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Erdrutsch in Nachterstedt Erdrutsch in Nachterstedt: Ursachenermittlung direkt vor der Unglücksstelle

Von SUSANNE THON 02.02.2011, 10:56

Nachterstedt/MZ. - Riesige Pontons liegen am Ufer des Concordia Sees. Vier sind schon auf dem Wasser. Der fünfte knapp elf Tonnen schwere Schwimmkörper hängt am Kran. Langsam wird er auf den bereitstehenden Slipwagen abgelassen. Die Zugmaschine, die ein technisches Problem am Mittwochvormittag kurzzeitig außer Gefecht gesetzt hat, setzt sich wieder in Bewegung. Meter um Meter schiebt sie den Koloss allmählich ins Wasser.

28 Pontons werden verbunden

Nicht zum letzten Mal. Denn insgesamt müssen 28 Pontons eingeschwommen werden. Und damit hat die Arbeit gerade erst begonnen. Auf dem Wasser werden die Einzelteile nach und nach miteinander verbunden. So entstehen zwei jeweils 12 mal 24 Meter große Arbeitsplattformen und eine Versorgungseinheit für die von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) von langer Hand geplante seeseitige Erkundung der Unglücksstelle in Nachterstedt.

Ursachenermittlung geht weiter

Dort rutschte am 18. Juli 2009 eine Böschung ab. Ein Doppelhaus und eine Doppelhaushälfte sowie mehrere Aufbauten wurden in die Tiefe gerissen. Drei Menschen verloren damals ihr Leben und mehr als 40 Wohnung, Hab und Gut. Über anderthalb Jahre nach dem Unglück ist die Ursache immer noch nicht geklärt. Bohrungen auf dem Seegrund sollen die Ermittlungen nun vorantreiben.

Drei Monate Verspätung

Seit Dienstag sind die Mitarbeiter der Fugro Consult GmbH mit Hauptsitz in Berlin mit den Vorbereitungen dafür zu Gange. Mit dreimonatiger Verspätung. Bereits im November habe ein Termin festgestanden. "Den mussten wir wegen der Schneefälle allerdings absagen", so Mathias Siebert vom Bergbausanierer LMBV. Nun wolle der keine Zeit mehr verlieren: Ende der Woche sei die Montage der Plattformen abgeschlossen, wenn alles planmäßig läuft, und "in der kommenden können wir dann damit beginnen, im Uferbereich die Aufstandsfläche für den 220-Tonnen-Kran herzustellen".

120 Tonnen Equipment pro Ebene

Ein solcher werde benötigt, um Ankerstützen der Plattformen und Bohrgeräte einzuheben. Auf etwa 120 Tonnen beläuft sich das allein das Gewicht des für die Untersuchungen notwendigen Equipments - pro Arbeitsplattform, sagt Siebert. Mittels Schubboot - das ist bereits zu Wasser gelassen - werden die Ebenen dann auf den See befördert, eine bis unmittelbar vor die Unglücksstelle. Von dem geplanten seeseitigen Bohrungs- und Erkundungsprogramm - landseitig ist seit dem Erdrutsch aus Sicherheitsgründen kein Zugang möglich - verspricht sich die LMBV, in den kommenden Monaten vorhandene Datenlücken im Bereich des Rutschungskessels zu schließen.

Bohrungen in den Seegrund

Dazu sollen 18 Bohrungen in den Grund des Concordia Sees erfolgen, um die Liegendgrundwasserleiter weiter zu untersuchen, Überdeckungen zu ermitteln und den Zustand des so genannten Restkohlepfeilers zu prüfen. Das gesamte Vorhaben - eingereicht beim und zugelassen vom Landesamt für Geologie und Bergwesen - steht unter hohen Sicherheitsanforderungen. Die Durchführung bedurfte im vergangenen Jahr einer intensiven Planungs- und Genehmigungsarbeit. Zur Seite stand der LMBV ein interdisziplinäres Gutachterteam. Über die seeseitige Erkundung hinaus unternimmt die LMBV demnächst weitere Bohrungen entlang der Gaterslebener Straße. "Die ersten Bohrgeräte werden gerade aufgebaut", teilt Siebert mit.

Mit Bohrungen in den Grund des Concordiasees sollen von Frühjahr an die Ursachen für den Erdrutsch in Nachterstedt ermittelt werden. (FOTO: DPA/ARCHIV)
Mit Bohrungen in den Grund des Concordiasees sollen von Frühjahr an die Ursachen für den Erdrutsch in Nachterstedt ermittelt werden. (FOTO: DPA/ARCHIV)
dpa-Zentralbild