Polizei-Fachschule Fachhochschule Polizei Aschersleben: Drogendelikte ruinieren den guten Ruf

Aschersleben - Der Rektor der Fachhochschule (FH) Polizei in Aschersleben, Frank Knöppler, ist sauer. Erneut kam in der vergangenen Woche ein Drogendelikt an der FH ans Licht. Diesmal wurden die elterliche Wohnung und die Wohnung der Wohngemeinschaft eines 19-jährigen Polizeianwärters durchsucht.
„Das ist eine Geschichten, die uns richtig belastet“, so Knöppler. Der befürchtet, dass solche Einzelfälle die ansonsten gute Ausbildung an der Ascherslebener Bildungseinrichtung in den Hintergrund treten lassen. „Wir können aber niemanden in den Kopf schauen“, resümiert der Chef der Fachhochschule.
Gleichzeitig macht er auf eine Reihe von Maßnahmen aufmerksam, die dazu beitragen sollen, dass Polizeianwärter, die sich strafbar machen - wie jetzt der 19-Jährige, der im kommenden Jahr seine Ausbildung beendet hätte - nicht in der Landespolizei ankommen. „Da haben wir auch noch so etwas, wie eine Filterfunktion“, sagt Knöppler.
„Wir haben auch so etwas wie eine Filterfunktion”
Dass es ähnliche Delikte nicht auch in Zukunft geben werde, könne er allerdings nicht ausschließen. Bereits existierende Betreuungskonzepte sollen jedenfalls dazu beitragen , ähnliche Vorfälle zu vermeiden. Unter anderem werden auch die Eltern von noch minderjährigen Anwärtern verstärkt ins Boot geholt.
Im Rahmen von Elternabenden werde über die Gefahren des Rauschgiftkonsums und -handels aufgeklärt. „Die Eltern sollen für eventuelle Anzeichen von Rauschgiftkonsum bei ihren Kindern sensibilisiert werden.“
Aufnahme ab 2019 wird um Psycho-Test erweitert
Außerdem werde es künftig auch einen psychologischen Test im Rahmen des Aufnahmeverfahrens an der Fachhochschule Polizei geben, erklärt Knöppler. Der Test komme aber erst für die Einstellungen im nächsten Jahr zur Anwendung. Den Test hatte ein Sprecher des Innenministeriums bereits nach einem ähnlichen Vorfall im Juni dieses Jahres angekündigt.
Damals wurde ein ebenfalls 19-jähriger Polizeischüler bei einem Musikfestival im Magdeburger Elbauenpark mit Drogen erwischt und sofort von der Ausbildung suspendiert. Er hatte mehrere Tütchen Kokain bei sich.
Im April waren vier Anwärter wegen Drogendelikten entlassen worden
Aber es gab in diesem Jahr noch mehr Fälle, die der FH zu schaffen machen. Bereits im April waren gleich vier Polizeianwärter entlassen worden, weil sie im Besitz von Drogen waren. Ein anderer Polizeianwärter hatte unter Alkohol einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht, und ein weiterer kam - ebenfalls mit Alkohol im Blut - nach einem Einbruch ums Leben. Er stürzte von einem Dach.
Das ganz große Thema unter den Studenten und Auszubildenden ist der aktuellste Fall von Drogenbesitz allerdings schon nicht mehr. Es werde nur wenig darüber gesprochen, heißt es. Zwar habe es bereits vor einigen Monaten das Angebot gegeben, sich bei Bedarf an die Dozenten der Fachhochschule wenden zu können, wie dieses Angebot genutzt werde, könne er aber nicht sagen, so ein Polizeianwärter.
„Diese Fälle werfen kein gutes Licht auf die Fachhochschule“
Grund dafür, dass sich die Gespräche unter den Polizeischülern immer weniger um die jüngsten Vorkommnisse drehen, könnte deren Häufung und ein gewisser Gewöhnungseffekt sein, vermutet ein anderer. „Das Problem bleibt aber, dass diese Fälle kein gutes Licht auf die Fachhochschule werfen.“
Die Studenten- und Auszubildendenvertretung der Fachhochschule stehe ihrerseits voll und ganz hinter der Meinung der Fachhochschulleitung, dass vermieden werden müsse, dass kriminell gewordene Anwärter später nicht unerkannt in den aktiven Polizeidienst kommen, sagt der Sprecher der Studenten- und Auszubildendenvertretung Philipp Adler.
(mz)