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Der Job findet am Limit statt

Von Sabine Bloch 23.09.2007, 14:32

Cochstedt/MZ. - Ganz genau damit hat Jens Klaudtky, Erprobungsspringer beim sächsischen Fallschirmhersteller Spekon, die vergangene Woche über Cochstedt verbracht. Bevor sich jedoch ein Mensch - und sei er ein noch so erfahrener Fallschirmspringer - mit einer völlig neuen Fallschirmkappe aus dem Flugzeug stürzen darf, müssen die Systeme auf Herz und Nieren geprüft werden.

Im Auftrag zweier deutscher Fallschirmhersteller - Paratec und Spekon - hat das Erprobungsteam des Mitteldeutschen Fallschirmsprungzentrums Abwurf- und Maximaltests durchgeführt. Zunächst wurde mit entbehrlicher Fracht gearbeitet. Dazu wurden aus knapp 100 Metern Dummys samt Fallschirm über eine Rutsche aus der russischen Maschine befördert. "So dass man das gut von unten sehen und filmen konnte", so Klaudtky, denn nach den Experimenten in der Luft folgt eine Auswertung der Daten und der Tauglichkeit des Schirms.

Die Fallschirmsysteme müssen mindestens 20 Prozent Überbelastung standhalten - in jeder Hinsicht. "Das muss man drei Mal mit derselben Kappe machen", erklärt Klaudtky, der auch lizenzierter Tandemmaster ist. Wenn es dabei keine Probleme gibt, sieht es gut für eine Zulassung aus.

Nach den Abwurftests wurde es dann in einer Absetzhöhe von 4000 Metern erst wirklich spannend. Zur Erprobung von einem Schwerlasttandemsystem verließ Jens Klaudtky die Antonow mit einem extra Gewicht, das zum Beschweren des Tandemschirms diente. Das ist selbst für einen routinierten Fallschirmexperten ein ziemlicher Adrenalinrausch - der sich aber gelohnt hat. Die Firmen jedenfalls waren sehr zufrieden mit den Ergebnissen, die das Erprobungsteam liefern konnte.

Die Absetzmaschine, eine Antonow (AN) 28, ist erst vor knapp drei Wochen in Magdeburg angekommen und der ganze Stolz der Fallschirmspringer. Außerdem sei die Heckrampe der Maschine eine neue Alternative für Tests im Gegensatz zu unpraktischen Seitentüren in kleineren Maschinen.

Zudem sei Cochstedt ein idealer Flugplatz zum Fallschirmspringen. Die Fläche des Flughafens und vor allem die ländliche Umgebung sind für den Fallschirmsport mehr als wünschenswert. "Also wenn man mal ein Notverfahren hat", erläutert Jens Klaudtky den Ernstfall, "dass man nicht in die Stadt scheppert." Die Landeshauptstadt, momentan Standort der neuen Maschine, wird auch in Zukunft nur die zweite Wahl bleiben. "Wir wollen ja eigentlich nach Cochstedt raus." Sogar ein Sportclub sei für den Standort geplant. Bisher fehle es aber an einer Mehrzweckhalle und einem Hangar für den kleinen Bruder der AN 72, die letzten Sonnabend schließlich ihre Heimreise antrat.

"Es gibt viele, die ihr Flugzeug dort im Winter unterstellen würden", meint Klaudtky, aber es fehle an Räumlichkeiten. Abhalten wird es die Skydiver, wie sie sich auch gerne nennen, nicht. Sie werden sich auch in Zukunft tollkühn aus Flugzeugen fallen lassen und den Rausch des freien Falls genießen, bevor ein Fallschirm ihnen das Leben rettet.

Weitere Infos zum Fallschirmsprungzentrum Mitteldeutschland gibt es im Internet unter www.mdskydive.de