Imkerei Imkerei: Christoph Mücksch produziert Bienenhonig aus der Region um Aschersleben und Stangerode

Stangerode/Aschersleben - Dorothee Mücksch lacht. „Eigentlich wollte mein Mann jedes Jahr seine Bienenvölker etwas reduzieren, aber ich sehe wieder genauso viele wie 2015.“ Der 79-jährige Superintendent im Ruhestand Christoph Mücksch sucht nach einer freundlichen Erklärung dafür, dass vier Völker im Bienenschuppen auf ihrem Pachtgrundstück summen und zehn auf Wanderschaft sind.
Seine Magazine, die zunehmend die bunten Bienenwagen ablösen, stehen an Rapsfeldern ebenso wie auf den Gewürzfeldern rund um Aschersleben bis in den Hakel. Majoran-, Thymian- und Fenchelhonig von hier haben eine ganz eigene Geschmacksnote. Die Bauern, zu denen er gute Kontakte pflegt, sind dem Imker dankbar und er ihnen.
Christoph Mücksch ist Herr über 14 Völker. Er und seine Frau, die frühere Regionalpröpstin, kennen die Geschichten, warum die Pfarrersleut’ früher oft auch Imker waren. „Die hatten in der Hauptflugsaison die nötige Zeit. Die Bauern waren auf den Feldern, da gab es weniger Gottesdienst und Seelsorge.“
Imker Mücksch erinnert sich gut an seine Anfänge noch zu DDR-Zeiten. Er hält eine Kanne hoch, die er aufbewahrt hat. „Darin sammelten wir den geschleuderten Honig, der dann zur Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) gebracht wurde, die ihn vermarktete.“
Kunsthonig aus Pappbechern
Trotzdem gab es höchst selten Bienenhonig in den Läden. 4,95 Mark kostete das Pfundglas, im „Delikat“ gab es die Hälfte an Honig zum gleichen Preis... Für Altbundesländler, die damals stark vom DDR-Honig partizipierten, war schon der Begriff Bienenhonig doppelt gemoppelt. Wer, wenn nicht die Bienen, schafften den Honig ran? Doch in Zeiten des Mangels erfand man im Osten Kunsthonig, dem maximal ein Drittel echtes Bienenprodukt beigemengt wurde. Da alles aber auch am Leergutmangel krankte, füllte man den nicht in Gläser, sondern zumeist in Pappbecher ab.
Heute füllt der Ascherslebener seinen Honig selber ab, nachdem er geschleudert und einen Tag und eine Nacht lang sämig gerührt wurde, so dass er nicht wie Stein im Glas liegt. Nicht irgendwelche Behältnisse, sondern grammgenau fließt der je nach Sorte farblich variierende gelblich-braune Honig in die Gläser des deutschen Imkerbundes, die mit der bekannten Banderole über dem Deckel verschlossen und mit der Mückschen Registriernummer versehen werden.
Honig, der sich „Echter deutscher Honig“ nennen darf, muss sämtliche honigeigenen Bestandteile enthalten, ihm darf nichts hinzugefügt und nichts entzogen werden. Und er muss aus Deutschland stammen. „Das lässt sich mit einer Pollenanalyse feststellen, denn auch bei den Honigerzeugern gibt es schwarze Schafe in weißer Arbeitskleidung.“ Wo der Stempel drauf ist, dürfe der Kunde beste Imker-Qualität erwarten. Denn es geht um ein Naturprodukt, das unverfälscht und ungefiltert bei den Schleckermäulern ankommen soll.
Steigendes Interesse an Bienenzucht und Honigherstellung
Christoph Mücksch schickt seine Honigproben ins Institut für Bienenkunde, wo die Reinheit festgestellt wird. „Dazu kommen die behördlichen Untersuchungen beim Landesamt zu Beginn der Saison, um keine Krankheiten einzuschleppen.“ Für ihn ist das Prozedere sogar noch etwas komplizierter, wohnt er doch in Aschersleben im Salzlandkreis und hat sein „gepachtetes Bienen-Refugium“ in Stangerode im Nachbarkreis.
Die Intensivbestäuber stören eigentlich niemanden, Bienen gelten unterdessen als sanftmütig, wenn sie nicht von außen gestört werden. Der Imker schützt sich selbst gegen Angriffe. Das Netz am Hut lässt sich am stabilen Kragen befestigen, die Füße stecken samt Hose in den Stiefeln, damit die Insekten nicht von unten einfliegen.
