Besonderer Gottesdienst In Winningen treffen beim Gottesdienst Schlager und Glauben aufeinander
Gut 100 Besucher waren beim ersten Schlagergottesdienst am Winninger Teichberg dabei.

Winningen/MZ - Was haben Manuela, Peter Maffay, Marianne Rosenberg, Die Flippers und Helene Fischer gemeinsam? Ein Titel jedes Interpreten ist am Freitagabend Teil des ersten Schlagergottesdienstes in Winningen. Auf einer Wiese Am Teichberg finden sich mehr als 100 Menschen ein, um den Worten der Ascherslebener Pfarrerin Anne Bremer zu lauschen und (vollkommen untypisch für eine solche Zusammenkunft) Schlagerhits statt Kirchenliedern mitzusingen.
Ungeahnte Parallelen
„Schlager und Glaube - das passt total gut zusammen“, meint Anne Bremer in ihrer Eröffnungsrede. Viele Themen der Lieder würden sich im christlichen Glauben wiederfinden. Liebe, Sehnsucht und Freude wären in beiden Welten zentrale Säulen. Das Erzählen von der „heilen Welt“ übernehme für die Gläubigen die Bibel, das schlagertypische Mutmachen spiegele sich im Vertrauen in Gott wider. Und nicht zuletzt würde der Deutsche Schlager ebenso wie der Glaube heutzutage viel belächelt werden, sei aber nicht totzukriegen.
„Es ist ein riesiges Experiment“, sagt Anne Bremer. Als sie zu später Stunde des letztjährigen Sommerfestes der Gemeinde bemerkte, wie lautstark die Winninger Schlagertexte mitsangen, kam ihr die Idee, dieser Musikrichtung einen Platz im Gottesdienst einzuräumen. Und am Freitagabend ist spätestens beim zweiten Lied sicher, dass das in Winningen gut ankommt. Jung und Alt steigen in Peter Maffays „So bist du“ mit ein und entwickeln schnell ein Gemeinschaftsgefühl.
Gemischtes Publikum
Obwohl es in erster Linie eine Veranstaltung für die Winninger Gemeinde ist, gehören bei Weitem nicht alle Anwesenden dazu. Selbst Ortsbewohner, die sonst nicht den Weg in die Kirche finden, nehmen an diesem außergewöhnlichen Gottesdienst teil. Einer dieser Winninger ist Klaus Machemehl, der nicht nur inbrünstig mitsingt, sondern im Anschluss auch anerkennend sagt: „Einwandfrei, das ist wirklich mal etwas anderes.“

Auch aus Aschersleben und den umliegenden Ortschaften haben manche den Weg nach Winningen gefunden. „Sowas Modernes gibt es selten in der Gemeinde“, zeigt sich Nicola Ruopp aus der Kernstadt begeistert. Und Jana Hedermann aus Schneidlingen ergänzt: „Gottesdienste mit Anne Bremer sind immer toll und kommen an.“
Gottesdienst der anderen Art
„Beklatscht werden, das habe ich sonst nie“, scherzt Anne Bremer als sie für einen angesungenen Titel Applaus erntet. Ihre Predigt ist gespickt mit Anekdoten zum Thema Schlager und Liedzeilen, die auch im Kontext des Glaubens nichts an ihrer Botschaft verlieren. Das passt zur Atmosphäre des Gottesdienstes unter freiem Himmel. „Es ist alles etwas lockerer, ausgelassener - so wie eben der Schlager“, sagt sie.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Anwesenden auch nach dem Empfangen des Segens zusammen bleiben, gemeinsam essen, trinken und natürlich auch singen. Denn im Anschluss an den Schlagergottesdienst lädt die evangelische Gemeinde zu Grillbuffet und kalten Getränken. Nicola Tekaath, die schon die ganze Veranstaltung über wahlweise mit Gitarre oder Akkordeon die Schlager begleitet, sorgt auch für den Rest des Abends für musikalische Untermalung bis schließlich die Schlager aus dem Lautsprecher kommen. Vertraut mit der Gemeinde weiß Anne Bremer: „So wie ich die Winninger kenne, wird es noch bis spät in die Nacht gehen.“
Experiment gelungen
Ortsbürgermeister Axel Pich hat nur lobende Worte übrig: „Anne Bremer und die Gemeinde sind eine Bereicherung für Winningen. Kirche, Glaube und Gottesdienst neu zu denken, ist ein guter Ansatz.“ Gemessen an der Beteiligung ist der erste Schlagergottesdienst ein voller Erfolg. „Wir hatten für 50 Personen geplant und uns aufgrund der Resonanz im Vorfeld kurzfristig auf 25 weitere eingestellt. Dass es so viele werden, hätten wir nicht gedacht“, sagt Anne Bremer über die mehr als 100 Leute Am Teichberg. Bei solchem Zuspruch klingt es ganz als würde es nicht bei diesem einen Schlagergottesdienst bleiben. „Es gäbe mehr als genug Lieder für eine Neuauflage“, stellt die Pfarrerin in Aussicht.