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Der Kochlöffel als Wegweiser

Von CHRISTINE KÖSLING UND CHRISTIAN TISCHER 13.05.2009, 15:42

ASCHERSLEBEN/MZ. - Während die einen für verlockende Düfte in der Küche sorgten, schweißten die anderen kunstvolle Metallrosen: Am Mittwoch konnten 132 Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse der Ascherslebener Sekundarschulen und der Seelandschule Nachterstedt in acht Berufsfelder hinein- schnuppern, um einen ersten Einblick in das Berufs- und Arbeitsleben außerhalb des Schulalltages zu erhalten.

Dies ermöglichten die Bundesagentur für Arbeit, das Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum Aschersleben / Staßfurt sowie die FAA Bildungsgesellschaft und die Deutsche Angestellten Akademie Staßfurt im Rahmen eines Projektes. Das "BRAFO"-Projekt (Berufswahl Richtig Anzugehen und sich Frühzeitig zu Orientieren) wurde mit vier Praxistagen über das Schulhalbjahr verteilt angeboten. Nach einer theoretischen Vorbereitungsphase in Form von Gesprächen, Stärken- und Schwächeanalyse sowie Informationen zu den einzelnen Branchen, konnten sich die 12- bis 13-Jährigen ihr Berufsfeld frei wählen. Die große Anzahl der Beteiligten spricht für die große Resonanz bei den Schülern. Aber auch bei Eltern und Schulen wird das Angebot positiv angenommen.

Die Bedeutung einer frühzeitigen Berufsorientierung schätzt Dorothee Schwebe sehr hoch ein: "Die Kinder müssen sich rechtzeitig erproben und erkennen, was ihnen liegt", so die Berufsberaterin der Agentur für Arbeit. Durch die aktive Mitarbeit am Projekt "BRAFO" kann sie den Kontakt zu den Schülern ihres Zuständigkeitsbereiches halten. "Ich bin die Frau an ihrer Seite", scherzt sie und verweist auf die einhundertprozentige Unterstützung in Sachen Berufswahl und Ausbildungsstelle, die sie den zukünftigen Azubis bietet.

Gelegenheit zur praktischen Arbeit boten die vier Ascherslebener Werkstattbereiche des BBRZ. Das Angebot erstreckte sich von Garten- und Landschaftsbau und Gastronomie über Wirtschaft / Verwaltung, Kosmetik, Bau und Metalltechnik bis hin zu Chemie / Industrieproduktion und Logistik.

Angelique Reiß und ihre Freundin Monique Cain probierten sich im Zubereiten kleines Blätterteiggebäcks: "Wir kriegen es aber nicht so wirklich hin", gestand Angelique. Die beiden Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Sekundarschule nutzten den Tag, um erste Erfahrungen im Bereich von Gastronomie zu sammeln. "Es ist cool, einen Einblick in solche Berufe zu bekommen", schätzt Monique die Initiative zur Berufsorientierung. Das Schema der Rollenverteilung in der Arbeitswelt verliere jedoch allmählich an Gültigkeit. "Auch sehr viele Jungs haben Interesse am Kochen und Backen gefunden", meint Dorothee Schwebe. "Ich bin sehr zufrieden, dass sich die Schüler recht geschickt anstellen", beurteilt Volkmar Reise die Versuche der 7.-Klässler. Der gelernte Kfz-Meister wies die Lehrlinge auf Probe in den Arbeitsschutz und die Übungen ein. Das Ergebnis: eine Metallrose, die ein jeder selbst fertigte und mit nach Hause nehmen durfte.

Diese Art Erfolgserlebnis gehört zum pädagogischen Konzept des "BRAFO"-Projektes. Die Schülerinnen und Schüler sollen neben dem sonst rein theoretischen Unterricht auch praxisnahe Erfahrungen sammeln und somit Lust auf eine spätere Ausbildung bekommen. "Wir wollen damit vor allem den auf mangelnder Information beruhenden Ausbildungsabbrüchen zuvorkommen", erklärt Ralf Walther, Standortvertreter der FAA Staßfurt.

Bei der Auswahl der Branchen wird vor allem das regionale Ausbildungsspektrum berücksichtigt. "Man muss für eine Arbeit die Region und ihre Möglichkeiten kennen", behauptet Walther und spricht somit die wachsende Tendenz an, trotz Mobilität lieber eine Stelle in der Heimat anzunehmen. Ein mehrwöchiges Betriebspraktikum in der neunten Klasse gibt den Schülern die Chance, nach diesem ersten Überblick ihre Vorstellungen vom Berufsleben zu präzisieren.