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Mietnomaden Mietnomaden: Ärger mit dem Mieter

Von harald vopel 14.01.2014, 18:35
Heike Dahm steht kopfschüttelnd inmitten des zurückgelassenen Mülls.
Heike Dahm steht kopfschüttelnd inmitten des zurückgelassenen Mülls. Frank gehrmann Lizenz

aschersleben/MZ - Die gebürtige Rostockerin Heike Dahm hat an Aschersleben guten Erinnerungen. Die stammen aus ihrer Kindheit. Damals war sie als Tochter einer Schaustellerfamilie regelmäßig in der Stadt. Dann stand auf dem Festplatz an der Walter-Dammköhler-Straße immer die „Walzerfahrt“ ihrer Eltern, und Heike saß manchmal an der Kasse. Und wenn sie nicht dort saß, dann ging sie für einige Tage - immer solange wie der Aufenthalt in Aschersleben dauerte - in die 2. Polytechnische Oberschule in der Froser Straße. Das war vom Wohnwagen nur ein Katzensprung. Sogar an den Namen des Direktors, Axel Krummhaar, kann sie sich noch erinnern.

Dieser Tage ist Heike Dahm wieder in Aschersleben. Sie und ihr Lebensgefährte Gerd Cramer sind stinksauer - aber auch ein bisschen froh. Schrankteile, Reste von Heimelektronikgeräten, Teller, Tassen, Reste von Hausrat und Müll liegen verstreut um sie herum. Von der Küchendecke ist der Putz abgefallen und es klafft dort ein großes Loch. Es zeugt von einem früheren Wasserschaden, dessen Folgen bis heute nicht behoben wurden.

„Rund 60 Säcke Müll haben wir am Montag weggefahren“, sagt Cramer. Er ist Eigentümer und Vermieter des Hauses in der Ascherslebener Bahnhofstraße. Stinksauer ist er auf die inzwischen ehemaligen Mieter, die die 73-Quadratmeter-Wohnung in einem erbärmlichen Zustand verlassen haben. Froh ist er darüber - dass er diese Mieter los ist.

Nebenkosten steigen rasant

„Wir haben die Wohnung im April 2004 vermietet - ohne Vorurteile“, sagt Heike Dahm, die sich um die Verwaltung des Hauses kümmert. Für 365 Euro plus 120 Nebenkosten. Weil die Mieter ohne Arbeit waren und Hartz IV empfingen, wurde die Mietüberweisung mit der Arbeitsagentur geregelt. Wenig später begannen die Strom-, und Wasserzähler ein gehöriges Tempo vorzulegen. Rund 200 Kubikmeter Wasser flossen aus den Hähnen der besagten Wohnung. Die Nebenkosten der seinerzeit neuen Mieter stiegen. Zunächst auf fast das Dreifache.

Nur die Zahlungen kamen beim Vermieter in diesen Höhen nicht an. Später dann zumindest eine Nachzahlung in Höhe durch die Arbeitsagentur. Die Rückstände wurden aber immer größer. Bis heute haben sich die noch verbliebenen Außenstände des Vermieters auf über 2 000 Euro summiert. Außerdem habe eine vereinbarte Ratenzahlung für die Mietkaution nicht funktioniert.

Mieter zieht anderthalb Jahre nach Kündigung aus

Zwei Jahre nach dem Einzug der Mieter habe sie die Wohnung bei einem Besuch schließlich in einem sehr schlechten Zustand vorgefunden, erzählt Heike Dahm. Alles in allem wurde schließlich die Kündigung zum 31. Juli 2012 ausgesprochen. Bis zum Auszug vergingen noch gut eineinhalb Jahre. Jetzt sollen alle Zimmer erst einmal renoviert werden, bevor die Wohnung wieder zur Vermietung stehe.

Bis vor einigen Jahren konnte auch der Geschäftsführer der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW), Wolfgang Adam, ein Lied von ausbleibenden Zahlungen und Ärger mit Mietern singen. Das habe sich inzwischen aber drastisch geändert, sagt der Chef der AGW, die über 3000 Wohnungen in ihrem Bestand hat.

Einige Fälle gäbe es zwar immer noch, weil man als Vermieter aber meist schnell - und manchmal auch drastisch - reagiere, hielten sich die Fälle jetzt in Grenzen. So müsse zwar immer mal wieder die eine oder andere Zwangsräumung angedroht werden, durchgeführt wurden bisher aber nur sehr wenige. Auch würde die Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur meist gut funktionieren.

Chaos auch in anderen Räumen.
Chaos auch in anderen Räumen.
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