Schwerkrank in Aschersleben Kein Besuch beim sterbenden Partner wegen fehlendem Coronatest?
Eine 84-Jährige benötigt einen Coronatest, um ihren sterbenden Mann im Ameos-Klinikum Aschersleben zu besuchen. In der einzigen Teststation der Stadt geht das ohne Handy aber nicht. Welche Lösung die Klinik am Ende fand.

Aschersleben/MZ - Wenn der Ehepartner in das Krankenhaus muss, dann ist das für die meisten Menschen schon schwer. Wenn der Ehepartner dann auch noch im Sterben liegt, dann ist es umso schwerer. Aber wenn einer 84-Jährigen, die ihren noch um einige Jahre älteren Ehemann vor einer Woche im Ameos-Klinikum Aschersleben besuchen will, dieser Besuch verwehrt wird, dann bricht eine Welt zusammen.
Seit dem 1. Oktober müssen Besucher in Pflegeheimen und Krankenhäusern einen negativen Corona-Schnelltest vorlegen. In Aschersleben gibt es aber nur noch eine Schnellteststation am Ballhaus. Und ohne ein Smartphone beziehungsweise eine E-Mail-Adresse geht dort überhaupt nichts mehr. Für die 84-Jährige ohne ein solches Gerät gab also überhaupt keine Chance, zu solch einem Schnelltest zu kommen, berichtet Rüdiger Schulz, Amtsleiter für kommunale Beziehungen und Soziales bei der Stadt Aschersleben, am Rande eines Pressegesprächs.
Corona-Teststation in Aschersleben: Kein Drucker vorhanden
An der Schnellteststation am Ballhaus könnte man also nicht einfach so vorbeikommen, berichtet er. Man benötige einen nur online zu vereinbarenden Termin und außerdem eine E-Mail-Adresse, an die das Ergebnis verschickt werden kann. Einen Drucker gibt es dort nicht, wird der MZ bei einem Vorort-Besuch bestätigt. Das Ergebnis kommt per E-Mail auf die Smartphones oder anderen digitalen Geräte der Testpersonen. Und es kann so am Klinikum vorgezeigt werden.
Die meisten Senioren hätten inzwischen ein Smartphone und WhatsApp, ist zu erfahren. Die E-Mail könnte dann an die Adresse der Kinder oder vielleicht eines Nachbarn verschickt werden, der dann die Datei per WhatsApp an die Testperson ohne Mailadresse weiterleitet oder das Dokument bei sich ausdruckt und es der Testperson gibt.
Aschersleben: Kein Corona-Test mehr ohne Smartphone möglich?
„Aber es kann doch nicht sein, dass man sich im Alter von 84 Jahren ein Smartphone zulegt und sich den Rest seines Lebens mit so einem Ding rumplagt“, findet Rüdiger Schulz. „Zumal das medizinische Fachpersonal, dass solch einen Test abnehmen kann, in den Ameos-Kliniken vorhanden sein dürfte“, denkt der Amtsleiter, der sich als Besitzers eines alten „Nokia-Ziegels“ outet.
Schulz berichtet aber von einem Theaterbesuch im April, wo das Theater eine kleine Teststation errichtet hatte. Sowas müsste doch eine Klinik auch zustande kriegen, denkt Schulz. „Das ist im höchsten Maße unbefriedigend.“
Corona-Test für Krankenbesuch: Lösung gefunden
Nach einer MZ-Anfrage in der Pressestelle von Ameos Ost und der Vermittlung des Kontaktes zu der 84-Jährigen gibt der Kommunikationschef Markus Geppert Entwarnung. „Natürlich haben wir eine Lösung gefunden“, betont er. Man habe sofort die Schichten am Empfang informiert, den Corona-Test für die Dame selbst durchzuführen. „Ich hoffe, dass am Empfang eine entsprechende Sensibilisierung erfolgt.“ Man habe auch die Klinikdirektoren in den Ameos-Häusern gebeten, mit Augenmaß zu gucken, „an welcher Stelle es vielleicht angemessen ist, ein Auge zuzudrücken und zu sagen - na klar machen wir das jetzt schnell“, so Geppert.
Für jeden Besucher wäre das aber nicht machbar. „Das ist ja nicht die Regel“, sagt Geppert. Als Ursache für diesen Fall vermutete er „mangelnde Empathie bei Einzelpersonen“. Vielleicht seien die Damen am Empfang auch zu regelkonform gewesen und hatten Angst, dann „vielleicht einen auf den Deckel zu kriegen. Wir haben noch mal alle sensibilisiert.“
Die 84-Jährige sei sehr dankbar gewesen, dass es am Ende eine Lösung gab, berichtet Marcus Geppert. Er sieht aber auch „die Gefahr, dass sich das herumspricht und Besucher einfach sagen, dann kann ich mich ja da testen. Das ist natürlich nicht die Dauerlösung“, betont er.