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Hobby-Astronomie Hobby-Astronomie: Sonne zeigt Herz

Von Regine Lotzmann 19.04.2016, 17:09
Von seinem Sonnenobservatorium aus beobachtet Klaus Rockmann die Sonne.
Von seinem Sonnenobservatorium aus beobachtet Klaus Rockmann die Sonne. Klaus Rockmann, Archiv/Jörg Reiber

Aschersleben/Hettstedt - Die Sonne zeigt Herz. Oder besser gesagt AR12529. Das ist nämlich die offizielle Bezeichnung des Sonnenfleckens, der derzeit in Herzchenform auf der Sonne prangt.

70.000 Kilometer groß und damit gut fünfmal so lang, wie der Durchmesser der Erde ist. „Solch große Flecken sind oft gegen Ende des elfjährigen Zyklus zu sehen“, weiß Klaus Rockmann, der schon seit 20 Jahren in seiner Freizeit Sonnenflecken zählt und damit ein richtiger Experte ist.

Laie mit eigenem Observatorium

„Deswegen werde ich auch Sonnen-Klaus genannt“, lacht der Ascherslebener Sternfreund, der sich in seinem Heimatort Hettstedt vor zwei Jahren sogar den Wunsch eines eigenen Sonnenobservatoriums erfüllen konnte.

Ein kleines Häuschen mit aufklappbarem Dach in seinem Garten, das ihm das ständige Auf- und Abbauen seines Teleskops erspart und den schönen Namen Sonnenobservatorium Kupferberg trägt.

Von dort aus hat der Hobbyastronom natürlich auch gleich das Sonnenherz fotografiert, das in den letzten Tagen sogar mit bloßem - allerdings geschützten - Auge zu beobachten war, jetzt aber nur noch mit einem Teleskop auszumachen ist.

„Denn Sonnenflecken sind immer nur etwa 14 Tage lang zu sehen, weil die Sonne ja rotiert“, begründet Rockmann das und weiß, dass das Herz derzeit ganz dicht am östlichen Horizont zu entdecken ist.

„Da die Sonne eine Kugel ist, gibt es zudem eine perspektivische Verzerrung durch die Wölbung am Sonnenrand“, erzählt der hauptberufliche Koch weiter, der vor zwei Jahrzehnten eigentlich mehr durch Zufall zur Sonnenbeobachtung gekommen war.

„Das erste Fernrohr, das ich mir gekauft habe, war so klein, dass ich den Nachthimmel damit nicht beobachten konnte“, schmunzelt er und zuckt die Schultern: „Doch die Sonne war schön hell.“

Nachdem sich der Hettstedter dann einen Sonnenfilter zugelegt hatte, machte er 1994 eine erste Beobachtungsreihe. Im Jahr darauf verglich er die alten Protokolle mit den neuen, sah, wie sich die Häufigkeit der Sonnenflecken änderte und fand das so spannend, dass er bei diesem Hobby geblieben ist.

Ergebnisse von professionellen Wissenschaftlern ausgewertet

„Zum Ende des 22. Sonnenflecken-Zyklus habe ich angefangen.“ Der dauert immerhin elf Jahre und beschreibt das Zu- und Abnehmen der Anzahl solcher Flecken. „Mittlerweile bin ich im 24.“, erzählt der Sternfreund weiter, der in diesem Jahr 60 wird.

„Und beim 25. bin ich dann in Rente und hab noch mehr Zeit zum Schauen.“ Das ist richtig wissenschaftlich. Denn Rockmann skizziert die Sonne, protokolliert die Anzahl der Flecken und meldet sie weiter, so dass die Daten am Ende im Königlichen Observatorium in Brüssel landen.

Auf rund zehn Beobachtungen kommt Klaus Rockmann im Monat, 134 im letzten Jahr. „Mein Rekord lag im August 1995 bei 28 Tagen“, erinnert sich der Hettstedter, macht das am schönen Wetter damals fest und lüftet auch gleich noch das Geheimnis um das Sonnenherz: Sonnenflecken entstehen nämlich durch starke Magnetfelder, die den Wärmetransport an die Sonnenoberfläche behindern.

„Ein solcher Fleck ist etwa 2.000 Grad Celsius kühler als seine Umgebung. Und je kälter sie sind, desto dunkler erscheinen sie“, weiß der Fachmann und spricht von dem Umbra genannten Kern der Sonnenflecken.

„Genau dort setzen sich dann sogenannte Lichtbrücken durch. Von unten aus der Sonne kommt heiße Materie nach, die schnürt den Fleck ab und teilt den Kern in zwei Hälften.“ Und schon zeigt die Sonne Herz. Oder besser gesagt AR12529, denn Ordnung muss in der Wissenschaft sein. (mz)