Hoymer gegen Umwidmung
Hoym/MZ. - Die Probleme, die der Bau einer Ortsumgehung mit sich bringen würde, wären größer als jeder Vorteil, stellten die Stadträte fest und wollen nun noch einmal alle Argumente dagegen auflisten. Unterstützung bekommen sie dabei von der Hoymer Agrargenossenschaft, die die Gelegenheit nutzte, um den Ausschussmitgliedern ihren Standpunkt klarzumachen. "Wir haben in der Vergangenheit über 100 Hektar Fläche verloren", erklärte Frank Zedler, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft. 35 bis 40 Hektar Fläche koste die B 6n, zwischen acht bis zehn Hektar die Ortsumgehung Nachterstedt. "Damit haben wir uns abgefunden, aber mehr verkraften wir einfach nicht, irgendwann ist Schluss", machte Zedler deutlich und sprach von einem weiteren Flächenverlust von 30 bis 50 Hektar, die durch den Bau einer Hoymer Ortsumgehung verloren wären. Hinzu komme die so entstandene Kleinteiligkeit der Felder, die eine Bewirtschaftung der Ackerflächen äußerst erschwere. Dem landwirtschaftlichen Unternehmen würde das ans Mark gehen. "Dann müssten wir nämlich überlegen, ob wir die Milchproduktion einstellen", gab er zu bedenken.
Probleme würde der Agrargenossenschaft aber auch die Umwidmung der jetzigen Landesstraße zwischen Ballenstedt und Hoym zur Bundesstraße machen. "Dann ist das Rübenladen an der Straße nicht mehr erlaubt", weiß Zedler. Und die Flächen entlang der Straße seien nun einmal die Kernflächen für den Rübenanbau. "Wird die Straße umgewidmet, müssen die Feldwege so ausgebaut werden, dass die 30-Tonner, die die Rüben abholen, dort stehen können." Und das würde viel Geld kosten.
Ein Problem mit dem Ausbau der Straße habe Zedler nicht, gab aber zu bedenken, dass es in den geplanten Alleereihen, die entlang der Straße entstehen sollen, zwölf Meter breite Durchfahrten geben müsse, damit Mähdrescher und andere Fahrzeuge auf den Acker kommen. Auch die Stadträte konnten sich mit der Planung für den Straßenausbau im Groben zufrieden geben, wollen aber einen Radweg zwischen Hoym und Ballenstedt haben. "Als Anbindung zweier touristischer Strukturen - von Seeland und Harz", erklärte der Vorsitzende des Umweltausschusses, Reinhardt Kunert (Linkspartei / PDS), das.
Bei dem Ausbau der Straße, so informierte Kunert weiter, konzentriere sich das Land auf die Variante, die die derzeitige sieben Kilometer lange Trassenführung im Wesentlichen beibehält, bis auf die Strecke am Knoten Radisleben und einige Kurvenbegradigungen. Sieben Meter breit soll die neue Straße werden. Dazu kommen Korridore für eine beidseitige Allee-Bepflanzung.
An den Hochrechnungen für den künftigen Verkehrsfluss, die auf einer Verkehrszählung von 1994 fußen, zweifeln die Stadträte jedoch. 4 200 Fahrzeuge in 24 Stunden, davon rund 300 Schwerlasttransporte, sollen Hoym künftig queren, hat Bauausschussvorsitzender Klaus Reuß (FDP) aus den Unterlagen erfahren. "Die Straße", so denkt auch Zedler, "wird eine reine Anbindung für Ballenstedt sein."