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Fadenlanger Sieg bei Schäferfest

Von REGINE LOTZMANN 02.05.2010, 15:48

FRECKLEBEN/MZ. - 15 Teilnehmer hatten sich für den länderübergreifenden Schafwollspinn-Wettbewerb angemeldet - aus dem am Ende Stefanie Körber aus Niedersachsen als Landesmeisterin hervorgegangen war.

Einen 374 Meter langen Faden hatte sie gesponnen und damit den amtierenden Titelinhaber - Schäfermeister Martin Winz aus Halle - auf den dritten Platz verwiesen. "Das Problem ist, der Faden muss nicht nur lang, sondern auch so stabil sein, dass er nicht reißt", erklärte Siegfried Butzmann, der als Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes Experte ist, die filigrane Arbeit der Männer und Frauen. Die hatten sich in Trachten oder in bequemer Kleidung hinter ihre mitgebrachten, teilweise sehr alten Spinnräder gesetzt. Die Füße - in Latschen, Schuhen oder gar nur bestrumpft - wippten im Takt und trieben die Räder an. Zwei Stunden hatten die Spinner Zeit, die 30 Gramm Rohwolle zu verarbeiten.

"Die stammt von den Fuchsschafen des Schäfermeisters Winz", erzählte Grazyna Lortz vom Landesschafzuchtverband, die dafür sorgte, dass die Wolle auch entsprechend vorbereitet - gewaschen, getrocknet und gekämmt - wurde.

Doch nicht nur der Spinn-Wettkampf gehörte zum Schäferfest, das wie immer vom Landesschafzuchtverband und dem Schäferverein "Harzer Land" liebevoll vorbereitet wurde, dazu. "Alles, was sich bewährt, kommt wieder", lächelte Grazyna Lortz und erzählte vom Auftritt der Männerchöre aus Freckleben und Schneidlingen, der "Südharzmusikanten" und der Gruppe Barleykorn. Die hatten gleich CD mit selbstgemachter Musik dabei. "Frisch gepresst", wie einer der Musiker verriet.

Doch auch das Fußballturnier - Sieger wurde der Landeskontrollverband Halle vor den Schäfern, der Polizei Eisleben und dem Ministerium - ist inzwischen traditionell. Oder der Schäfer-Schippen-Zielwurf, bei dem dieses Mal Schäfermeister Christian Winz aus Halle gewann. Und auch Schafscherer Hartmut Pramschüfer aus Aschersleben zeigte sein Können.

Die Kinder wurden aber vor allem von den noch wuschligen Schafen mit Lämmchen und den Ziegen mit ihrem klitzekleinen Nachwuchs angezogen. Zudem reihten sich auf dem von Vereinschef Wolfgang Hedel zur Verfügung gestellten Gelände zahlreiche Stände auf. Da gab es Schäferzubehör und Produkte vom Ziegenhof, wurde Werbung gemacht für die Deutschen Hütemeisterschaften mit Altdeutschen Hütehunden am 11. und 12. September in Krosigk und Lamm vom Spieß verkauft. Imkerin Rosi Makowski aus Beesedau bei Bernburg hatte extra in der Nacht noch Honig abgefüllt und Wachskerzen gedreht. Die aus Flüssigsilikon bestehenden Formen für die mitgebrachten Bienenwachsfiguren stammen von ihrem Mann, mit dem sie zusammen die Imkerei betreibt. "Für heute haben wir extra Schäfer und kleine Schafe hergestellt", zeigte sie auf die niedlichen Figuren, denen sie nach dem Gießen nur noch den Feinschliff gab.

Mitgebracht hatte Rosi Makowski auch Honig-Liköre und Hautcreme, Schlemmertöpfe und Met. "Reich wird man davon nicht, aber es macht viel Spaß", gesteht die 63-Jährige, deren gesamte Familie sich der Imkerei verschrieben hat. "Ich habe als kleines Kind schon immer bei meinem Opa mitgearbeitet, von ihm haben meine Eltern den Betrieb übernommen. Und als ich erfuhr, dass meine Schwiegereltern auch Imker sind, war klar, dass mein Mann und ich ein Paar werden." Inzwischen sei nun auch schon der zehnjährige Enkel Tobias mit dabei, der zwei eigene Bienenvölker hat.