Montessori-Kinderhaus Montessori-Kinderhaus : Raketeningenieure unter sich

Aschersleben - Der Garten des Montessori-Kinderhauses am Ascherslebener Stadtpark hatte sich in eine Baustelle gewandelt - so richtig mit Baustellenschild, Material, Werkzeug und leuchtend gelben Helmen samt Warnwesten. Arbeitsschutz ist schließlich wichtig.
Etwa 25 Väter bevölkern das Gelände, um mit ihren Kindern zwischen zwei und sieben Jahren jeweils eine Rakete zu bauen.
Wie die aussieht, ob sie fliegt - völlig egal. Wichtig ist nur, dass die Männer Zeit mit ihren Sprösslingen verbringen können.
Der Umgang ist ungezwungen, viele kennen sich von Arbeitseinsätzen und Elternabenden.
Montessori-Kinderhaus: Kinderbaustelle erstmals in Aschersleben
„Einen Vater-Kind-Tag hatten wir im vergangenen Jahr schon, und der kam prima an“, erklärte Erzieherin Sandra Apel. Deshalb habe die Kita nach neuen Angeboten gesucht und sei dabei auf den Deutschen Familienverband Magdeburg gestoßen.
Einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter, Dennis Diestel, ist selbst ganz gespannt.
Seit fünf Jahren sind er und seine Kollegen mit der Kinderbaustelle unterwegs in Kindertagesstätten, in Schulen und auf Festen: „Wir wissen bei keiner Aktion, was uns erwartet. Ob die Leute mitmachen oder nicht, ob sie eine Idee entwickeln können.“
Montessori-Kinderhaus: Nach kurzer Unschlüssigkeit wird angefangen
Diese Sorge ist im Kinderhaus unbegründet. Nach kurzen Momenten der Unschlüssigkeit fangen die ersten an, Rundstäbe zu kürzen, Pappen zu rollen, zu kleben und zu schleifen.
René Röse kämpft gemeinsam mit dem vierjährigen Sohn Gustav mit dem dicken Klebeband, mit dem er den Raketenkörper an den zugesägten Füßen befestigen will.
„Ich bin ja nicht so der große Heimwerker“, gibt er zu, „aber das hier ist schon spannend.“
Montessori-Kinderhaus: Rakete mit dem eigenen Namen
Nebenan sind Michael Zimmermann und Erik, fünf Jahre alt, ganz bei der Sache. Auch ihre Rakete ist nach einer Viertelstunde schon als solche zu erkennen.
Jetzt kommt nur noch das Dach drauf, und schon kann es an die Farbgebung gehen. Selbstverständlich trägt das Flugobjekt den Namen „Erik“. „Wir bauen auch zu Hause ganz viel und sind eigentlich immer unterwegs“, erzählt der Gaterslebener.
„Es ist schön, das anzusehen. Das wünscht man sich viel öfter“, sagt Angelika Weferling beim Blick auf das Gewusel. Sandra Apel gefallen das Miteinander und der soziale Aspekt.
Montessori-Kinderhaus: Aus einfachen Dingen etwas machen
„Die Kinder müssen auch mal abwarten, fragen, sich austauschen und haben das Gefühl, gemeinsam etwas Schönes zu schaffen“, beobachtet sie.
Und die Kinder bekommen ein Gefühl dafür, dass auch aus einfachen Dingen etwas entstehen kann. Zu den Helfern gehört der Ascherslebener Sven Eidemüller - ein Freund von Dennis Diestel.
„Ich finde es wichtig, dass Kinder früh den Umgang mit Werkzeug erlernen. Da muss man nicht immer so viel Angst haben“, sagt er.
Montessori-Kinderhaus: Am Ende sind einige Geschosse zu schwer
Nach einer knappen Stunde ist klar: Bei weitem nicht alle Raketen werden am Ende tatsächlich fliegen - ihre Erbauer haben es mit dem Material wohl ein wenig zu gut gemeint und die Geschosse zu schwer gemacht.
Aber wie gesagt: Darauf kommt es nicht an. Dennis Diestel ist zufrieden, „niemand läuft orientierungslos herum“, sagt der Lockenkopf lachend.
Und findet: „Dieser Vater-Kind-Nachmittag ist einfach ein perfekter Start ins Wochenende.“ (mz)