Eine Honigbiene bestäubt täglich bis zu 1.000 Blüten. Was der normale Spaziergänger und Hobby-Gärtner heute als Biene erkennt, hat mit den aggressiven Rassen von früher kaum noch etwas zu tun. Die ursprünglich nördlich der Alpen beheimatete Nordbiene aus früheren Zeiten gilt als fast ausgemerzt. Heute fliegen nur noch selten deutsche Bienen, auch Kreuzungen mit russischen und kaukasischen Bienenrassen hat selten noch ein Imker. Carnica, die Kärntner Bienen, schwärmen jetzt und zeichnen sich durch guten Honigertrag sowie Sanftmut aus.
Arbeitsbienen legen in ihrem Leben etwa 8.000 Kilometer zurück. Honig schmeckt je nach Sorte ganz unterschiedlich. Blütenhonig ist süß und mild, Waldhonig eher würzig-kräftig.
Jedes Volk duldet nur eine Königin, die er als Leistungsträgerin in einer Einzelwabe aus bestem Zuchtmaterial selbst heranzieht. Mit Weiselsaft, den der Mensch als Gelee Royal einnimmt, gefüttert, wächst sie in 16 Tagen heran, während ihre „Arbeiterinnen“, weniger luxuriös versorgt, 21 Tage brauchen.
„Bienen sind keine Einzelwesen, sondern können nur im Volk überleben,“ erläutert Christoph Mücksch. Über bis zu 80.000 Arbeiterinnen verfügt ein Volk, dazu kommen mehrere Hundert männliche Drohnen in ihren größeren Zellen und natürlich für jedes Volk eine eigene Königin. Die wird je nach Jahr vom Imker mit einem andersfarbigen Punkt gekennzeichnet.
„Da geht es ziemlich monarchistisch zu“, weiß Dorothee Mücksch. „Beim Königinnenflug folgen die Drohnen der Königin in den Himmel und begatten sie. Das gibt 1.000 bis 2.000 befruchtete Eier, dann ist das Werk der Drohnen getan und sie werden aus dem Bienenstock geschmissen.“
Enger Kontakt mit den Landwirten ist wichtig
Sauberkeit ist in den Bienenstöcken wichtig. Nicht nur, dass die Reste von Pollen und Wachs entfernt und die Wände abgekehrt werden. Auch der Befall mit Schädlingen muss verhindert werden. So zeigt der weiße Boden unter den Beuten an, ob nicht etwa Varroa-Milben das Volk heimgesucht haben. „Ein guter Imker wird damit fertig. Sie werden biologisch bekämpft. Das ist Arbeit, die getan werden muss“, erläutert Christoph Mücksch. Schlimmer sei die Faulbrut. Er kenne Imker, die sich deswegen von einigen Völkern trennen mussten.
Die aktuelle Diskussion um Pflanzenschutzmittel und deren Gefahren für die Bienenvölker verfolgt Imker Mücksch natürlich. Er denkt, dass der enge Kontakt mit den Landwirten rund um die Bienenmagazine wichtig sei, um Schäden zu vermeiden und zu wissen, was wann wo gespritzt wurde.
Nachdem über viele Jahre die Zahl der Imker rückläufig war, beobachtet Christoph Mücksch derzeit wieder ein gewachsenes Interesse an Bienenzucht und Honigherstellung. „Bei uns im Anhaltinischen Imkerverein waren letztens beim Treff in Hoym so 40 Leute. Ich habe das Gefühl, da tut sich was.“
#aticle
Seine eigenen 500-Gramm-Gläser nehmen ihren Weg aus der Stangeröder Imkerei auf die Frühstückstische ganz bestimmter Honigfreunde. „Zwar weise ich niemanden ab, der bei uns klingelt, aber es sind schon Stammkäufer, die ich mit meinen 12-Glas-Kästen versorge. Alles Leute aus der Umgebung und dann natürlich unsere Kinder bis nach Halle oder Hötensleben.“
Dreht es sich letztlich um den eigenen Honig, gehen die Geschmäcker von Dorothee und Christoph Mücksch allerdings etwas auseinander. „Akazie“, sagt sie. „Ich wechsele gern mal durch die Sorten“, gesteht er. (mz)


