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Fuchs im Wohngebiet Fuchs im Neubaugebiet Nord in Aschersleben: "Abschuss wäre viel zu gefährlich" sagt Jäger

Von Kerstin Beier 11.07.2018, 07:55
Ein Fuchs steht neben einem Auto auf einem Parkplatz.
Ein Fuchs steht neben einem Auto auf einem Parkplatz. dpa

Aschersleben - Eine Gans gestohlen hat er nicht. Trotzdem: Ein Fuchs gehört nicht ins Wohngebiet, finden die Bewohner des Königsauer und des Kosmonautenviertels in Aschersleben.

Seit einigen Wochen treibt sich Reinecke zwischen den Blöcken herum - vorrangig in den Abendstunden wird er dort gesichtet. Mittlerweile ist er so zutraulich, dass er sich von Menschen nicht groß gestört fühlt. „Er saß bei uns vorm Eingang und fraß in aller Ruhe Kirschen“, sagte ein Anrufer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Und eine Kollegin sei regelrecht attackiert worden von dem Rotpelz. Auf Bitten der MZ schildert die 52-Jährige die Begegnung. Sie sei morgens um 4 Uhr auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle - sie arbeitet im „Gartenland“ - gewesen. Ihr Rad schiebt sie, bis sie oben auf der Staßfurter Höhe angelangt ist. Beim Aufsteigen sei der Fuchs direkt auf sie zugelaufen. „Ich habe mich unheimlich erschrocken und ihn mit dem Vorderrad abgewehrt. Danach hat er sich ganz langsam getrollt und sich immer wieder umgeschaut“, berichtet sie.

Ordnungsamt nahm Kontakt zu einem Jäger auf

Auch wenn man nicht direkt Angst haben müsse vor dem Tier - was ist mit Krankheiten wie Fuchsbandwurm oder Tollwut? Bei der Stadt, speziell im Ordnungsamt, sind die Befürchtungen bekannt. Amtsleiter Christian Grossy hat Kontakt mit dem Ascherslebener Jäger Volker Strohkorb aufgenommen.

Der legte sich auf die Lauer, um dem vorwitzigen Tier auf die Spur zu kommen. Und tatsächlich: Auch er hat ihn gesichtet. Und: Der Bursche ist eine Dame - eine Fähe, um genau zu sein, die gelegentlich mit einem Jungtier auftaucht. „Augenscheinlich ist das Tier gesund“, sagt Volker Strohkorb und fügt hinzu, dass der Landkreis seit Jahrzehnten tollwutfrei ist.

Füchse finden reichlich Katzenfutter

Dass die Tiere so zutraulich sind, hat einen natürlichen Grund. Sie finden reichlich Katzenfutter, das einige Mieter trotz aller Verbote hinstellen. Und das schmeckt nunmal auch Waschbären und Füchsen.

Bei Kontrollgängen im Bereich der Armstrongstraße ist Strohkorb mehr als fündig geworden. „Teilweise wurden Essenreste direkt vom Balkon auf die Wiese zwischen den Blöcken geworfen“, hat er beobachtet. Vom Problem illegaler Futterstellen will der dem Vermieter, die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft (AGW), nichts wissen.

AWG weist Mieter immer wieder auf  Fütterungsverbot  hin

Wie Tristan Unverricht, Leiter des Bereiches Bewirtschaftung, auf MZ-Anfrage sagte, seien ihm solche nicht bekannt. Genehmigt seien Futterstellen jedenfalls nicht, und im Fall der Fälle würden Mieter darauf hingewiesen, dass das Füttern zu unterbleiben hat, sagte er auf Anfrage der MZ.

Wenn Wildtiere in der Stadt mehr Nahrung finden als in der Natur, ist es logisch, dass sie dem Futter folgen. „Der Fuchs wär ja auch schön blöd, wenn er auf dem Acker Mäuse fangen würde, wenn er hier alles mundgerecht serviert kriegt“, sagt der Jäger. Und blöd ist er ja nun nicht, der Fuchs.

Vielleicht weiß er auch, dass man im Wohngebiet nicht einfach auf ihn schießen wird. „Das wäre viel zu gefährlich“, erklärt Volker Strohkorb.

Ein Abschuss geht sowieso nur mit Genehmigung der Behörde, und auch dann muss der Jäger selbst entscheiden, ob er tatsächlich schießen würde. Im Neubaugebiet kann er sich das jedenfalls nicht vorstellen. Auch den Gedanken, eine Falle aufzustellen, habe man wieder verworfen. „Wir würden damit vor allem Katzen fangen. Und dann geht da sowieso kein Fuchs mehr rein.“

Die beste Vorbeugung gegen Wildtiere in der Stadt: keine Futterstellen, kein offen herumliegender Abfall. Und wie geht es nun weiter? Laut Einschätzung des erfahrenen Jägers geht keine Gefahr aus von dem Tier. Es müsse sich zeigen, ob der Rotpelz irgendwann sein Revier wechselt und sich trollt. Ansonsten gilt: „Einfach weitergehen und nicht beachten.“ (mz)