Krawall im Drogenring
Magdeburg/Aschersleben/MZ. - Schwangere geschlagen
Sie hätten ihn zu Boden geschlagen und getreten, einen Glaskrug auf seinem Kopf zerbersten lassen. Zu Tode erschrockene Freunde, die ebenfalls in der Wohnung waren, wurden von den anderen in Schach gehalten und am Eingreifen gehindert. Ebenfalls geschlagen worden sei die im achten Monat schwangere Freundin des Opfers, die einen Nasenbeinbruch erlitt. "Wo hast du es? Wo ist es?" sollen die Schläger immer wieder gefragt haben.
Mit "es" waren Drogen gemeint - denn die Angreifer sollen zu einem Rauschgifthändlerring im Ascherslebener Raum gehört haben, dessen Mitglieder um ihre Umsätze fürchteten. "Richie" soll seine Drogen "schwarz", also ohne Einverständnis der in der Szene etablierten Händler, verkauft haben.
Drei der fünf - zwei sind inzwischen tot - stehen jetzt vor dem Magdeburger Landgericht. Zur Sache möchten Mario G. und Andy D., die beiden Hauptangeklagten, nicht aussagen. Auch Uwe F., der die beiden Schläger zur Wohnung des Opfers geführt und die Haustür aufgeschlossen haben soll, schweigt lieber. "Damit haben wir schon gerechnet", so der Vorsitzende Richter Norbert Kütemeyer. Das Verfahren, für das weitere drei Verhandlungstage angesetzt sind, wird also im Wesentlichen von den 15 geladenen Zeugen und von Sachverständigen abhängen. Auf Anregung eines Verteidigers soll zunächst geprüft werden, inwieweit die vor der Polizei gemachten Aussagen eines inzwischen verstorbenen Beteiligten juristisch verwertbar sind. Denn der Drogenabhängige soll zu jener Zeit unter erheblichem Medikamenteneinfluss gestanden haben.
Sucht mit Folgen
Einer der drei Angeklagten, der Magdeburger Mario G., sitzt seit 2002 in der Justizvollzugsanstalt Naumburg eine sechsjährige Haftstrafe ab. Eine abgeschlossene Lehre haben alle drei - wie sie ins Drogenmilieu geraten sind, kam beim Prozessauftakt noch nicht zur Sprache. Der Jüngste der drei, der 22 Jahre alte Ascherslebener Uwe F., hat bereits eine unselige Drogenkarriere einschließlich Beschaffungskriminalität und Entzug hinter sich. Im Dezember ist er zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Verfahren wird fortgesetzt - die MZ wird berichten.