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Weltenbummler erzählen Die Weltenbummler an der Adam-Olearius-Schule in Aschersleben: "Lass uns das gleich machen"

Von Detlef Anders 26.06.2019, 09:56
Paul Lubbe, einst Lehrer in Aschersleben, und Linn Charlotte Kund sind seit sechs Jahren auf Weltumsegelung.
Paul Lubbe, einst Lehrer in Aschersleben, und Linn Charlotte Kund sind seit sechs Jahren auf Weltumsegelung. Detlef Anders

Aschersleben - Paul Lübbe unterrichtete 2015 ein halbes Jahr als Musiklehrer an der Ascherslebener Adam-Olearius-Schule. Der 33-Jährige wollte in seinem Beruf Geld verdienen, um die Realisierung seines Traumes von einer Weltumsegelung fortsetzen zu können. Vier Jahre später können sich einige Schüler und Kollegen noch gut an den Lehrer erinnern.

Nachdem die Schüler nach einer Projektwoche „In 80 Tagen um die Welt“ von Ländern berichteten, die sie über Videos und Wikipedia kennenlernten, zog Paul Lübbe gemeinsam mit seiner Verlobten Linn Charlott Kund (32) in einem Reisebericht eine erste kurze Bilanz ihrer bereits sechs Jahre währenden Weltumsegelung.

Die Weltenbummler: Große Klappe vor norwegischer Freundin

Paul Lübbe stammt aus Mecklenburg. Sein Vater war Fischer. Mit den Eltern war er oft auf dem Wasser. Allerdings nicht im Segelboot. Später studierte er in Halle Lehramt: Musiklehrer mit Klavier, Gesang und Gitarre - als Zweitfach wählte er Sozialkunde. „Ich habe gedacht, ich werde Lehrer. Haus, Hund, zwei Kinder. Und dann habe ich sie kennengelernt“, erzählte Lübbe.

Bei einem Konzert seines Kammerchores, das sie zufällig besucht hatte, lernte Lübbe die junge Frau aus Norwegen kennen. Die war als Austauschschülerin in Deutschland und besuchte ihre Gasteltern. Und als sie ein paar Monate später in Oslo im Hafen spazieren gingen und einen Zweimastsegler sahen, hatte der angehende Musiklehrer eine große Klappe.

Wenn er mal 40 oder 50 ist, dann wollte er ein oder zwei Jahre auf einem Segelboot leben, erklärte er großspurig, ohne zu ahnen, dass sie Ähnliches träumte: von einer Weltumsegelung. „Ich wusste nur nicht wann, wo und mit wem.“

Nun sah sie ihre Chance. „Lass uns das gleich machen“, war ihre spontane Antwort. Ausflüchte, wie kein Segelboot, kein Geld oder sie könnten gar nicht segeln , ließ sie nicht gelten. Zwei Monate lang wehrte er sich, dann gab er nach. „Da saß ich da mit meinem Imponiergehabe.“ Nach dem Studium ging es los.

Die Weltenbummler: Zwei Wochen ohne Fische

In dem 80-minütigen Vortrag war kein Wort der Reue zu hören. Im Gegenteil. Die ersten Jahre der Weltumsegelung waren spannend. Auch wenn sie von einer lange währenden Windflaute berichten, zwei Wochen ohne jede Fischsichtung in sonst fischreichen Gewässern.

Oder vom einjährigen Leben in einer Bambushütte auf der Insel Tanna des Inselstaates Vanuatu mit der Arbeit als Informatik-Lehrer bei einstigen Kannibalen. Ein aktiver Vulkan, der ab und an mal glühendes Gestein ausspuckte, war nur 30 Minuten Fußmarsch entfernt.

Sie berichteten vom Gedanken des Aufgebens am Kap Horn in Südchile. Von einem handballgroßen Loch im Schiffsrumpf. So dass sie ihr Boot zurückließen und mit dem Auto ein halbes Jahr durch Südamerika fuhren.

In Papua-Neuguinea im Pazifik ließen sie ihr Boot schließlich spontan stehen und setzten die Reise mit einem größeren Schiff fort. Dessen Ziel war die Arktis. „Mit zwölf Jahren habe ich Bücher über die Polarforschung gefressen“, erklärte Lübbe den Wechsel.

Die Weltenbummler: Sechs Monate in der Arktis

Die Nordwestpassage, nördlich von Alaska um den amerikanischen Kontinent in Richtung Westen, war vor einigen Jahren noch Atomeisbrechern vorbehalten. Durch den Klimawandel konnten sie sich mit dem Schiff nun zwischen den Eisbergen hindurchwagen. Sechs Monate waren sie in der Arktis. „Die letzte Herausforderung war, sich wieder hier zurecht zu finden. Das war die totale Kulturkollision.“

Die Weltenbummler: Ein schöner Planet, auf dem wir leben

In dem Vortrag stellten Lübbe und Kund immer wieder heraus, wie schön der Planet ist, auf dem wir leben. Und dass es die Menschen sind, die ihn bedrohen.

Schilderungen von Plastikmüll auf einsamen Inseln und selbst in der Wüste, 50 Kilometer weg von menschlichen Siedlungen, weckten die Sorge der Zuhörer genauso wie Berichte von verschwundenen Fischen oder dem Abtauen der Pole oder dem Schwinden der Regenwälder am Amazonas.

Sie berichteten, dass sie beim Hissen der Flagge des Planeten Erde dabei waren, deren sieben Ringe auf die miteinander verflochtenen Systeme des Planten aufmerksam machen. Überall spielt das Wetter derzeit verrückt, erfuhren sie.

„Die Welt ist wunderschön. Sorgen wir dafür, dass es so bleibt“, so Lübbe in Aschersleben. Eins erschreckte die Weltenbummler in Europa auch - die Fremdenfeindlichkeit. „Egal wo wir sind, sind wir Fremde. Und die Menschen laden uns ein.“

Die Weltenbummler: Zurück in Papua-Neuguinea

Das Boot des Paares ist in den sechs Jahren von Norwegen aus um den halben Planeten gekommen. Es liegt derzeit in Papua-Neuguinea, einem zu Australien zählenden Inselstaat. Diese Woche ging es dorthin zurück. Was sie erleben, das ist auf der Webseite des Paares nachzulesen. Vielleicht werden sie später davon leben können, dass sie über ihre Abenteuer vor Publikum berichten.

Mehr unter www.facebook.de unter Amanda Sailing oder unter www.amanda-trabanthea.de (mz)