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Königlicher Besuch aus Calbe

Von Susanne Thon 07.10.2007, 15:38

Staßfurt/MZ. - "Der Tag der Regionen bietet eine gute Möglichkeit, vorhandenes Potenzial darzustellen, sich auf die eigene Kraft zu besinnen", sagt Petra Wernicke, Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt, und spricht von einer Erfolgsgeschichte: Mit über 100 Veranstaltungen und 76 Akteuren bei der zentralen Veranstaltung "sind wir mit Abstand die Besten, was die Vielfalt anbelangt", kann die Schirmherrin, die das Markttreiben am Sonntag eröffnet hat, nach Gesprächen mit ihren Amtskollegen aus anderen Ländern behaupten. Zum 7. Mal wurde der bundesweite Aktionstag durchgeführt, zum zweiten Mal auch in Staßfurt, das erste Mal im Salzlandkreis.

"Jahrelang war es spannend, Produkte aus aller Herren Ländern zu genießen - ob Kiwis aus Neuseeland oder Steaks aus Argentinien", macht Landrat Ulrich Gerstner auf eine Trendwende aufmerksam. Die Landwirte haben sich auf die Umorientierung eingestellt, vermarkten regionale Erzeugnisse direkt: "Ein guter Ansatz", wie er findet. Man müsse sich der Stärken der Region bewusst werden, findet Staßfurts Bürgermeister Martin Kriesel: "Nur wenn man die eigenen Produkte wahrnimmt, können wir in einer globalisierten Welt existieren", ist er überzeugt.

Wie die Besen und Bürsten vom Bernburger Michael Matthes. "So ein Rosshaarbesen hält Jahrzehnte, eine Kleiderbürste 100 Jahre, Voraussetzung ist die richtige Pflege", schwört der Bürstenmacher auf die von ihm gebotene Qualität seiner Waren. Im Sortiment befinden sich geschätzt 1 000 verschiedene - kleine und große, mit Naturborsten, das sind die hellen, den dunklen vom Wildschwein, Federn oder Pflanzenfasern. "Bei 800 habe ich aufgehört zu zählen." Seit 1993 betreibt er dieses Handwerk, das in seiner Familie Tradition hat.

In dritter Generation erhält auch Olaf Kriebel aus Calbe das Korbflechterhandwerk aufrecht. "Aber es ist am Aussterben", bedauert er, der sich damit nur ein "Zubrot" verdient, leben davon könne er schon lange nicht: "Kaum einer würde für einen einzigen Stuhl 140 Euro bezahlen", weiß der Händler, "der Stundenlohn da beträgt aber nur 2,50 Euro", merkt er an. "Früher war das Material Mangelware, heute schnellen die Rohstoffpreise hoch." Das Interesse sei schon da, die Resonanz halte sich jedoch in Grenzen, sagt der Calbenser und wendet sich wieder der Sitzfläche zu, für die er wohl noch den ganzen Tag braucht. Aus dem Sperrmüll stammen die Stühle, die er jetzt in mühseliger Arbeit aufarbeitet.

Mit seinen Mitstreitern, der Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden, der Rolandgruppe und dem Förderverein der Calbenser Bollenkönigin sowie des königlichen Bollenfestes, vertritt er seine Stadt bunt. Die Blicke regelrecht auf sich ziehen die prächtig gewandeten hohen Herrschaften, als sie über den Markt schlendern: Lucy I., seit September amtierende sechste Zwiebelkönigin, ihr Haus- und Hof-Fotograf Jürgen Kuhlbrodt, der Roland von Calbe, Anna Margareta von Haugwitz und ihr Angetrauter, der schwedische Marschall Carl Gustav Wrangel.

Bereits am Sonnabend wurde der "Tag der Regionen" mit einem Konzert "Musik gegen Armut und Hunger" dreier Staßfurter Bands und einem Tanz eröffnet.