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Direktvertrieb Direktvertrieb: Ohne Umweg in die Tüte

Von marion pocklitz 05.03.2013, 18:45
Seit 1992 gibt es bereits den Obstbau Jorde.
Seit 1992 gibt es bereits den Obstbau Jorde. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ. - „Für uns als Bauernverband ist es mehr als ärgerlich, wenn in einer Verpackung nicht das drin ist, was drauf steht. Doch in Deutschland gibt es ein gut funktionierendes Kontrollsystem, so dass solche Dinge nicht lange im Verborgenen bleiben“, sagt der Vorsitzende des Bauernverbandes Nordharz, Eckhardt Nebe. „So können die ,Schwarzen Schafe’, die es in jeder Branche gibt, schnell gefunden werden.“

Alternativen für einen risikoarmen und gesunden Einkauf könnten Direktverkäufer oder Hofläden sein. Die Mitteldeutsche Zeitung hat sich umgeschaut und einige Anbieter in der Region gefunden:

Landfleischerei Winkler

Seit der Wende gibt es in Mehringen die Landfleischerei Winkler. „Wir haben das Geschäft 2001 von den Schwiegereltern übernommen. Hier gibt es aus eigener Produktion Fleisch, Wurst und Eier. Nebenher bieten wir noch Honig an“, sagt Annett Winkler, Ehefrau von Inhaber Dirk Winkler. Alle paar Wochen werde das Unternehmen von Lebensmittekontrolleuren auf Herz und Nieren geprüft. „Und wenn ich dann solche Nachrichten, wie die mit dem versteckten Pferdefleisch, höre, dann macht mich das sehr wütend“, sagt die Mehringerin. Denn das kleine Familienunternehmen müsse sich den gleichen Auflagen stellen wie große Lebensmittelproduzenten. „Es ist doch eigentlich eine ganz einfache Sache, alle Inhaltsstoffe auf die Verpackung zu schreiben. Wir handhaben das schon immer so. Durch die vielen Umwege durch die EU-Länder wird es erst möglich, diese Auflagen zu umgehen“, ist sie sich sicher. Dabei verstehe sie überhaupt nicht, warum andere Länder nicht dieselben Vorschriften handhaben. Und so ist es aus ihrer Sicht ein Vorteil, in einem Hofladen einzukaufen. Denn da wissen die Kunden, wo die Produkte herkommen. „Und Hofladen gleich teuer, das ist nicht so. Davon sollte sich jeder überzeugen“, sagt Annett Winkler. Letztendlich werde aber jeder für sich selbst entscheiden müssen, wo er einkaufen möchte.

Obstbau Jorde

Bereits seit 1992 existiert der Familienbetrieb Obstbau Jorde im Quellgrund und in der Schierstedter Straße in Aschersleben. Dort werden auf rund 16 Hektar Fläche nicht nur Kirschen, sondern auch Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen und Beeren sowie Tomaten produziert. Saisonal vertrieben werden die Erzeugnisse unter anderem über den Plantagenverkauf. Seit 2000 wird zusätzlich eine eigene Imkerei betrieben, da die Bienen zur Kirschbefruchtung dringend benötigt werden. „Unser Unternehmen wird regelmäßig kontrolliert. Das Obst und auch die Blätter von den Bäumen. Manchmal nehmen die Kontrolleure bis zu einem Kilogramm Blätter mit. Dieses Kontrollsystem finde ich gut“, sagt Inhaberin Andrea Jorde. Denn so könne sie sich für die Qualität vor ihren Kunden verbürgen. Überhaupt sei es sehr gut, dass deutsche Ware genau überprüft werde. „Das ist mit dem Obst aus dem Ausland nicht so. Aber die Leute wollen wissen, wie das Obst wächst und wo es herkommt. Das ist von Anfang an so“, erzählt sie. Deshalb spreche vieles für einen Hofladen. Und außerdem könne dieser locker mit den Preisen in einem Supermarkt mithalten.

Hofladen Wieser

Seit zwei Jahren gibt es in Winnigen den Hofladen von Martin Wieser. Der junge Mann bietet dort nicht nur Eier aus der eigenen Produktion an, sondern ein ganzes Sortiment an Lebensmitteln des alltäglichen Bedarfs. „Wichtig war mir vor allem, dass wir regionale Produkte anbieten. So haben wir hier zum Beispiel Honig von einem Ascherslebener Imker oder das Mehl aus der Meisdorfer Mühle“, sagt Martin Wieser. Auch er ärgere sich sehr, wenn er immer wieder von Lebensmittelskandalen hört. „Der Handel macht verlockende Preise. Die Produzenten sehen zu, wo sie sparen können und verändern Inhaltsstoffe. Doch in Deutschland gibt es ein sehr gutes Kontrollsystem, so dass von der staatlichen Seite immer wieder die Überprüfung da ist und solche Unternehmen aussortiert werden“, erklärt der Winninger. Auch er muss viele und regelmäßige Kontrollen über sich ergehen lassen. Das garantiere eine einwandfreie Lieferung seiner Produkte. „Doch grundsätzlich müssen sich Verbraucher im klaren darüber sein, wo sie einkaufen möchten - Discounter oder Hofladen. Bei letztem haben sie den direkten Draht zum Hersteller. Auch bei mir kann man gern mal hinter die Kulissen schauen“, bietet der junge Händler an.

Imkerverein Aschersleben

Die 15 Hobby-Imker des Vereins vertreiben ihren Honig entweder direkt oder über Hofläden. „Die Kontrollen sind streng in Deutschland. Wir müssen auf unseren Honiggläsern auch genau drauf- schreiben, wo er herkommt. Das kann man dann doch auch von der Industrie erwarten“, findet der Vorsitzende des Vereins, Gunther Rollig. Denn schließlich würden sich die Kunden darauf verlassen. Doch in der Industrie werde versucht, preiswerter zu produzieren. Auch beim Honig. Der wird in der ganzen Welt eingekauft und dann billig im Supermarkt angeboten. Der Honig vom Imker ist naturbelassen. „Die Herstellung dauert länger. Das hat seinen Preis. Aber der Kunde weiß dafür, woher das Produkt kommt“, sagt der Imker. Werde in einem Hofladen eingekauft, unterstütze der Käufer die kleinen Produzenten der Region. Und wer den Honig vom Imker kauft, der unterstütze die Natur. Denn die Bienen seien nicht nur für die Honigproduktion da, sondern auch für die Bestäubung von vielen Blütenpflanzen, die so erhalten bleiben.