den holländischen Blumenhändlern regelrecht geflutet worden“, erinnert sie sich.

Auch daran, dass sie anfangs mit botanischen Büchern durch den Lkw gegangen ist angesichts der unbekannten Sorten. Von den holländischen Händlern sind nur noch zwei übrig geblieben, die mit Qualität und Frische überzeugt haben. Dazu kommen Gärtnereien aus der Region und der Leipziger Großmarkt, von dem die Baldauf-Frauen ihre Ware beziehen. Längst haben sich bei den Kunden Präferenzen gezeigt. „In der Weihnachtszeit wollen alle Amaryllis. Danach können wir die eine Weile nicht mehr sehen. Und spätestens im Februar geht es los mit den Frühlingssträußchen.“ (mz)