Lokale Kunst Ascherslebener lassen das Mauerstraßenfest nach Jahrzehnten wieder aufleben
Viele Jahre lang war es still geworden um das Mauerstraßenfest. Am Wochenende soll es erstmals wieder stattfinden. Im Mittelpunkt stehen die Werke von Malern aus Aschersleben.

Aschersleben/MZ - Noch ist es ruhig in der Ascherslebener Mauerstraße. Kaum jemand verirrt sich in die idyllische kleine Sackgasse zwischen Altstadtcenter und Eine. Die meisten gehen einfach dran vorbei. Das soll sich am Wochenende aber ändern.
Eingeschlafene Tradition
„In den 70er und 80er Jahren wurde hier regelmäßig das Mauerstraßenfest gefeiert. Das wollen wir wieder aufleben lassen“, sagt Bernd Malcherek, der selbst in der Mauerstraße wohnt. Vor einiger Zeit habe er abends mit den Nachbarn zusammengesessen und in alten Bildern gestöbert. Dabei fielen ihm Schwarz-Weiß-Fotos einer geschmückten Mauerstraße in die Hände. Malcherek selbst, der schon immer viel für die Stadtgeschichte und ihre Eigenheiten übrig hatte, wusste bis dahin nichts von diesem Straßenfest. Das hinderte ihn aber nicht daran, es wieder ins Leben zu rufen. „Es sind so einige Sachen eingeschlafen, die es verdient haben, wiederbelebt zu werden“, sagt er. Das Herauskitzeln einiger weniger Anekdoten reichte, um die Anwohner von einer Neuauflage des Mauerstraßenfests zu überzeugen.
Am Freitagabend startet das privat organisierte Festwochenende mit der Eröffnung der „Kleinen Mauerstraßen-Galerie“. Die unbewohnte Mauerstraße 4/5 wurde in den letzten Tagen mit ein paar Handgriffen in ein kleines Museum für Ascherslebener Künstler verwandelt. „Abgesehen von Neo Rauch haben Maler aus der Stadt bisher keine Möglichkeit, ihre Werke direkt in Aschersleben zu präsentieren. Das wollen wir zumindest für ein Wochenende ändern“, sagt Erwin Leuschner, dessen Bilder unter anderem bewundert werden können.
Ortsansässige Künstler unterstützen
Die Idee, das Mauerstraßenfest als Bühne für lokale Kunstschaffende zu nutzen, kam ihm auf Reisen. Andernorts würde viel Geld in die Hand genommen werden, um kleine Museen für ortsansässige Künstler einzurichten. „Als Tourist zahlt man woanders viel Eintritt für Bildergalerien mit lokalen Malern. Warum sollten wir das in Aschersleben nicht haben?“, gibt er zu bedenken. Neben seinen Werken sollen auch Bilder von Walter Weise und Rudolf Sternbeck ausgestellt werden - beide ebenfalls Maler aus Aschersleben. „Die Bilder werden uns für das Wochenende von Weises Sohn beziehungsweise aus dem Nachlass von Sternbeck zur Verfügung gestellt“, erklärt Leuschner die Herkunft der Bilder in der „Kleinen Mauerstraßen-Galerie“.
Als Tourist zahlt man woanders viel Eintritt für Bildergalerien mit lokalen Malern.
Erwin Leuschner, Maler
Neben der Ausstellung lockt das Straßenfest am Sonnabendnachmittag mit Auftritten der Puppenspielerin Sandy Gärtner und des Kabarettisten Lars Johansen. Für das leibliche Wohl sorgen die Bewohner der Mauerstraße mit Kaffee, Kuchen und anderen Kleinigkeiten. Die Anwohner der Mauerstraße laden dazu alle Ascherslebener und interessierte Besucher in ihren kleinen Teil Ascherslebens ein. Auch Sonntag öffnet die Galerie noch einmal ihre Türen.
Austausch und Freude
Hauptziel der Veranstaltung ist es, Ascherslebener mit Ascherslebenern ins Gespräch zu bringen und Freude zu verbreiten. „Vielleicht wird damit aber auch die Diskussion über Stadtgeschichte wieder ein bisschen angeheizt“, hofft Bernd Malcherek. „Oder es führt zu Überlegungen, eine ständige Ausstellung für lokale Künstler in Aschersleben zu schaffen“, ergänzt Erwin Leuschner.