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Käserei Käserei: Naturhof rappelt sich wieder auf

Von REGINE LOTZMANN 19.01.2010, 16:35

FRIEDRICHSAUE/MZ. - Übrig geblieben sind Glöckchen, Lore und einige andere ältere Ziegen-Damen, die in Friedrichsaue nun ihren Ruhestand genießen. Sie haben es sich - umzingelt von rund 60 Milchschafen - im duftenden Stroh bequem gemacht und dösen ein bisschen vor sich hin. "Die Ziegen stammen noch aus der Zeit, wo alle Tiere hier einen Namen hatten", zeigt Ina Zippel auf die Gehörnten und ist schon ein bisschen stolz darauf, dass die Ziegen - die laut Statistik in der Milchproduktion nur vier Jahre alt werden - inzwischen sogar schon sechs sind.

Dass die Unternehmerin die Milchziegen verkaufen und nur noch die Schafe behalten wollte, dafür nennt sie gleich mehrere gute Gründe. "Das bedeutet für uns eine große Erleichterung - wir müssen nur noch eine Tierart halten, eine Tierart melken und eine Milchart kühlen", erklärt die Diplomlandwirtin und Staatlich geprüfte Umweltschutztechnikerin, die ihren kleinen Vier-Mann-Betrieb an der Kreisgrenze zum Harz seit Jahren über Wasser hält.

Was nicht ganz einfach ist. Denn erst im vergangenen Jahr hatte sie große Probleme mit einem ehemaligen Geschäftspartner, kämpft derzeit um 90 ihrer Tiere und muss den Verlust ihres Zwischenhändlers verkraften. Doch sie versucht tapfer, sich wieder aufzurappeln, bildet mit Philipp Zschemisch und Melanie Pöpel sogar zwei Lehrlinge aus - zum Tierwirt Schäferei.

"Auch in der Käserei wollte ich Lehrlinge einstellen, doch diesen Aufwand kann ich mir im Moment nicht leisten", gesteht die studierte Landwirtin, die seit vier Jahren ihren eigenen Käse herstellt. Weichkäse aus Schaf- und Ziegenmilch - letztere lässt sie sich nun aus einem Partnerbetrieb zuliefern -, Käse in Öl, Schnitt- und Frischkäse für den Hofladen. Insgesamt 400 Kilogramm im Monat. "Eigentlich sollen es 800 sein", nennt sie ihr Ziel. "Das mangelt im Moment aber am Umsatz - wir suchen deshalb neue Kunden." Dafür hat Ina Zippel einen Außendienstmitarbeiter. Denn nur im Hofladen verkaufen, das geht nicht, der ist kaum frequentiert. Deshalb ist sie froh darüber, ihre Ware im Einzelhandel zu verkaufen, sogar bei einer großen Warenkette gelistet zu sein. Geliefert wird so nach Niedersachsen und Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie nach Nordrhein-Westfalen.

Stolz ist die Besitzerin des Friedrichsauer Naturhofes zudem, dass sie jetzt - übrigens als einziges Unternehmen in der Stadt Seeland - auch in der vom Salzlandkreis initiierten Broschüre "Regional is(s)t optimal" aufgeführt ist. Ein Blättchen, das die Erzeuger und Direktvermarkter im Salzland unterstützen will. "Regional einzukaufen", heißt es darin, "heißt, mit dem Erzeuger ins Gespräch zu kommen, Inhaltsstoffe und Anbautechniken zu erfragen sowie den speziellen regionalen Geschmack zu genießen."

Davon hätte die Friedrichsauer Unternehmerin übrigens noch viel mehr, wenn sie endlich in ihrer Nähe einen gewerblich zugelassenen Schlachter finden würde. "Er muss EU-zugelassen sein, damit wir das Fleisch und die Wurst unserer Schafe auch verkaufen dürfen."

Um eine bessere Fleischqualität zu erhalten, will die Landwirtin deshalb auch ihre ostfriesischen Milchschafe nach und nach durch französische Lacaune-Schafe ersetzen. "Die können zudem das ganze Jahr über gedeckt werden." Jeweils kleinere Gruppen tragender Tiere seien nämlich günstiger. Denn Schafe, die bald lammen, werden nicht gemolken. Auf diese Weise hätte der Naturhof dann das ganze Jahr über Milch.