1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Christoph Remitschka: Wenn ein Brandunglück das komplette Zuhause zerstört

Ascherslebener Geschichten der Hoffnung, Teil 2 Christoph Remitschka: Wenn ein Brandunglück das komplette Zuhause zerstört

Zu Ostern, dem Fest der Hoffnung und Zuversicht, berichten drei Ascherslebener von ihren Schicksalsschlägen und ihrem Kampf zurück ins Leben.

Von Katrin Wurm 17.04.2022, 12:30
Christoph Remitschka
Christoph Remitschka Foto: Frank Gehrmann

Aschersleben/MZ - Es ist der 23. November 2021. Andrea und Christoph Remitschka kommen später als üblich nach Hause, sie waren in der Stadt verabredet und parken gegen 22.30 Uhr ihr Auto in ihrer Einfahrt im Musikerviertel. Christoph Remitschka zündet sich eine Zigarette an, seine Frau bittet ihn indes schonmal, die Tür zum gemeinsamen Haus aufzuschließen. Er steckt den Schlüssel ins Schloss, dreht ihn um, drückt die Tür auf und schmeißt sie in rasender Geschwindigkeit wieder zu. Dicke Rauchschwaden kommen ihm entgegen. „Es brennt! Wir müssen die Feuerwehr rufen!“, ruft seine Frau.

Zu beschreiben, was in der besagten Nacht passiert ist, fällt dem Ehepaar immer noch schwer. „Es ist wie ein Film, ein Alptraum, der mich nachts noch oft einholt“, sagt Andrea Remitschka. Während des MZ-Gesprächs zeigen die beiden Videos der Überwachungskamera. Die hatten sie installiert, weil ihnen vor einigen Jahren ihr Auto direkt vor der Haustür gestohlen wurde. Jetzt sind die Bilder aus der Nacht des 23. Novembers für immer da, gespeichert auf einem USB-Stick. „Ein bisschen wie ein schlechter Film“, sagt er beim Betrachten der Bilder. Eilig kommen Rettungswagen, Polizei und Feuerwehr angefahren. Es werden Schläuche ausgerollt, Verbindungen gesteckt, Absprachen gemacht. Dann hält der Film an, das Bild ist wie eingefroren. „In dem Moment gab es eine Durchzündung“, weiß MZ-Fotograf Frank Gehrmann. Er war am 23. November ebenfalls vor Ort, um Fotos zu machen. An die volle Kraft der explosionsartigen Verpuffung erinnert er sich bis heute. Ganz anders ist es bei Remitschkas. „Einige Erinnerungen an die Nacht sind einfach weg, verschwunden. Es fühlt sich fast fremd an, diese Aufnahmen zu sehen“, sagt Christoph Remitschka.

Bis zu 900 Grad herrschten in dem Gebäude, erfuhren sie danach von der Feuerwehr. Das Haus ist seitdem unbewohnbar. Möbel, Fotoalben, Akten, Kleidung – alles geschmolzen, verbrannt und kontaminiert. „Es ist alles weg, die Fotos, Erinnerungen. Unsere Kinder sind in dem Haus groß geworden“, sagt Andrea Remitschka.

Nach dem Brand wieder Hoffnung zu schöpfen, sei ihnen nicht leicht gefallen. Plötzlich ist ihr Zuhause weg, sie schlafen in den ersten Wochen in der Wohnung ihres Sohnes. „Das war ein komisches Gefühl“, erinnern sie sich.

Die erste Zeit danach war für das Paar besonders hart. „Aber uns wurde so viel Unterstützung und Hilfe angeboten. Das war einfach überwältigend“, erinnern sie sich. Jetzt haben sie ein festes Ziel vor Augen: den Rückzug in ihr Haus, sobald die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind. Der Schock sitze noch immer tief. Doch es gibt so viele Lichtblicke, sagen sie: „Wir haben großartige Kinder, Familie, tolle Freunde und Bekannte, die immer an unserer Seite stehen. Das macht uns Mut und Hoffnung. Und wir haben uns! Uns ist nichts passiert. Wir sind gesund und zusammen.“