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Gewerkschaft beklagt "alten Trott" Gewerkschaft beklagt "alten Trott": Immer weniger Corona-Schutz auf Baustellen

Von Harald Vopel 12.08.2020, 11:56
Während die meisten Firmen wegen der Corona-Krise auf Home Office umstellten, geht die Arbeit auf den Baustellen weiter.
Während die meisten Firmen wegen der Corona-Krise auf Home Office umstellten, geht die Arbeit auf den Baustellen weiter. dpa

Aschersleben - Auf immer mehr Baustellen im Salzlandkreis werde gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Viele Firmen nähmen die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus nicht ernst genug, so die Gewerkschaft. Die Probleme reichten von fehlenden Desinfektionsmitteln bis zu Sammeltransporten im Firmenauto. Bauunternehmen dürften jedoch nicht am Arbeitsschutz ihrer Beschäftigten sparen, warnt IG Bau-Bezirksvorsitzende Elke Bobles in einer Pressemitteilung.

Darin heißt es weiter: Immer häufiger würde wieder im alten Trott gearbeitet – wie vor der Corona-Pandemie. Viele Bauunternehmer würden die Gefahr einer Infektion mit dem Covid-19-Virus inzwischen einfach ausblenden.

Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht

Bei ihren Baustellen-Visiten sei die Gewerkschaft auf grobe Corona-Sünden gestoßen. „Oft ist nicht einmal das Händewaschen möglich. Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser – Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen. Aber auch Sammeltransporte in Bullis sind schon längst wieder an der Tagesordnung. Genauso Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“, kritisiert Elke Bobles.

Der Ascherslebener Ronny Küster, Geschäftsführer der gleichnamigen GmbH, will die von der Gewerkschaft geschilderte Situation nicht in Zweifel ziehen. Und er sagt, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, die geforderten Hygieneregeln auch auf dem Bau umzusetzen.

Allerdings - je kleiner das Unternehmen, umso schwieriger, so Küster, der in seiner Firma 15 Mitarbeiter beschäftigt. In Sachen Corona-Regeln habe man natürlich einen Hygieneplan erarbeitet. Um den umzusetzen, setze er vor allem auf die Aufklärung und Sensibilisierung der Mitarbeiter.

Manche Arbeiten lassen sich mit einem Mindestabstand nicht erledigen

Doch würden sich auf dem Bau auch Situationen ergeben, in denen man sich näher kommt. Zum Beispiel dann, wenn ein Kollege eine Gipskartonplatte anschraubt, während ein anderer die Platte festhält. Das lasse sich mit einem Mindestabstand von 1,50 Meter eher schlecht bewältigen.

Wenn die Gewerkschaft erklärt, dass Corona-Schutz auf dem Bau - wie in anderen Bereichen der Wirtschaft auch - Geld koste, ist das eher kein Geheimnis. Und wenn die IG Bau fordert, dass die Unternehmen diese Kosten nicht scheuen dürften, ist das auch das, was von einer Gewerkschaft erwartet wird.

Hygiene-Container werden mitberechnet

Bauunternehmer Ronny Küster bringt seinerseits aber eine noch ganz andere Überlegung ins Spiel. Nämlich die, dass öffentliche Auftraggeber wie Kommunen in der Ausschreibung von Bauprojekten von den potenziellen Auftragnehmern beispielsweise auch das Aufstellen eines Hygiene-Containers festschreiben. „Das wäre für uns kein Problem“, so Küster. Allerdings würde dann diese Leistung - wie alle anderen - im Rahmen der Gesamtrechnung vom Auftraggeber bezahlt werden.

Dem Salzlandkreis bescheinigt Küster übrigens eine akribische Arbeit in Sachen Kontrolle der Einhaltung von Corona-Vorschriften. Unter anderem werde bei Bauarbeiten in Schulen peinlichst genau darauf geachtet, dass sich nicht nur jeder Besucher, sondern auch jeder Bauarbeiter in die vorgeschriebenen Besucherlisten einträgt. Auf seinen überregionalen Baustellen - vor allem in den westlichen Bundesländern - sei das anders und werde eher nachlässig gehandhabt. (mz)