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Biosensor ist Hormon auf der Spur

Von Regine Lotzmann 30.01.2006, 16:08

Gatersleben/MZ. - Östrogen, das Hormon, das für die körperliche und psychische Entwicklung jeder Frau mitverantwortlich ist, kann - gelangt es in höheren Konzentrationen ins Trinkwasser - Mensch und Umwelt schädigen. Und wie Arbeitsgruppenleiter Prof. Gotthard Kunze erklärt, kann das Hormon schon beim Händewaschen einer Frau freigesetzt werden bzw. aus Krankenhausabwässern oder der Medikamentenproduktion stammen. "Das wird ganz schwer abgebaut", weiß der Forscher. "Deshalb ist eine spezielle Abwasserbehandlung nötig." Doch bisher sei es schwer möglich gewesen, nachzuweisen, ob in Klärwerken gereinigtes Abwasser auch östrogenfrei ist.

Mit Hilfe des in Gatersleben von Dr. Kristina Tag entwickelten Biosensors ist dieses Problem gelöst. Dieser funktioniert so, dass speziell konstruierte Hefezellen mit der zu untersuchenden Probe gemischt werden. Sind darin östrogene Substanzen enthalten, wird in der Hefe ein Gen aktiviert, das ein Enzym synthetisiert, dessen Aktivität über die Bildung eines gelben Farbkomplexes gemessen wird. "Die reine Messzeit derartiger Biosensoren ist sehr kurz", was nach Dr. Tag der entscheidende Vorteil ist. Dadurch kann auf Östrogen-Verunreinigungen sofort reagiert werden.

Drei Jahre hatte die Gaterslebener Spezialistin in Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen an diesem Sensor gearbeitet, für den es jetzt ein Patent gibt. "Nun müssen wir ihn noch optimieren." So bereiten derzeit Mathematiker das Nachweissystem so auf, dass es für die Allgemeinheit nutzbar ist. "Das", so Prof. Kunze, "ist die Voraussetzung dafür, dass es als Standardmethode anerkannt wird."

Dennoch besteht - das haben verschiedene Messen gezeigt - schon jetzt weltweit starkes Interesse. "Auch im Veterinärbereich wird zum Beispiel ein Östrogennachweis gesucht, um das Futter der Tiere zu prüfen", hat Kristina Tag dort erfahren. Und selbst im fernen Neuseeland ist man an der deutschen Forscherin und ihrem Biosensor interessiert. Und so wird die Gaterslebenerin in den nächsten Tagen nach Christchurch reisen, wo sie mit der dort ansässigen Universität zusammenarbeitet.

Die ist übrigens auch noch an einem zweiten in der Arbeitsgruppe entstandenen Biosensor interessiert, der Schwermetallionen nachweisen kann. Ein weiterer so genannter BSB-Sensor, der in den Zu- und Abläufen kommunaler Kläranlagen, aber auch in Meeres- und Brackwasser tropischer und subtropischer Gebiete den biochemischen Sauerstoffbedarf messen und damit innerhalb von 70 Sekunden eine Vielzahl von organischen Substanzen im Abwasser nachweisen kann, wurde ebenfalls von Kristina Tag entwickelt. Damals noch als Bestandteil ihrer Doktorarbeit.