1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Vom Kinder-Notdienst weggeschickt: Kinder-Notdienst bei Ameos Aschersleben: Eltern aus Nachterstedt werfen Personal unterlassene Hilfe vor

Vom Kinder-Notdienst weggeschickt Kinder-Notdienst bei Ameos Aschersleben: Eltern aus Nachterstedt werfen Personal unterlassene Hilfe vor

Von Regine Lotzmann 12.02.2019, 08:57
Das Ameos-Klinikum in Aschersleben.
Das Ameos-Klinikum in Aschersleben. Gehrmann

Aschersleben - Sie wollen ihren Unmut über die Arbeitsweise des Kinder-Notdienstes im Ameos-Klinikum Aschersleben zum Ausdruck bringen, sagt Familie Pache aus Nachterstedt. Ihre zwölfjährige Tochter leide unter Mukoviszidose und habe zu Hause Infusionen als ambulante Therapie erhalten.

„Dabei kann es auch mal passieren, dass wir im Falle einer undichten Flexüle auf die Unterstützung im klinischen Kinder-Notdienst des Ameos-Klinikums angewiesen sind“, sagt Katrin Dippner-Pache.

Eltern wollten undichte Flexüle ihrer Tochter erneuern lassen

„Es hätte nur eine Flexüle erneuert werden müssen“, erklärte die Nachterstedterin. Durch diesen dauerhaften Zugang bekommt das Mädchen die Medikamente injiziert. Allerdings sei die Familie mit den Worten „das machen wir nicht, da könnte ja jeder kommen“ abgewiesen worden.

Erst in der Uniklinik in Halle, wo das Mädchen wegen seiner Krankheit behandelt werde, sei die Flexüle ausgewechselt worden. Die Familie spricht von unterlassener Hilfeleistung. „Wir haben es als beschämend empfunden, dass ohne inhaltliche Aussage keinerlei Hilfeleistung für unsere Tochter möglich war. Wir haben Hilfe erwartet.“

Ameos-Direktor weist Vorwürfe zurück und entschuldigt sich wegen unglücklicher Wortwahl

Den Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung weist Krankenhausdirektor Sebastian Lehotzki allerdings zurück. „Das Schicksal, das die Familie Pache ertragen muss, ist ein sehr schwieriges und sie kann sich unseres Mitgefühls sicher sein“, schickt er vorweg und hat sich auch schon persönlich an die Familie gewandt, um den Vorwurf zu klären.

„Nur wenn der Patient vital bedroht gewesen wäre und wir nicht alles Menschenmögliche getan hätten, um ihn zu retten, dann wäre es eine unterlassene Hilfeleistung gewesen“, so Lehotzki.

„Sollte sich eine Mitarbeiterin im Ton vergriffen haben oder die Wortwahl unglücklich gewesen sein, dann bitte ich um Entschuldigung dafür“, sagt der Krankenhausdirektor.

In medizinischer Hinsicht verteidigt Lehotzki die Pflegekräfte

Inhaltlich halte er das Vorgehen der Pflegekräfte aber für „grundrichtig“. „Wir sind nicht in der Lage, einen Patienten ambulant mit einer Flexüle auszustatten, wenn wir die Patientengeschichte nicht kennen“, sagt Lehotzki.

Auf der müsse die Klinik - aus Sicherheitsgründen - in schriftlicher Form bestehen. Anderenfalls würde sie sich unter Umständen wegen Körperverletzung strafbar machen.

Das geringste Risiko sei da eine Infektion. „Wir konnten also nicht die erwartete Hilfe geben, sondern nur die im Rahmen unserer Möglichkeiten“, sagt Lehotzki. Und die habe so ausgesehen, dass das Klinikum das Kind stationär aufnimmt und die Therapie unter Beobachtung fortsetzt. „So hätten wir gesehen, was mit unserem Zugang passiert.“

Niedergelassene Kinderärzte betreiben Kinder-Not-Dienst mit Pflegekräften von Ameos

Zudem sei der Kinder-Notdienst, so erklärt der Krankenhausdirektor weiter, eigentlich gar keine Einrichtung des Klinikums. Der werde von der Kassenärztlichen Vereinigung mit niedergelassenen Kinderärzten der Region betrieben.

„Wir unterstützen das nur mit Pflegekräften“, so Lehotzki. Trotzdem sieht er sich in der Verantwortung. „Ich bedaure zutiefst, dass wir die Erwartungen der Familie nicht erfüllen konnten, obwohl wir Alternativen aufgezeigt haben“, fährt er fort und gibt zu: „Das ist eine schwierige Situation für alle Beteiligten.“

Familie Pache bezeichnet die Alternativen jedoch als unverhältnismäßig. Ein weiterer kraftraubender Klinikaufenthalt sei für die Tochter, die von klein auf unzählige Medikamente nehmen, regelmäßig Atemgymnastik machen und ständig ins Krankenhaus müsse, nicht zumutbar gewesen.

Familie kritisiert angebotenen Klinikaufenthalt der Tochter als kraftraubend

Die Antworten des Krankenhausdirektors sehe die Familie deshalb als „halbherzige Bekundungen“ an. „Fakt ist“, sagen die Eltern, „zum besagten Zeitpunkt wurde uns die erwartete Hilfe verwehrt.“

„Das größte Problem ist wohl, dass wir den Erwartungen nicht gerecht geworden sind“, sagt Lehotzki dazu. „Ich verstehe, wenn das Kind so krank ist, dass ein Klinikaufenthalt eine psychische Belastung ist. Aber das entbindet uns nicht von unserer Fürsorgepflicht.“

Jedem, erklärt Lehotzki weiter, stehe das Recht auf Beschwerde zu. Die Klinik besitze ein gut strukturiertes Beschwerdemanagement. Das sei direkt in der Krankenhausleitung angesiedelt. Bei Problemen gebe es eine schriftliche Rückmeldung.

„Und wir versuchen auch, persönlich ins Gespräch zu kommen“, sagt der Krankenhauschef und erklärt: „Da hier Menschen arbeiten, können immer mal Fehler passieren, oft handelt es sich aber um Missverständnisse.“ (mz)