Kreiskliniken Aschersleben-Staßfurt Kreiskliniken Aschersleben-Staßfurt: Adieu mit Träne im Knopfloch
Aschersleben/MZ. - Kolleginnen und Kollegen, Schwestern und technisches Personal haben ihm einen großen Abschied bereitet. Mancher hatte beim Überraschungsempfang in der Cafeteria ein Tränchen im Knopfloch. Schließlich kennen einige von denen, die mit Blumen und kleinen Erinnerungsgeschenken gekommen waren, Dr. Schwarz seit Jahrzehnten. Unter ihnen Pflegedienstleiterin Brunhilde Alte, die ihn als "Arzt des Volkes" bezeichnet.
Dies scheint nicht übertrieben, wenn man weiß, dass der Mediziner als Land- und Betriebsarzt im halben Landkreis gewirkt hat. Ihn kennen Hinz und Kunz, und er kennt sie. Im Umgang mit den Patienten kommt ihm seine über Jahre erworbene Menschenkenntnis oft zugute. Er weiß, bei wem er einen rauen, aber herzlichen Umgangston anschlagen kann und bei wem nicht. "Er hat die Gabe, gewisse Situationen zu entschärfen", weiß Kollegin Heidemarie Gottschalt, die 1968 nach Aschersleben kam und ihn als jungen Assistenzarzt kennenlernte. Als sie den Kollegen vorgestellt wurde, hieß es gleich: "Unser Lustigster ist gerade gar nicht da". Zu dem Zeitpunkt schwitzte der nämlich bei einer Weiterbildung in Dessau.
Dass Dr. Schwarz Chirurg geworden ist, habe er nie bereut. Obwohl er, der aus Gatersleben stammt und dem die Liebe zur Natur im Blut liegt, eigentlich mal als Förster durch die Wälder streifen wollte.
Nach dem Abitur an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät und einem mehrmonatigen Praktikum am Karbidofen in Buna studierte er zwei Jahre in Budapest, beendete sein Studium in Leipzig. Dass er die Fachrichtung Chirurgie wählen würde, daran gab es für ihn nie einen Zweifel. "Das ist was Handfestes, was Handwerkliches, und das hat mich schon immer interessiert", erzählt er. Kaum in Aschersleben, ging er sofort auf Brautschau. "Vom Fleck weg hat er unsere hübscheste Krankenschwester geheiratet", lacht Frau Alte. Die Familie vergrößerte sich bald: Zwei Töchter und die beiden Enkelkinder Klara und Franziska sind sein ganzer Stolz.
"Für den Beruf habe ich die Familie oft vernachlässigt", blickt er zurück auf ein anstrengendes Arbeitsleben, das meistens von den Bedürfnissen anderer bestimmt war. Manchmal bedauert er es, dass "die Medizin heute eine andere geworden ist." Er habe noch gelernt, mit den Patienten umzugehen, auf sie einzugehen. "Das ist leider etwas ins Hintertreffen geraten. "Der Patient kriegt nicht mit, wie gut jemand im OP ist. Er braucht Zuspruch und ein offenes Ohr", weiß der Oberarzt. Schuld an der "anderen Medizin" seien nicht die Ärzte, sondern die Umstände: hohe Dienstbelastung, überbordender Papierkrieg, gehobene Ansprüche, schwindendes Personal.
Wie es sich anfühlt, lebensgefährlich krank zu sein, hat er am eigenen Leibe erfahren müssen. Mitten im Dienst erlitt er einen Herzinfarkt, war von einer Minute auf die andere Patient im "eigenen" Haus. Den Kollegen verdankt er wohl das Leben, darüber sei er sehr froh.
Froh ist auch die "hübscheste Krankenschwester", die den Beruf vor fünf Jahren an den Nagel hängte und sich nun darauf freut, ihren Mann etwas mehr für sich zu haben. Haus und Wohnung sollen renoviert werden, eine kleine Urlaubsreise nach Mallorca ist geplant. Und dann wartet ja auch noch der Garten.