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Gesprächsrunde Gesprächsrunde: Bürgermeister trifft Senioren

Von Erhard Zschage 11.09.2001, 17:14

Quedlinburg/MZ. - Zum "Kaffeeklatsch mit Bürgermeister" trafen sich rund 120 ältere Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt Quedlinburg mit dem neuen Stadtoberhaupt Eberhard Brecht. Die Idee dazu kam von Ingolf Wobst, Inhaber der Schlosshotels "Zum Markgrafen" in der Wallstraße, der auch Gastgeber der Seniorenrunde mit Kaffee und Kuchen war.

Breiten Raum der in entspannter Atmosphäre geführten Gespräche nahm das Problem der Sauberkeit in der Stadt ein. "Als Weltkulturerbestadt sind für Quedlinburg dazu besonders hohe Maßstäbe gesetzt", betonte Brecht. So solle der Hundekotbeseitigung demnächst mit einer Art "Staubsauger" zu Leibe gegangen werden. Die Anschaffungssumme in Höhe von 30 000 Mark erhofft der Bürgermeister angesichts der knappen Stadtkasse auch mit Hilfe von Bürgerspenden aufzubringen. Gesprächspartner Rudolf Krolop war hingegen der Meinung, dass diese Summe lieber für Kontrollen der Hundehalter eingesetzt werden sollte, die zum Einsammeln der Hinterlassenschaften ihrer "Lieblinge" auf öffentlichen Straßen und Plätzen ohnehin verpflichtet seien. Brecht setzte dagegen, dass die Kosten einer verstärkten Kontrolle die Einnahmen an dadurch erzielten Bußgeldern übersteigen würden.

In den weiteren Gesprächen kam die Sorge um die Erhaltung des innerstädtischen Lebens zum Ausdruck. So ist es für Ilse Schattenberg unverständlich, dass der Ausbau des Mettehofes in Erwägung gezogen wird, während in der Innenstadt Geschäftshäuser leer stehen. Auch die Zukunft des Kaiserhofes wurde angesprochen.

Für Stadtführer Dieter Bodenstein sind die vom Verfall bedrohten Gebäude Zwischen den Städten/ Bockstraße ein "Schandfleck" in der Stadt. Er bemängelte weiterhin, dass in Quedlinburg ein Tanzlokal fehle. Generell gebe es am Abend zu wenig Ausgehmöglichkeiten für "Otto Normalverbraucher", denn Konzert- oder Theaterbesuche seien eben nicht jedermanns Sache.

Der Mettehof müsse genau so erhalten werden, wie andere historische Bauten in der Stadt, sagte Bürgermeister Brecht in seiner Antwort auf die Fragen. Obwohl ihm die Perspektive der Einzelhändler in Quedlinburg sehr am Herzen liege, könnte ein Kaufhaus für den breiten Bedarf, besonders an Textilien, auch die Läden in der Innenstadt für gehobenere Ansprüche positiv beeinflussen.

Für den Kaiserhof sei die Stadt weiter um einen Investor bemüht, die hohe Investitionssumme von etwa 18 Millionen Mark für eine komplette Restaurierung und Sanierung dieses traditionsreichen Quedlinburger Hauses habe aber bisher alle Interessenten abgeschreckt. So müsse die Stadt jedes Jahr 600 000 Mark für die Erhaltung des Kaiserhofes aufbringen.

Auf die Gewerbeentwicklung nur kurz eingehend, nannte der Bürgermeister die Schaffung von Jugendarbeitsplätzen eine vordringliche Aufgabe. Dies sei wichtiger, als etwa noch einen Jugendklub mehr zu gründen. Für den Tourismus sieht Eberhard Brecht die Aufgabe, das Weltkulturerbe der Stadt noch besser zu vermarkten und Quedlinburg dadurch vor allem international bekannter zu machen. USA-Touristen sollten nicht nur "Heidelbörg" namentlich kennen, sondern eben auch "Quedlinbörg".

Als einen weiteren Schritt in diese Richtung nannte der Bürgermeister das Vorhaben, die deutschen Weltkulturerbestädte in einer Werbegemeinschaft zusammenzuschließen, mit dem Ziel, spezielle Tourismus-Pakete zu schnüren. "Jeder Tourist, der mehr nach Quedlinburg kommt, trägt zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei", so der Bürgermeister.

Der Rathauschef wies in den vielseitigen Gesprächen immer wieder darauf hin, dass ein "dickes Haushaltsloch" die Stadt zur Sparsamkeit zwinge. Deshalb sei es mit Hilfe engagierter Bürger notwendig, darüber nachzudenken, "wie wir unsere Stadt trotz weniger Mittel nach vorn bringen können." Mit den Worten: "Schön, die Senioren mal zum Gespräch einzuladen", brachte die 81-jährige Isolde Sander den Dank der versammelten Seniorenrunde für die Einladung zum Ausdruck.