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Bestehornpark in Aschersleben Bestehornpark in Aschersleben: Künstlerin ist auf kreativer Suche

Von Maximilian Mühlens 25.07.2016, 14:55
Die Stuttgarter Künstlerin Katharina Volkmer grundiert in ihrem Ascherslebener Atelier mit weißer Farbe eine Holzplatte.
Die Stuttgarter Künstlerin Katharina Volkmer grundiert in ihrem Ascherslebener Atelier mit weißer Farbe eine Holzplatte. Frank Gehrmann

Aschersleben - Katharina Volkmer greift zu dem kleinen gelb-roten Plastikbeutel, der auf ihrem übergroßen Arbeitstisch liegt, öffnet ihn und holt einen Zigarettenfilter heraus. Behutsam wickelt sie diesen in das Seitenende eines Zigarettenpapieres ein und verteilt anschließend Tabak auf den Trichter, der sich durch das Falten des Papieres gebildet hat. Die 30-jährige Künstlerin steckt sich ihren Glimmstängel an und macht es sich auf einem hölzernen Stuhl bequem.

Wenn die junge Frau nicht gerade zeichnet, dann liest sie viel oder raucht. Dass sie letzteres öfter tut, als es ihrem Hausarzt wahrscheinlich lieb ist, lassen Kieselsteine erahnen. Insbesondere an den großen Glastüren ihres Ateliers und auf ihrem Arbeitstisch lassen sich unzählige kleine Türmchen aus Kieselsteinen entdecken.

Jeder Turm besteht aus drei bis vier Steinen. „Das mache ich immer aus purer Langeweile heraus und vor allem während ich rauche“, sagt Volkmer mit einem Lächeln im Gesicht. Die Steine besorgt sie sich von einer Dachterrasse, die direkt an ihr Atelier grenzt.

Ihr Atelier wirkt durch die hohen weißen Wände ruhig und einladend. Hier und da hängen an der Wand, mit Klebestreifen oder Reißzwecken befestigt, einzelne handgeschriebene Notizen oder Sätze, die für die junge Frau etwas bedeuten. Auf dem Boden liegen zerknüllte Papierblätter mit Skizzen, von denen Volkmer anscheinend nicht mehr überzeugt war. Ihr Arbeitstisch macht seinem Namen alle Ehre: Überall liegen Skizzen, Stifte, Bücher und andere Materialien.

Volkmer ist eine von vier Künstlerinnen und Künstlern, die seit Ende Juni am Internationalen Sommeratelier der Stadt Aschersleben teilnehmen (die MZ berichtete). Dabei handelt es sich um ein Stipendium, das die Stadt erstmals im Jahre 2015 ausgeschrieben hat. Den Künstlern, die dieses Jahr aus Deutschland, Ungarn, Japan und Australien kommen, stellt die Stadt ein großzügiges Atelier und einen Wohnraum inklusive aller Betriebskosten zur Verfügung. Einen Sachkostenzuschuss in Höhe von 200 Euro gibt es ebenfalls.

„Ich habe vor einem Jahr meinen Abschluss an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart gemacht und nutze nun die Zeit in Aschersleben, um zu mir zu finden und auszuloten, wohin es mich führt“, erklärt die Künstlerin der MZ. Die Zeit an der Akademie sei sehr aufreibend und aufregend gewesen, weshalb sie nun die Ruhe in Aschersleben sehr genieße.

Auch weiß sie noch nicht, ob sie all ihre Bilder verkaufen möchte, schließlich würde sie so ihre Gedanken verarbeiten und persönliches preisgeben. „Möchte ich es deshalb meinen Bildern antun, sie für Geld zu verkaufen?“, fragt sich die Künstlerin. Ihre Gedanken verarbeitet sie nicht nur in ihren Bildern, sondern auch in Texten. „Man kann nicht alles in Bilder fassen. Für vieles muss man die Textform nehmen, was ich auch mache. Allerdings sind diese dann nur für mich - ganz privat“, erklärt die 30-Jährige.

„Morgens fahre ich immer mit dem Rad zu meinem Atelier im Bestehornpark und erkunde die Stadt. Meine Kreise werden immer größer“, so Volkmer. Glücklich sei sie, weil sie in der Stadt auch schon „ihre Läden“ gefunden habe. Sehr gerne würde sie in den Buchladen „an der Ecke“ gehen.

Am allerliebsten würde sie ihre Zeichnungen, die sie sehr detailliert auf das Papier bringt, nachts zeichnen. „Dann habe ich absolute Ruhe und kann mich ganz meinen Gedanken und meinem Bild widmen“, so Volkmer. Selbst Musik könnte sie dann ablenken, weil sie dann „im Takt“ zeichne. „Ich bin eine Perfektionistin, die immer den genauesten Strich haben möchte. Deshalb habe ich mir auch die dünnsten Stifte und Pinsel besorgt, die es auf dem Markt gibt“, berichtet die gebürtige Lörracherin.

Volkmer habe jahrelang ihre Inspiration aus der Politik und den Nachrichten genommen und Konflikte und Ereignisse in ihren Werken aufgearbeitet. Heute zeichnet sie vor allem „figürlich“ und transportiert Emotionen. „Zu jedem meiner Bilder mache ich anfangs Skizzen, weil ich möchte, dass die Figuren natürlich wirken“, erklärt die Stipendiatin. Derzeit versuche sie eine Figur in ein Fenster zu setzen, was „sehr schwierig“ sei.

Aus ihren Zeichnungen heraus sind in der Vergangenheit immer wieder aufwendige Videoanimationen entstanden. „Die sind zwar schön und machen Spaß, allerdings kann man davon nicht leben. Wer spielt sich schon andauernd eine DVD ab“, fragt sich Volkmer.

Daher überlegt sie nun, sich speziell auf das Graphics Interchange Format (deutsch: Grafikaustausch-Format) GIF zu konzentrieren. Dieses Format ist vor allem im Internet sehr beliebt und einfacher zu erstellen als eine ganze Videoanimation. Aschersleben ist für die junge Frau immens wichtig - hier möchte sie die Weichen für ihre weitere Karriere stellen. (mz)