Kaiserhof Quedlinburg Kaiserhof Quedlinburg: Das gute Stück kommt immer teurer
Quedlinburg/MZ. - Hintergrund ist die Ankündigung des Magdeburger Regierungspräsidiums, im Falle eines Verkaufs des Kaiserhofes ohne eine anschließend garantierte, öffentliche Nutzung, Fördermittel zurückzufordern. Anfang der 90er Jahre waren rund 2,3 Millionen Mark Zuschüsse in den größten Veranstaltungssaal der Stadt für Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten geflossen. Die Stadt verhindert damit womöglich in letzter Sekunde ein finanzielles Desaster, verbunden mit einem kommunalpolitischen Skandal. Denn die Rückforderungssumme liegt fast zehnmal so hoch, wie der Verkehrswert des Kaiserhofs von nur 280 000 Mark.
Das im Falle eines Verkaufes ohne anschließende Zweckbindung - bei einer Auktion wäre das Risiko noch größer - mit Fördermittel-Rückforderungen des Regierungspräsidiums zu rechnen war, ist in der Verwaltung mindestens seit 1999 bekannt. 1998 hatte der Rat erstmals beschlossen, den Kaiserhof zu verkaufen, doch aufgrund des Sanierungsaufwandes und der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten fand sich kein Käufer. Im Mai 1999 wurde deshalb erstmals beschlossen, das Gebäude auf einer Auktion anzubieten - Anfangsgebot waren 150 000 Mark. Wenige Tage vor dem Versteigerungstermin am 18. September 1999 wurde der Beschluss gekippt. Offizielle Begründung: Man wolle nicht das einzige Tagungs- und Kongresszentrum der Stadt verlieren. Trotz enormer Betriebs- und Personalkosten, die etwa 400 000 Mark pro Jahr betrugen. Nach MZ-Informationen hatte der damalige Oberbürgermeister Rudolf Röhricht im Hauptausschuss vor einer möglichen Rückforderung von Fördermitteln gewarnt, wenn der Kaiserhof nach einem Verkauf nicht mehr öffentlich genutzt würde. Offenbar folgenlos, denn die Verkaufsabsichten blieben bestehen, im Dezember vergangenen Jahres wurden diese durch einen neuerlichen Auktionsbeschluss sogar forciert. Brecht erklärte, von den ganzen Vorgängen bis vor wenigen Wochen nichts gewusst zu haben, "sonst hätte ich dem Auktionsbeschluss im Dezember nicht zugestimmt". Erst nach Gesprächen im Regierungspräsidium, die offenbar Mitglieder der Quedlinburger freien Wähler im Januar führten, wurde die Dramatik offenkundig.
Brecht hielt sich am Montag mit konkreten Schuldzuweisungen zurück und meinte nur global: "Es hat offensichtlich Fehleinschätzungen in den Jahren 1999 bis Frühjahr 2001 gegeben." In Absprache mit dem Regierungspräsidium soll der Kaiserhof nun in das Treuhandvermögen des Sanierungsträgers der Stadt, der Baubecon, überführt werden. Dann soll versucht werden, den Gebäudekomplex mit dem Ziel einer öffentlichen Nutzung zu verkaufen. "Wir verhandeln derzeit mit vier Interessengruppen, von denen zumindest eine ein Konzept in der Nähe der Machbarkeit hat", sagte Brecht. Dennoch räumte er einem Verkauf nur eine Chance von zehn bis 20 Prozent ein. Ungeachtet der Entwicklung wird der Kaiserhof am 31. März geschlossen, um die Betriebs- und Personalkosten auf etwa 20 Prozent zu reduzieren, so Brecht.