Ausbildung an der Fachhochschule Polizei Ausbildung an der Fachhochschule Polizei: Polizeistudentin Sissy ist nah dran am "Stern"

Aschersleben - Morgen ist für Sissy Grathenauer die Weihnachtspause schon wieder vorbei. Bis Ende Februar hat sie noch zwei mündliche Prüfungen zu bestehen und ein Referat zu halten. Auch einige Sporttests sind noch zu absolvieren, ehe es in die nächste Praxisphase geht. Ein Kripo- und Führungspraktikum steht an, auf das sich Sissy Grathenauer nach einem kompletten recht „trockenen“ Theorie-Jahr besonders freut.
Fast zwei Jahre sind vergangenen, seit die junge, schlanke Frau im Februar 2014 zum ersten Mal in die Polizeiuniform stieg und vorsichtig vor dem Spiegel testete, wie ihr die Mütze wohl steht. Damals gab es mehr Fragen als Antworten, viel Unsicherheit, manchen Selbstzweifel.
Sissy Grathenauer ist 25 Jahre alt und kommt aus Haldensleben. Die junge Frau studiert seit Februar an der Fachhochschule Polizei in Aschersleben und möchte Polizeikommissarin werden.
Das Studium dauert drei Jahre. Bis die junge Frau ihr Ziel erreicht hat, wird sie genau wie ihre Kommilitonen einige Hürden nehmen müssen: Tests, Prüfungen, praktische Ausbildung, viel Sport, Praktika in verschiedenen Dienststellen.
Die MZ darf die Studentin über drei Jahre begleiten, wird Anteil nehmen an Erfolgen und Rückschlägen und wird bei wichtigen Höhepunkten dabei sein. In Abständen werden wir berichten.
Mit der Serie möchten wir zeigen, was einen Polizisten heute ausmacht, welche Anforderungen an ihn gestellt werden und wie sich auch die Fachhochschule auf veränderte Bedingungen einstellen muss. Außerdem möchten wir einen kleinen Einblick gewähren in den Ausbildungsalltag an einer renommierten Einrichtung in Aschersleben, die den Polizistennachwuchs für das Land ausbildet.
An der Fachhochschule wird der Studiengang „Polizeivollzugsdienst“ (BA) angeboten. Das Studium dauert sechs Semester und enthält einschließlich der Trainings 21 Module. In der Zeit werden vier Theorie- und zwei Praxissemester
absolviert, wobei die Theoriesemester mit praktischen Übungen begleitet werden. Die erfolgreichen Absolventen werden als Polizeikommissare in den Dienst entlassen.
Fit halten ist wichtig
Nach fast zwei Dritteln ihrer Ausbildung weiß sie: Es gibt keinen Grund, die Entscheidung zu bereuen. Tatsächlich hat sie einiges an Ehrgeiz in das Ziel gesteckt, im zweiten Anlauf an der Fachhochschule Polizei angenommen zu werden. Sie wusste um den hohen Anspruch im Auswahlverfahren und trainierte schon wochen- und monatelang vor der Aufnahmeprüfung hart, um die Sportnormen zu schaffen. Sport ist heute eine Selbstverständlichkeit für sie. „Laufen, sprinten, Klimmzüge, das kriege ich alles hin“, sagt sie und trainiert vier- bis fünfmal pro Woche aus eigenem Antrieb. „Man muss sich disziplinieren, um fit zu bleiben,“ sagt sie. Der Lohn ist die eigene Leistung. Zwölf Klimmzüge schafft sie mittlerweile.
„Im Nachhinein wirkt alles leichter“, sagt sie. Trotzdem möchte sie nicht noch einmal am Anfang stehen. Denn in den ersten zwei Jahren waren viele Hürden zu nehmen. „Ich habe mich ganz schön verrückt gemacht vor jeder Prüfung“, blickt sie zurück. Schon vor Beginn des Studiums habe sie gewusst, dass sie kein „Prüfungsmensch“ sei.
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Auf dem Weg zur Kommissarin
Die zwei Jahre sind trotzdem wie im Flug vergangen, findet Sissy, mit der wir uns in einem Café verabredet haben. Die Prüfungen sind gerade bestanden, alle mit guten Noten und „alle im ersten Ritt“. Das lässt sie die Atempause bis zum nächsten Abschnitt genießen, und sie wirkt sichtlich entspannt. Sie freut sich auf die freien Tage zu Hause in Haldensleben, wo sie auch ihr Revierpraktikum abgeleistet hat. Ihre Mutter, selbst bei der Polizei, stärkt ihr den Rücken, wenn es notwendig ist und ist voller Stolz auf die zielstrebige Tochter. „Auf jeden Fall sind wir jetzt schon nah dran am Stern“, freut sich die 26-Jährige und meint damit den Dienstgrad, den sie nach Abschluss des Studiums erreicht haben wird. Dann darf sie sich Kommissarin nennen. Beim Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre haben ihr die Praxisteile eigentlich immer am besten gefallen. Besonders im Revierpraktikum sei ihr vieles erst richtig klar geworden, was sie zuvor nur theoretisch gelernt hatte. Doch auch die anderen Ausbildungsinhalte seien eine Erfahrung wert gewesen, sagt sie und meint unter anderem das Fahrsicherheitstraining in Oschersleben, das Schießtraining oder den Einsatz in einer Hundertschaft. Sie denkt, dass sie sich in den zwei Jahren verändert hat. „Ich bin selbstbewusster geworden“, sagt sie, lasse sich nicht mehr alles gefallen. Ihr zurückhaltendes, nettes Wesen, dass uns schon vor zwei Jahren aufgefallen ist, hat Sissy trotzdem behalten. (mz)

