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Donaldist Donaldist: "Die Ente ist das Maß der Welt"

Von Susanne Thon 13.04.2013, 15:50
Peter Löbbecke aus Aschersleben - Hochschulprofessor und Donaldist
Peter Löbbecke aus Aschersleben - Hochschulprofessor und Donaldist Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - Peter Löbbecke, Professor für Kommunikationswissenschaften und Dozent an der Fachhochschule Polizei, trägt seine Leidenschaft offen zur Schau und Donald-Duck-T-Shirts unterm Jackett. Klar, dass der 54-jährige Ascherslebener auch eine Krawatte mit dem Konterfei der weltbekannten Ente in seiner Garderobe hat. Selbst der Mauszeiger ist geschnabelt und seine Bürotür ziert ein Donald-Poster. „Die Ente ist das Maß der Welt“, sagt Löbbecke, der der wohl skurrilsten Vereinigung der Republik angehört: der Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus, kurz D.O.N.A.L.D. genannt.

Donaldisten befassen sich wissenschaftlich mit Donald Duck. Sie erforschen das Entenhausener Universum, zu dem nur ein einziger Zugang hatte: Disney-Zeichner Carl Barks. Alles, was aus seiner Feder stammt, ist für die Mitglieder in Stein gemeißelt. „Hardcore-Donaldisten erkennen sogar nur die Berichte von Barks an“, erklärt Löbbecke, dass nicht überall, wo Duck drauf steht, auch Duck drin ist. Donaldisten sagen übrigens Duck. Mit „u“. „In Ermangelung besseren Wissens sprechen wir das deutsch aus.“ Und wenn es um das Barks’sche Werk geht, sprechen sie von Berichten. Nie, aber auch niemals kämen ihnen solch frevelhafte Begriffe wie Comic oder Geschichte über die Lippen. Es handele sich schließlich um Aufzeichnungen aus einer realen Welt. Sogar einen Stadtplan gibt es. 13 Jahre Forschungsarbeit stecken in ihm. „Jeder wendet seine Methoden an, um zu neuen Forschungsergebnissen zu gelangen“, sagt Löbbecke.

Die neuesten werden einmal im Jahr zum Donaldisten-Kongress vorgestellt. Der findet gerade in Basel statt. Löbbecke ist dabei und wird - wie alle waschechten Donaldisten - aufspringen, die Hymne vom rührseligen Cowboy schmettern und Beifallswürdiges mit lebhaften „Klatsch! Klatsch! Klatsch!“-Rufen honorieren. Auf dem Programm steht eine ganze Reihe von Fachvorträgen. Ein Vortrag handelt von der Entstehung und dem Baustil des Entenhausener Münsters, religionswissenschaftliche Deutung inbegriffen. Um die Planetologie geht es in einem anderen. „Der Kongress ist einer der drei donaldistischen Höhepunkte im Jahr“, so Löbbecke. Ein Mairennen gibt es noch. „Das ist in Entenhausen eine beliebte Veranstaltung.“ Die Donaldisten machen daraus eine Schnitzeljagd. Und eine Zwischenzeremonie verkürzt die lange Wartezeit auf den nächsten Kongress.

Seit 2009 ist Löbbecke Mitglied, unterzog sich kurz nach seiner Berufung zum Professor dem gefürchteten Dulle-Test. Den muss jeder vor der Aufnahme bestehen. Denn „Murksmacher“ haben in der Organisation nichts zu suchen. Als Donaldist steht Löbbecke in Aschersleben allein auf weiter Flur: „Meines Wissens nach bin ich der einzige. Ich lebe in der donaldistischen Diaspora.“ In den neuen Bundesländern seien die Donaldisten generell rar gestreut. In der DDR waren eben die Digedags die Helden. „Meine Generation ist mit Donald und Micky Maus großgeworden“, sagt Löbbecke, der aus Osnabrück stammt. „Ich habe die Hefte immer wieder gelesen und sie sind mir in Erinnerung geblieben.“ Auch weil Donald Duck ein Stück weit Identifikationsfigur sei. „Klar, er ist ein notorischer Pechvogel, der unter Stimmungsschwankungen leidet, cholerisch ist und schimpfen kann, wie ein Rohrspatz. Aber sooft er auch auf die Nase fällt, er steht immer wieder auf.“ Als Löbbecke anfing, sich tiefgründiger mit Entenhausen und dessen Bewohnern auseinanderzusetzen, habe seine Frau Simone das zunächst als Spinnerei abgetan. Mittlerweile „verfolgt sie meine wissenschaftlichen Bemühungen aber mit glühendem Interesse“. Einer unglaublichen Entdeckung könnte das geschuldet sein: Peter Löbbecke teilt seinen Geburtstag mit dem Vater der Ducks, Barks, und Simone mit Disney-Übersetzerin Erika Fuchs.