Brasilianerin findet neues Zuhause in Gatersleben Brasilianerin findet neues Zuhause in Gatersleben: Verliebt in Deutschland

Gatersleben - „Ich habe bestimmt den längsten Namen, den es in Deutschland gibt. Doch für mich ist das ganz normal.“ Die junge Frau aus Gatersleben muss lachen und legt dann eine Visitenkarte auf den Tisch. Cecilia Almeida de Sant’ Anna Ortleb - steht darauf geschrieben. Die Brasilianerin, die seit über fünf Jahren in Deutschland lebt, hat sich nicht nur in dieses Land, dessen Sprache, sondern auch in den Mann verliebt, der ihr den letzten Teil ihres Nachnamens gab.
Für sie gibt es nichts schönes als das Tanzen
Und so ist das „kalte Deutschland“ zu ihrer Heimat geworden, das heiße Brasilien dagegen ist in ihrem Temperament geblieben. Und dieses verwendet sie dafür, anderen Menschen davon ein Stück in ihren Zumba-Kursen abzugeben. „Es gibt nichts Schöneres, als sich zu bewegen, zu tanzen. Das ist Freude. Dabei kann man den Alltag und alle Sorgen vergessen. Dabei hat man Spaß und kann lachen“, findet sie.
Zumba ist der eingetragene Markenname für ein Fitness-Konzept, das vom Tänzer und Choreografen Alberto „Beto“ Perez in Kolumbien in den 1990er-Jahren kreiert wurde. Zumba kombiniert Aerobic mit lateinamerikanischen sowie internationalen Tänzen. Der Name Zumba ist ein weltweit registriertes Warenzeichen der Zumba Fitness. 14 Millionen Menschen, so heißt es bei Wikipedia, nehmen weltweit in über 185 Ländern an Zumbakursen teil.
Zumba arbeitet dabei jedoch nicht mit dem Auszählen von Takten, sondern folgt dem Flow der Musik. Im Gegensatz zum klassischen Aerobic gibt es bei Zumba keinen pausenlos durchgehenden Beat und die Bewegungen sind nicht standardisiert. Stattdessen erhält jedes Lied passend zu seiner Charakteristik und zum Tanzstil eine eigene Choreografie.
Doch manchmal kann der 36-Jährigen auch das Lachen vergehen, denn nicht immer hat sie es leicht, wenn es darum geht, Orte für ihren Sport zu finden. Denn hauptsächlich sind die Häuser an Vereine vermietet. Doch ohne ein Vereinsmitglied zu sein, sind die Mieten viel zu teuer. „Aber ich möchte in keinen Verein eintreten“, erklärt sie. Im Augenblick sucht sie dafür nach einer Lösung. Am 19. November allerdings darf sie im Gaterslebener Jugendclub einen Zumba-Schnupperkurs für Kinder anbieten. Nur ganz wenige freie Plätze gibt es dafür noch. „Was ich anbiete, ist gefragt“, weiß sie und hofft, dass sich diese Probleme in Zukunft auch noch lösen.
Von Anfang an begeistert von Leipzig
Und davon ist sie überzeugt, denn sie konnte schon viele Situationen in ihrem Leben meistern. Aufgewachsen ist Cecilia Ortleb direkt am Zuckerhut, in Rio de Janeiro. „Ich habe dort studiert und in einem deutschen Unternehmen gearbeitet“, sagt sie. In die Welt hinaus ist sie zunächst über das Internet „gereist“. Dort hat sie Menschen kennengelernt, die sie später auch besuchen wollte. So ist sie das erste Mal nach Europa gekommen und dann nach Deutschland. „Ich war bei Freunden in Leipzig und war von Anfang an begeistert von dieser Stadt“, sagt sie. Obwohl sie ausgerechnet im Februar landen musste, wo bittere Minusgrade in Deutschland herrschten.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Schwierigkeiten Cecilia Almeida de Sant’ Anna Ortleb mit der deutschen Sprache hat.
Auf dem Rückflug hat sie schon entschieden, dass sie wiederkommen muss. Zunächst für ein Jahr, um die deutsche Sprache zu lernen. „Meine Mutter aber konnte es erst nicht verstehen. Sie weiß, dass ich den Strand liebe und den Samba. Aber sie hat auch gewusst, dass ich gehen muss und dass es länger wird als dieses Jahr“, blickt sie zurück. Und ihre Mutter sollte recht behalten. Sie lernte ihren späteren Mann in einer Silvesternacht in Leipzig kennen. Die Liebe zur deutschen Sprache blieb, trotz einiger Rückschläge in Sprachtests. „Deutsch ist so schwer“, findet die junge Frau, die auch noch englisch, spanisch und portugiesisch spricht. Als sie aus Brasilien kam, wollte sie es lernen, um es in ihrem Heimatland unterrichten zu können. Heute lernt sie immer noch die Sprache, obwohl sie mehrere Kurse bereits absolviert hat, um mit den Menschen kommunizieren zu können, die ihr wichtig geworden sind, um Freundschaften zu schließen, um den Alltag bewältigen zu können. Und auch, um ihrer kleinen Tochter, die heute elf Monate alt ist, die Sprache ihrer neuen Heimat beizubringen. „Egal, in welchem Land man lebt, man sollte immer die Sprache können. Anders geht es nicht“, weiß sie.
„Ich bin angekommen“
Cecilia Almeida de Sant’ Anna Ortleb ist glücklich, in Deutschland leben zu können. „Ich habe mich verändert. Aber ich bin angekommen. Ich liebe es, an einem kalten Wintertag durch eine schneebedeckte Landschaft gehen zu können und die Ruhe zu spüren. Die Winter in Brasilien sind nicht kälter als 18 Grad“, sagt sie. Auch ist ihr bei einem Besuch in ihrem Heimatland aufgefallen, wie laut es eigentlich in Rio ist. „Es war trotzdem schön, mal wieder da zu sein“, gibt sie zu und zeigt Fotos von traumhaften Landschaften.
Doch die junge Frau ist in Deutschland zu Hause, wo sie mit Mann und Kind nun glücklich ist. „Einen Traum habe ich allerdings noch. Ich möchte wieder in einem deutschen Unternehmen arbeiten. Am liebsten wieder in der Aluminiumbranche. Dafür habe ich doch studiert. Novelis wäre für mich so ein Traum“, sagt sie. Und so arbeitet sie bereits an Bewerbungsunterlagen, die sie an das große Unternehmen Anfang des Jahres senden will. Denn dann wird Fabiana ein Jahr alt sein und den Kindergarten in Gatersleben besuchen.
Leidenschaft zum Tanzen
Die Zumba-Kurse will die Brasilianerin dann auch nicht aufgeben. Denn schließlich muss sie irgendwohin mit ihrem Temperament und ihrer Leidenschaft zum Tanzen. Denn auch, wenn Cecilia Ortleb in Deutschland lebt, kann sie ihr brasilianisches Blut längst nicht verbergen.
Mehr Informationen zu den Zumba-Kursen bei Cecilia gibt es unter der Telefonnummer 0157/75 365 848. (mz)