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Braunbär als Geschenk Braunbär als Geschenk: Reste des geschützten Tieres in unscheinbarem Paket entdeckt

Von Marko Jeschor 19.12.2018, 08:43
Zöllnerin Laura Surauf aus Staßfurt schaut sich den ausgestopften Braunbären in Aschersleben genau an. 
Zöllnerin Laura Surauf aus Staßfurt schaut sich den ausgestopften Braunbären in Aschersleben genau an.  Frank Gehrmann

Aschersleben - Kuriose Entdeckung beim Zollamt in Aschersleben. Ein präparierter Bärenkopf samt Fell ist bereits vorige Woche bei einer Kontrolle zum Vorschein gekommen. Das Paket stammt aus Russland und war für einen Mann in Halberstadt gedacht - als Geschenk.

Das Problem: Laut Gutachten des Tiergartens in Bernburg handelt es sich nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen um eine geschützte Art. Die darf nur mit dem Nachweis eingeführt werden, dass damit die Art nicht zusätzlich gefährdet wird.

Normalerweise findet der Zoll diese Präparate nur in Reisekoffern bei Kontrollen an Flughäfen (siehe „Von Jaguarzähnen und Elfenbein“). „Urlauber bringen sich diese aus Unwissenheit als Souvenir mit“, erklärt Zollamtssprecherin Annica Wieblitz in Magdeburg. Es sei das erste Mal gewesen, dass ein präparierter Braunbär samt Fell in einer Postsendung entdeckt worden ist. Wieblitz warnt generell vor solchen Geschenken. Im schlimmsten Fall werde es beschlagnahmt oder eine Geldstrafe verhängt.

Das rund fünf Kilogramm schwere Paket war zunächst in einem Verteilzentrum der Post aufgefallen, weil eine Wertangabe fehlte. Danach wurde es geröntgt und später im Beisein des Empfängers in Aschersleben geöffnet, wie Wieblitz der MZ sagte. Da der Mann jedoch nicht die notwendigen Papiere habe vorweisen können, sei die Sendung beschlagnahmt und das Bundesamt für Naturschutz in Bonn informiert worden.

Entdeckung beim Zollamt in Aschersleben: Bärenkopf entdeckt

Dort hieß es am Dienstag, dass die Einfuhr von Braunbär-Trophäen aus Russland mit den entsprechenden Dokumenten durchaus legal sei. „In bestimmten Gebieten wie in Russland, den USA oder Kanada ist der Bestand so groß, dass sie gejagt werden dürfen“, sagte der zuständige Artenschutz-Referent Michael Müller-Boge der MZ. Braunbären seien international nicht so streng geschützt wie in der EU. Im vergangenen Jahr seien 17 Braunbär-Trophäen aus Russland in Deutschland registriert worden.

Der Zoll am größten deutschen Flughafen Frankfurt/Main macht häufig kuriose Entdeckungen. So fanden die Zöllner unter anderem Jaguarzähne in Putzschwämmen in einem Paket aus Bolivien. 

Stolze 32 Kilogramm Elfenbein hatte ein Vietnamese im Gepäck. Er war mit einem Auto aus aus Tschechien eingereist und wollte mit dem Flieger weiter nach Hanoi. Nicht nur tote Tiere findet der Zoll. 

In Frankfurt wurden bereits 2015 insgesamt 90 lebende Tiere im Koffer eines Reisenden aus Mexiko gefunden. Es handelte sich um 55 Schildkröten, 34 Schlangen und einen Leguan - in Beuteln und Schachteln verpackt oder mit Klebeband umwickelt.

Der Naturschutz-Experte will nicht ausschließen, dass auch das in Aschersleben gestrandete Exemplar durchaus legal erlegt worden sei. Nur: „Wer das tut, hat auch nichts zu verbergen.“ Tatsächlich konnte der potenzielle Empfänger aus Halberstadt bis Dienstag keine Dokumente vorweisen. Notwendig ist eine Ausfuhrgenehmigung. Insgesamt vier Wochen hat der Mann Zeit.

Lässt er die Frist verstreichen, bleibt der ausgestopfte Bär im Besitz des Zolls. Dort verstaubt er aber nicht etwa in einer dunklen Asservatenkammer. Wieblitz will das Exemplar zu Aufklärungszwecken nutzen.

Neben Braunbären sind international bei Jägern auch Leoparden, Löwen, Nashörner und natürlich auch Elefanten sehr begehrt. Jagden werden deshalb zum Teil speziell für die zumeist zahlungskräftige Kundschaft organisiert. (mz)