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Konzertreihe in Aschersleben Konzertreihe in Aschersleben: Von Barock bis zum "grünen Kaktus"

Von Marie-Luise Graichen 20.09.2015, 15:54
Bläser aus Leipzig spielten Musik aus der Barock-Zeit.
Bläser aus Leipzig spielten Musik aus der Barock-Zeit. Gehrmann Lizenz

Aschersleben - Etwas Wehmut war am Freitagabend bei den Konzertbesuchern von „Klassik im Denkmal“ schon zu spüren, denn es war das letzte Konzert in diesem Jahr in der Weißen Villa, zu dem sie erwartungsfroh und sehr zahlreich gekommen waren. „Laut wird es im Saal mit den Bläsern zugehen und es bleibt glücklicherweise auch im nächsten Jahr musikalisch lebhaft in diesen Räumen, denn es werden wieder fünf Konzerte stattfinden“, konnte Beatrix Lampadius voller Freude ihren Gästen mitteilen.

Für das Konzert am Freitag waren vier hervorragende Bläser aus Leipzig angereist und versprachen ein musikalisches Bouquet mit Trompeten und Posaunen. So eröffneten sie dann auch den Abend mit feierlich-festlichen Klängen mit der Sonata aus „Neugebackene Tafelschnitz… 1685“ des barocken Komponisten Daniel Speer. „Eigentlich müssten wir die Stücke des Barock mit Originalinstrumenten wie beispielsweise dem Zink oder der Naturtrompete spielen, denn die Musik für Barock bis in die Renaissance hinein war für Streicher und Holzblasinstrumente geschrieben“, erläuterte der Leiter des Bläserquartetts, Jürgen Hartmann, dem Publikum.

Er und seine Musikerkollegen Sebastian Taubert (Trompete), Johannes Kronfeld (Posaune) und Masafumi Sakamoto (Posaune) spielen die auf heutige Instrumente adoptierte barocken Stücke mit musikalischer Sorgfalt und Einfühlungsvermögen. Einen Einblick in original klingende Töne erhielt das Publikum beim ersten Stück dennoch, als Hartmann seine eigentümlich aussehende Naturtrompete einsetzte.

Freund von Johann Sebastian Bach

Er beschäftigt sich innerhalb seiner pädagogischen und musikalischen Tätigkeit mit weiterführenden Studien zu den barocken Instrumenten und dabei speziell mit der Naturtrompete. Die Bläser blieben in der Programmfolge im Bereich des Barock mit einer Sonate des Komponisten Gottfried Reiche aus Leipzig. Als Freund von Johann Sebastian Bach wirkte er zu seiner Zeit als geschätzter Solist und spielte anspruchsvolle Partien der Bach’schen Kompositionen und hinterließ der Nachwelt auch eigene Kompositionen.

Weitere Stücke aus dem Barock folgten in der abendlichen Konzertfolge, wobei der französische Komponist Claude Gervaise aus dem 16. Jahrhundert mit „zwei altfranzösischen Tänzen“ der Renaissance zugeordnet werden kann. Mehrstimmige Tanzstücke im volkstümlichen Charakter waren zur damaligen Zeit typisch und gefielen auch dem Konzertpublikum in heutiger Spielweise sehr.

Viel Zwischenapplaus war der Lohn für den konzertanten Genuss, den die vier Bläser dem Publikum mit ihrem außerordentlichen Einsatz und einem ebenso kurzweiligen wie anspruchsvollen Programm verschafften. Dabei verstanden es die Leipziger Musiker vortrefflich, sowohl Polka und Märsche in das Programm einzubetten wie auch „Mein kleiner grüner Kaktus“ von Bert Reisfeld oder die meisterhaft für Bläser adoptierte Ouvertüre aus „Der Barbier von Sevilla“.

Dass als vorletztes Stück der „Trauermarsch“ von Mozart zu hören war, schmälerte den Konzertgenuss in keiner Weise, denn dass die Musiker „auch anders konnten“, hatten sie bewiesen. (mz)