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Hochzeitsaison Heiratswillige müssen sich in diesem Jahr durch Corona flexibel zeigen: Wie ein Paar aus Aschersleben damit umgeht.

Von Kristina Hammermann 15.05.2020, 09:56
In der Weißen Villa wollen sich Marie Wolf und Denis Jankuhn trauen lassen. Das erfordert einiges an Flexibilität.
In der Weißen Villa wollen sich Marie Wolf und Denis Jankuhn trauen lassen. Das erfordert einiges an Flexibilität. Frank Gehrmann

Aschersleben/Seeland - Als Denis am 30. März 2019 seiner Freundin Marie im Urlaub auf Kho Samui in Thailand einen Heiratsantrag machte, konnten die beiden nicht glücklicher sein. Mit der Verlobung begann auch die Vorfreude auf die anstehende Hochzeit. Nach ihrer Rückkehr nach Aschersleben startete im April 2019 die Planungsphase für die Hochzeit im Mai 2020.

„Das war damals gar nicht so leicht, einen Termin zu bekommen. Für 2020 war bereits ein Jahr zuvor viel ausgebucht“, erinnert sich Marie Wolf und ist verblüfft, wie schnell man das unterschätzt. Denn verschiedene Faktoren spielen beim Wunschtermin mit hinein:

Der Tag der Trauung muss beim Standesamt verfügbar sein, genauso wie bei der Lokalität für die anschließende Feier und den dafür nötigen Dienstleistern wie beispielsweise DJ, Catering und Fotograf. Da im Mai auch traditionell die Jugendweihen stattfinden, mussten sich die beiden flexibel zeigen.

Standesamt, DJ, Restaurant und Fotograf - eine Hochzeit ist eine komplexe Angelegenheit

Und nun wird ihnen wieder einiges an Flexibilität abverlangt. Denn durch die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie gerät die lang geplante Hochzeit ins Wanken. Denis Jankuhn und Marie Wolf müssen eine Entscheidung treffen, ob die Hochzeit tatsächlich am 15. Mai stattfinden soll.

Damit sind sie nicht die einzigen, denn der Zeitraum von Mai bis Oktober gilt als Hochsaison für Heiratswillige. Dass Paare sich vom Standesamt in und um Aschersleben trauen lassen, ist derzeit generell möglich - unter bestimmten Voraussetzungen. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass das Trauzimmer im Rathaus groß ist und die geltenden Abstandsregeln gut umzusetzen sind“, sagt Judith Kadow, Pressesprecherin der Stadt Aschersleben.

Zwar gab es auch Absagen oder Verschiebungen, aber es wurden auch innerhalb der Corona-Krise Trauungen vollzogen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gebe es zahlenmäßig kaum Unterschiede.

Im Trauzimmer im Rathaus sind die geltenden Abstandsregeln gut umzusetzen

Im Seeland könne ebenfalls der Abstand im Trauzimmer des Nachterstedter Rathauses eingehalten werden, bestätigt Bürgermeisterin Heidrun Meyer. So sei keine Plexiglasscheibe nötig, damit die Trauung nicht wie ein Termin am Ticketschalter wirkt. Es solle trotzdem für alle Beteiligten ein schöner Moment sein: „Unsere Standesbeamtin Karla Böttcher arbeitet noch intensiver mit den Paaren zusammen als ohnehin schon“, erklärt Meyer.

Durch sorgfältige Gespräche werde mit jedem Paar nach einer individuellen Lösung gesucht „Es ist sicher nicht leicht, da jetzt eine Entscheidung zu treffen“, sagt die Bürgermeisterin verständnisvoll, „denn es steckt noch so viel mehr dahinter als bloß die Trauung, und das kostet auch alles.“

Auch Denis Jankuhn und Marie Wolf können ein Lied davon singen. „Da steckt viel Arbeit drin“, betont Marie Wolf. Vom Suchen nach der perfekten Kleidung, der Anfertigung der Ringe über selbstgebastelte Einladungen bis hin zum Finden der passenden Dienstleister. Viel Zeit und Energie stecke auch in den liebevollen Details, die einer Hochzeit das gewisse Extra verleihen.

Bleibt noch die Frage zu klären: Was macht ein Hochzeitspaar nach der Trauung?

Heidrun Meyer könne bei so viel Vorbereitung verstehen, wenn die Paare ihre Hochzeit komplett verschieben wollen: „An diesem besonderen Tag will man all seine Liebsten dabeihaben, und die ganze Organisation im Vorfeld soll ja nicht umsonst gewesen sein, denn Feierlichkeiten nach der Trauung sind derzeit nicht möglich. Da bleibt immer noch die Frage offen: Was macht man nach der Trauung?“

Nach langen Überlegungen haben sich auch Denis und Marie im April entschieden: „Wir haben unsere Hochzeit auf das nächste Jahr verschoben, damit wir so feiern können, wie wir uns das alles für unsere Hochzeit vorgestellt haben. Wir wollten keine Abstriche machen und wurden vom Standesamt, der Weißen Villa und der Park Residenz sehr gut unterstützt“, erklärt Denis Jankuhn. Außerdem gehe die Gesundheit vor, denn für die Feier waren rund 60 Gäste eingeladen.

„Wir wollten keine Abstriche machen und haben die Hochzeit auf 2021 verschoben“

Alle Beteiligten haben Verständnis gezeigt und das Paar wurde bei ihrer Entscheidung von allen Seiten unterstützt. „Es kann ja auch niemand etwas dafür“, sagt Marie Wolf. Beide sind dankbar für die Flexibilität der anderen. Für die Verschiebung fallen auch seitens der Dienstleister keine Kosten an, erzählen die beiden.

„Wir haben bei vielen auch Vorrang, was die neue Terminvergabe betrifft, und haben schon tausend Alternativvorschläge bekommen. Das ist wirklich super!“

Die Seeland-Stadtverwaltung kommt hier auch Paaren entgegen, die wegen der Corona-Pandemie ihren Hochzeitstermin verschieben: „Sie müssen bei einer erneuten Prüfung nicht noch einmal Gebühren für das neue Aufgebot zahlen“, verkündet Bürgermeisterin Meyer freudig. Voraussetzung sei, dass es sich um dieselben Personen handelt, lacht sie.

In Aschersleben ist das anders, hier müsse erneut die Gebühr für die Prüfung der Untrlagen gezahlt werden. Dafür werden aber die Zusatzgebühren für eine Samstag-Trauung sowie die Gebühren für die Ausstellung des Stammbuches und von Urkunden zurückerstattet, so Kadow.

„Hoffentlich passen wir nächstes Jahr noch in unsere Outfits“

Zum Glück wurde das diesjährige Datum noch nicht in Denis und Maries Ringe eingraviert. Sie werden nun zusammen mit Denis Anzug und Maries Brautkleid eingelagert. „Na hoffentlich passen wir nächstes Jahr noch in unsere Outfits“, sagt Marie Wolf und kichert.

Aber auch dafür gäbe es Lösungen, wie etwa eine Änderungsschneiderei. Auch wenn es schade sei, dass die Hochzeit dieses Jahr nicht so stattfinden kann, wie die beiden es geplant hatten, sind sie umso dankbarer für die überaus gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten.

„Wir sind wirklich sehr gut davongekommen“, so Marie Wolf und Denis Jankuhn ergänzt: „Wir sehen es positiv und haben noch ein Jahr länger Vorfreude.“ (mz)