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Keine Fitness wegen Corona  Keine Fitness wegen Corona : Die Zitterpartie für Steffen Fleischer hat erst begonnen

Von Harald Vopel 18.03.2020, 12:52
Steffen Fleischer fürchtet großen wirtschaftlichen Schaden im Falle einer Schließung.
Steffen Fleischer fürchtet großen wirtschaftlichen Schaden im Falle einer Schließung. Frank Gehrmann

Aschersleben - An einem ganz normalen Tag surren hier die Laufbänder, rattern die Ruderergometer und werden Hanteln gestemmt. In den Stoßzeiten schwitzen in der Fitnesshalle des Ascherslebener Gesundheitszentrums zwischen 80 und 100 Besucher, sagt Inhaber Steffen Fleischer.

Ganz normale Tage gibt es derzeit aber nicht. Am Dienstagvormittag haben sich gerade einmal vier Fitness-Enthusiasten hierher verirrt. Noch ist das Studio in der Weststraße geöffnet, aber Steffen Fleischer wartet jede Minute auf die Hiobsbotschaft - vom Land oder vom Landkreis - dass er schließen muss. Wegen der Corona-Krise.

„Logisch, dass wir uns dann zurückziehen müssen“, sagt der Studio-Chef mit Sorgenfalten auf der Stirn. „Das Schlimmste wäre eine Ausgangssperre“, kommentiert er die Gesamtsituation.

Weniger Besucher schon Tage zuvor

Schon in den Tagen zuvor seien weniger Besucher gekommen. Das erschien aber noch nicht so bedrohlich, wie eine jetzt im Raum stehende Schließung. „Keiner weiß für wie lange“, so Fleischer. Die wirtschaftlichen Folgen wären eigentlich nicht abzusehen.

Das finanzielle Polster eines Fitnessstudios sei eher bescheiden. Die Miete muss gezahlt, die Mitarbeiter müssen bezahlt und Kredite bedient werden. Schließlich sei man ständig dabei zu investieren, um die Angebote immer auf dem neuesten Stand zu halten. Da sei man auf die Einnahmen angewiesen. Brechen die weg, wird’s richtig eng.

Alle Kunden werden schriftlich informiert

1.500 Kunden zählt das Gesundheitszentrum. Die kommen normalerweise regelmäßig - nicht nur, um ihre Muckis zu stärken, sondern sie nutzen auch die zahlreichen anderen Angebote. Insgesamt über 70. Dazu zählen unter anderem Kurse in Sachen Rückenfitness, „Bauch, Beine, Po“, Nordic Walking, Kindertanz, Yoga Balance und der Rehabilitationssport. „Im Falle einer vorübergehenden Corona-Zwangsschließung werden wir alle Kunden schriftlich informieren“, so Fleischer.

Und er hofft, dass möglichst alle bei der Stange bleiben und vielleicht sogar die Beiträge in einer möglichen Schließzeit weiterzahlen und später verrechnen lassen. Das würde im Fall der Fälle zumindest ein bisschen helfen.

Ob man eine Zwangspause für die Erledigung dringend anstehender anderer Arbeiten nutzen könnte?

Fleischer zuckt mit den Schultern. Mehr als Putzarbeiten und kleinere Schönheitsreparaturen fallen ihm da nicht ein. Und die wären in ein bis zwei Tagen erledigt. Für größere Arbeiten - die, wenn nötig, normalerweise immer für den Sommer geplant werden - bekomme man derzeit sowieso keine Handwerker, ist sich Fleischer sicher.

Bliebe - sollte der Ernstfall einer Schließung eintreten - lediglich, die Zeit zu nutzen, um sich über Möglichkeiten des Erhalts der finanziellen Liquidität in einem solchen Krisenfall zu informieren und auf einen Rettungsschirm zu hoffen.

Und was machen die Kunden?

Steffen Fleischer ist vorsorglich schon gefragt worden, ob er nicht ein Video drehen und ins Internet stellen könnte - mit Fitnesstipps für den Sport in den eigenen vier Wänden. Das sei aber schon in der Kürze der Zeit nicht machbar, so Fleischer. Vielmehr verweist er darauf, dass es nicht nur wegen der Corona-Krise unzählige Beiträge zu diesem Thema im Netz gäbe. Und dann, am Nachmittag, kam sie tatsächlich - die bis dahin gefürchtete Nachricht.

Auf Verfügung der Landesregierung müssen ab dem heutigen Mittwoch unter vielen anderen Geschäften und Einrichtungen auch die Sport- und Fitnessstudios schließen.(mz)