Hospizdienst Hospizkreis Aschersleben-Staßfurt: Wie ehrenamtliche Sterbebegleiter mit dem Tod umgehen

Aschersleben - Auf die Frage, ob sie Angst habe vor dem Tod, antwortet Sybille Treptow mit einem spontanen „Ja“. Und das, obwohl sie als Leiterin des Hospizkreises Aschersleben-Staßfurt und als Palliativschwester beim Corneliuswerk häufig mit dem Tod und mit dem Sterben umgehen muss.
Schon mit dem nächsten Satz relativiert sie aber. „Ich habe vielleicht keine Angst vor dem Tod, aber Angst, dass das Ende zu früh kommt“, sagt sie. Ende der 1990er Jahre hat sie den Hospizkreis initiiert und aufgebaut - aus Unzufriedenheit darüber, dass sterbenskranke Patienten zwar medizinisch versorgt, ansonsten aber allein gelassen wurden mit ihren Sorgen, ihren Ängsten und ihren vielleicht ungelösten Problemen.
Auch Angehörige sind oft überfordert und ausgebrannt
Auch deren Angehörige fühlten sich oft überfordert und ausgebrannt angesichts des bevorstehenden Verlustes und der kräftezehrenden Pflege. Sybille Treptows damalige Chefin schickte sie zu einer Weiterbildung zur Hospizhelferin, danach absolvierte sie noch weitere Seminare und wurde Mitglied im Hospizverband, wo sie auch viele Jahre im Vorstand mitarbeitete.
In Aschersleben suchte sie Ehrenamtliche, die sich der schweren Aufgabe gewachsen fühlten und die bereit waren, persönliche Zeit zu opfern für Menschen, die es gerade nötig haben. Die momentan acht Sterbebegleiter übernehmen es auf Wunsch, Todkranke und deren Familien zu begleiten, für sie da zu sein, Ängste zu nehmen.
Birgit Dreke gehört zu den Frauen, die von Anfang an dabei sind. Wer sich entschließt, Hospizhelfer zu werden, muss bereit sein, eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren. Bei Eignung und Interesse übernimmt das Corneliuswerk die Kosten für den Lehrgang. Mehr noch als theoretisches Wissen brauche es jedoch Zeit, ein offenes Ohr, Gespür und das Herz am rechten Fleck, sagt Sybille Treptow.
Patient sollte nicht unter Schmerzen von der Welt gehen
Oft werde sie gefragt, wie es ist, das Sterben. Oft auch, wie lange das Leiden noch dauert. Eine Antwort darauf haben weder Sybille Treptow noch ihre beiden Kolleginnen, die Palliativschwestern Ines Schrott und Bettina Blume. „Wir können nur versichern, alles dafür zu tun, dass der Patient nicht unter Schmerzen von der Welt gehen muss.“
Die Grenzen zwischen der Arbeit als Palliativschwester https://de.wikipedia.org/wiki/Palliativmedizinund der ambulanten, ehrenamtlichen Hospizarbeit sind oft fließend. Sybille Treptow, die eng mit Haus- und Klinikärzten zusammenwirkt, hält nichts davon, an der falschen Stelle Hoffnung zu machen. Sätze wie „Das wird schon wieder“ wird man aus ihrem Mund gegenüber todkranken Patienten nicht hören.
Auch das oft beschworene Schutzschild um sich herum baut sie nicht auf. Ihre offene, freundliche Art will sie sich trotz aller Schwere im Beruf und im Ehrenamt bewahren. Deshalb lässt sie alles sie selbst Belastende hinter sich, wenn sie bei Patienten ist, widmet sich ihnen ganz allein. Diese offene, zugewandte Art überträgt sich auf die Patienten und Sybille Treptow berichtet, dass es durchaus auch schöne, befreiende Momente gibt.
Um eine Begleitung für sich selbst abzuschließen, geht sie oft zu den Beerdigungen mit, hat zuweilen auch noch Kontakt mit den Kindern von Verstorbenen. So habe sie schon Ultraschallbilder vom künftigen Nachwuchs bekommen mit bedauernden Worten darüber, „dass das die Mutti leider nicht mehr erleben konnte“.
Hospizhelferinnen werden bis zu 30 mal pro Jahr gerufen
Zwischen 20 und 30 mal pro Jahr werden die Hospizhelferinnen gerufen. Die regelmäßigen Treffen im Hospizkreis und die Kontakte untereinander helfen, auch schwierige Begleitungen zu verarbeiten. Und jeder Hospizhelfer hat das Recht, eine Betreuung abzulehnen, wenn Privates für ihn gerade im Vordergrund steht.
Sybille Treptow ist 62 Jahre alt. Auch wenn sie vorhat, noch einige Jahre zu arbeiten, wünscht sie sich, dass die Hospizarbeit auch nach ihrem Ausscheiden weitergeht. Mit einer stabilen Gruppe möchte sie dafür den Grundstein legen.
Wer Interesse hat, kann sich unter 03473/221338 melden. (mz)