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Auflösung Auflösung: Verein zur Pflege historischer Handwerkstechniken gibt auf

Von Kerstin beier 04.01.2013, 16:37

Aschersleben/MZ. - Für Lothar Kuhwede, der sich ehrenamtlich um Projekte gekümmert hat, und Manfred Krätzig als Vorsitzenden ist das Ende ein bisschen wie amputiert zu werden. Denn der Verein hat sich in den zwölf Jahren seines Bestehens ins Bewusstsein der Ascherslebener "gespielt": mit Veranstaltungen und Seminaren, die altes Handwerk vom Lehmbau über Korbflechterei und Metallarbeiten bis hin zur Töpferei und Zimmerei in den Mittelpunkt stellten. Oft waren Kinder die Hauptakteure, und die beiden Männer haben so wie andere Mitglieder und Unterstützer viel Zeit und Kraft investiert. Auf der anderen Seite haben sie nach eigenem Bekunden aber auch viel Freude und Befriedigung aus dieser Arbeit gezogen.

Doch in der jüngeren Vergangenheit habe das Interesse vieler Mitglieder deutlich nachgelassen. "Die Arbeit verteilte sich nur noch auf wenige Schultern", erklärt Manfred Krätzig, bei manchen Veranstaltungen hätten drei oder vier Leute alleine dagestanden. "Und wer noch will, kann beruflich nicht", macht er das Dilemma deutlich. Hinzu kamen schwere gesundheitliche Probleme im Vorstand. Zu besten Zeiten hatte der Verein 36 Mitglieder, zum Schluss waren es noch 18. "Wir konnten so nicht mehr weitermachen", bedauert Lothar Kuhwede und hält den Beschluss der Mitgliederversammlung vom Februar 2012, den Verein zum 31. Mai 2012 aufzulösen, deshalb für folgerichtig.

Ein Verein, der sich auflöst, hat ein Jahr Zeit für die Liquidation. "Wir denken, dass wir Mitte des Monats soweit sind, dass wir alles übergeben können", sagt Krätzig. Laut Satzung tritt der Verein "Rettet den Halken" die Nachfolge an. Er übernimmt neben den Räumen samt Mobiliar auch den Altbaustoffhof. Dort lagern historische Baustoffe wie Ziegel, Balken, Türen und Fenster aus Abrisshäusern. Mit dem Verkauf der Materialien konnte sich der Verein zumindest zu einem Teil finanzieren. Und er sorgte außerdem dafür, dass solche Baustoffe nicht verloren gehen und in manchem Haus ein zweites Leben bekamen.

Das Gebäude Schuhstieg 8, in dem der Verein sein Domizil hatte und bis 2015 mietfrei "wohnen" durfte, gehört der Stadt. Miete zu zahlen hatte der Verein nur für den Altbaustoffhof. "Das wird wohl auch so bleiben", denkt Krätzig und wünscht dem Nachfolge-Verein ein glückliches Händchen bei seinen Projekten.

Er selbst werde seine Erfahrungen gern weitergeben, wenn er um Rat gefragt werde, verspricht er. "Es wäre schön, wenn der Handwerkerhof in unserem Sinne weitergeführt würde", sagt der 65-Jährige und hat als Sozialpädagoge gleich einen Rat: "Bei keiner Veranstaltung die Kinder vergessen. Sind die zufrieden, sind es die Eltern auch", weiß er aus vielen Aktionen. "Es wird uns mächtig was fehlen", vermutet Kuhwede, der über eine ABM zum Verein gekommen war und dann ehrenamtlich geblieben ist. "Es hat mir immer Spaß gemacht."