Steigende Kosten Besuch beim Tierarzt in Aschersleben wird teurer
Es gibt eine neue Gebührenordnung für Tierärzte. Welche Auswirkungen das auf Zoo und Tierheim in Aschersleben hat und womit private Tierbesitzer rechnen müssen.

Aschersleben/MZ - Die Kosten für Lebensmittel, Strom, Gas und Benzin sind in den vergangenen Monaten rapide angestiegen. Und nun tritt auch noch eine neue Gebührenordnung für Tierärzte in Kraft, nach der etwa die Untersuchungsgebühr bei Hunden und Katzen preislich angehoben wird.
Höhere Kosten für Tierheim Aschersleben
Mehrkosten für die Behandlung von Haustieren? Hat das Ascherslebener Tierheim da Angst, dass nun noch mehr Vierbeiner abgegeben werden, weil sich die Leute die Behandlung einfach nicht mehr leisten können? „Die Gefahr, dass wir mehr Tiere aufnehmen müssen, besteht eigentlich immer – schon allein die hohen Lebenserhaltungskosten können dazu führen“, meint Silvia Rupkalwies, die Leiterin des Ascherslebener Tierheims.
Das kümmert sich derzeit um 16 schwervermittelbare Hunde und rund 50 Katzen. 30 davon leben als Freigänger auf dem Gelände der Einrichtung am Rande der Stadt. „Bei den Hunden kommen immer mal Fundhunde dazu, die aber nur ganz kurz bleiben – die 16 sind jedoch Dauergast“, sagt die Chefin.
Zoo Aschersleben stellt sich auf steigende Preise ein
Natürlich stellen da höhere Behandlungskosten auch Herausforderungen für die Tierheime dar. Etwa für anstehende Operationen würde die Einrichtung deshalb auch weiterhin um Spenden werben. Für private Tierhalter hat Silvia Rupkalwies aber einen Tipp: „Es gibt OP- oder gar Krankenversicherungen für Hund und Katze, zur Absicherung gegen hohe Tierarztkosten, über die sich Tierhalter doch mal informieren sollten.“
Auch der Ascherslebener Zoo stellt sich auf höhere Kosten ein, die einfach in den Etat eingeplant werden müssen. „Wir müssen uns an den neuen Tatsachen orientieren“, sagt Matthias Poeschel, der als Leiter der Aschersleber Kulturanstalt auch für den Zoo der Eine-Stadt zuständig ist.
Ascherslebener Tierarzt rechnet nicht mit Preisschock
Allerdings habe die Einrichtung auch eine Forschungskooperation mit einer Uniklinik. Ein Tierarzt von dort kümmere sich um die Tiere, deren Behandlungsdaten in die Forschung mit einfließen würden. „Als Zoo haben wir ja auch einen Bildungsauftrag und sind in die wissenschaftliche Forschung mit eingebunden – für die Sicherung der Bestände und der Arterhaltung“, sagt Poeschel und meint scherzend: „Ansonsten bekommen die Tiere einfach die Dienstanweisung, nicht krank zu werden.“
Doch Tierarzt Dr. Jürgen Krügel winkt ab: „Ich kann den Menschen die Angst nehmen, dass ein riesiger Preisschock auf sie zukommen wird: Es wird zwar eine Preiserhöhung geben, aber wir rechnen nur mit sechs bis sieben Prozent.“
Zudem würden in seiner Tierarztpraxis in Westdorf, die mit 15 Ärzten eine der größten des Landes ist, sämtliche Vorsorgeuntersuchungen gar nicht teurer werden. Dazu gehören etwa Impfungen oder Wurmkuren. „Und ich denke, dass das auch bei allen anderen Tierärzten ähnlich sein wird.“
Neue Gebührenordnung nach 20 Jahren
Dass es bald die neue Gebührenordnung gibt, sei allerdings höchste Zeit gewesen, sagt Krügel. Die letzte stamme von 1999 und sei damit über 20 Jahre alt. Nur ein paar preisliche Anpassungen habe es in der Zwischenzeit gegeben. „Doch die neue Ordnung ist komplett anders. Es sind viel mehr Leistungen aufgeführt“, spricht der Tierarzt von über 1.000 Einzelnachweisen. „Früher mussten wir uns die Preise für manche Behandlungen selbst ausdenken.“
Allerdings: „Die Gebührenordnung ist zu einer Unzeit gekommen, wo die Inflation gerade so hoch ist, die Energiekosten gestiegen sind“, gibt Krügel zu. Doch es sei ein Prozess gewesen, der bereits vor über vier Jahren angestoßen und nun zum Abschluss gebracht wurde. Hinzu käme, dass der Tierarzt der einzige Heilberuf wäre, der umsatzsteuerpflichtig sei. Sogar mit 19 Prozent. Auch der Staat würde also an den neuen Gebühren mitverdienen.
Westdorfer Arzt passt Preise an
Warum die neue Ordnung trotzdem nicht diese extremen Preiserhöhungen nach sich ziehen werde, wie sie in den Medien oft gehandelt würden, versucht der Mediziner zu erklären. „Sowohl die alte als auch die neue Gebührenordnung machen einen einfachen bis dreifachen Satz der vorgegebenen Gebühren möglich.“ Der Tierarzt sei verpflichtet, mindestens den einfachen zu nehmen, um nicht unter Tarif zu arbeiten, könne aber – etwa bei komplizierten Operationen – auch mehr Geld verlangen.
Mit den alten einfachen Sätzen, die nun in den Medien aufgeführt werden, hätte aber schon lange kein Tierarzt mehr vernünftig wirtschaften können. Zumal, wenn er – wie in Westdorf – weitere Ärzte angestellt hätte, die auf Grund ihrer anstrengenden Arbeit und der Bereitschaftsdienste auch leistungsgerecht bezahlt werden müssten. „Da war es gar nicht mehr möglich, den einfachen Satz zu nehmen.“ Zudem hätten die Ärzte die Preise für Hunde und Katzen auf Grund der Entwicklung der letzten Jahre bereits angeglichen. Deshalb sei der Unterschied zu den neuen Preisen auch gar nicht mehr so groß, meint Dr. Krügel.
Die Gebühr, die für die Untersuchung von Hund und Katze gleichermaßen erhoben wurde, lag in Westdorf bisher bereits bei 24 Euro Brutto. „Nun wird sie auf etwa 28 Euro steigen.“
Notdienst nur im Ernstfall
Allerdings gibt der Westdorfer zu bedenken, ob die Tierbesitzer tatsächlich die Notdienste in der Nacht und am Wochenende in Anspruch nehmen sollten. „Das wird nämlich richtig teuer.“ Allein die Notfallgebühr, die schon eine Weile gelte, betrage bereits 50 Euro. Hinzu komme der zwei- bis vierfache Satz für die Behandlung. „Deshalb sollte jeder Besitzer überlegen, ob die Krankheit seines Tieres tatsächlich ein Notfall ist oder die Behandlung noch bis zum nächsten Tag warten könnte.“