Ascherslebener Tierpark Ascherslebener Tierpark: Rotfuchs spaziert in Filzpantoffeln
Aschersleben/MZ. - 1990 hatte der Tierpark seine Füchse, Wölfe und Dingos abgeschafft. "Weil wir keine artgerechte Haltung schaffen konnten, wollten wir keine hundeartigen Raubtiere mehr halten", begründet Tierparkleiter Dietmar Reisky. Doch es kam anders, als gewollt. Am 22. April fand die Drohndorferin Ute Warmuth neben der Straße zwischen Drohndorf und Freckleben ein ihr unbekanntes, nur handtellergroßes Tier (die MZ berichtete).
Der als Steinmarder in den Tierpark gebrachte Findling entpuppte sich hier als ein nur wenige Tage alter Rotfuchs. Nun war guter Rat teuer. Wohin mit dem Füchslein? Tierpfleger Manfred Barsch und seine Familie erklärten sich bereit, den Fuchs mit nach Hause zu nehmen und ihn mit der Flasche hochzupäppeln. Eine Liebesperlenflasche wurde mit Melasan-Milch gefüllt und los ging's. "Wir haben uns alle riesig gefreut, dass der kleine Kerl die Flasche angenommen hat", ist Manfred Barsch die Freude vom Gesicht abzulesen. Schnell war der Fuchs der Liebling der Familie geworden. "Abends gab's immer eine Spiel- und Schmusestunde mit dem neuen Familienmitglied", erzählt der Pfleger. "Es war immer putzig, wenn der Fuchs mit den Filzpantoffeln durch die Wohnung spazierte", fügt er hinzu. Seit fünf Wochen hat das Findelkind jetzt im Tierpark sein neues Zuhause gefunden.
Der Rotfuchs hat das größte Verbreitungsgebiet der wild lebenden Säugetierarten. Er ist in Europa, Asien, Nord- und Mittelamerika genauso zu Hause wie in Nordafrika und Indien. "Der Fuchs ist sehr anpassungsfähig und lebt in den Subtropen wie auch in der kalten Tundra", weiß Reisky zu berichten.
Füchse markieren ihr Revier durch Ausscheiden von Kot, Urin und Sekreten aus einer Drüse am Hinterteil. Die Reviergröße richtet sich nach dem Nahrungsangebot. Sie leben paarweise oder als Familie. Dann allerdings nur mit weiblichem Nachwuchs. In unseren Breiten bringen sie einmal im Frühjahr in Erdbauen vier bis acht Junge zur Welt. Die Tragezeit beträgt 60 bis 63 Tage. Jungtiere sind graubraun. Erst später nehmen sie die rötliche Farbe an. Typisch für den Fuchs sind die schwarzen Füße und die weiße Schwanzspitze. Füchse können bis zu zehn Jahre alt werden.
Anders als die Wölfe, gehen Füchse immer alleine auf Nahrungssuche. Ihre Hauptnahrung sind Mäuse. Sie verschmähen aber auch Beeren, Insekten, Würmer, Hasen, junge Rehe und Vögel nicht. Deshalb sind sie bei Weidmännern ebenso wenig beliebt wie bei Hühner-, Enten- und Gänsehaltern. Auch im Ascherslebener Tierpark ist der Räuber ständiger Gast. "Zuletzt hat der Fuchs unsere drei Nilgänse und die Perlhühner weggeholt", berichtet der Tierparkchef. Das sei auch der Grund gewesen, dass der Tierpark alle Hühner, Enten und Gänse abgeschafft habe. Die von dem Räuber so geliebten Maras und Flamingos würden deshalb jeden Abend weggesperrt, ergänzt Reisky.
In den 70er Jahren war der Bestand an Füchsen durch die Tollwut erheblich reduziert worden. Ausgelegte Köder, die mit einem Impfstoff versehen waren, haben dazu geführt, dass die Füchse gegen die Krankheit immun wurden. "Heute ist diese gefährliche Seuche in unseren Regionen so gut wie ausgerottet", erklärt Reisky hierzu. Das habe aber dazu geführt, dass sich die Füchse bei uns erheblich vermehrt hätten.
Der kleine Rotfuchs, der schon einen Paten hat und auf den Namen "Enrico" getauft wurde, soll im Tierpark bleiben. "Wir werden sehen, dass wir für ihn eine geeignete Unterkunft schaffen können", sagt der Tierparkchef.