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Aschersleben Aschersleben: Wenn beim Bummeln der Eierbecher-Virus ausbricht

Von MARION POCKLITZ 22.03.2011, 17:24

ASCHERSLEBEN/MZ. - "Ich bin eine Jägerin und Sammlerin", erklärt Grit Schiffter und zählt im gleichen Atemzug auf, was sie alles schon zusammengetragen hat: unzählige Kinderzeichnungen (von ihren vier Kindern), Haarspangen, Wolle, Tücher, einzelne alte Ohrringe, Bücher, Zeitschriften, Setzkasten-Kram, alte, wunderschön geformte Glasflaschen, Blechdosen, neckische Postkarten und Eierbecher in allen Variationen.

An die 100 Eierbecher hat sie in den vergangenen sechs Jahren gesammelt. "Diese Sammlung ist durch puren Zufall entstanden. Wir waren in Holland im Urlaub. Es war Herbst und wettermäßig nicht viel los, die Landschaft war eben und karg, also sind wir viel durch Städtchen und Geschäfte gebummelt. Dabei haben wir festgestellt, die Holländer haben offenbar ein Faible für Dekoläden", erzählt die Ascherslebenerin. Ihr Blick sei an den Eierbechern haften geblieben. Weiß, schlicht und in schwarzen Buchstaben holländische Sätze darauf. Wie zum Beispiel: "een ei hoort erbij." Sechs Stück wurden eingepackt und mitgenommen - der Anfang einer ganz besonderen Sammelleidenschaft.

"Mein Mann baute mir dann eigens ein Regal dafür. Und mein Ziel war es nun, dieses Regal - es hat Platz für 25 Stück - zu füllen", zeigt sie auf das Regal an der Küchenwand. Doch mit dem eifrigen Einsatz der lieben Familie und Freunde habe sie dann nicht gerechnet.

"Meine Familie und meine Freunde nahmen die Sache ernster als ich und so bekam ich fortan zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Eierbecher geschenkt. Inzwischen platzt das kleine Regal aus allen Nähten und ich bekomme noch immer Eierbecher geschenkt", lacht sie und zeigt auf das volle Regal, auf das Fensterbrett, auf den Tisch und das Dosenregal, wo überall Eierbecher ihren Platz gefunden haben. Weder den Freunden, die die Stücke aus ihren Urlauben mitbringen oder ihre eigenen Küchen ausmisten, noch ihrem Nachwuchs, der sich die Süßigkeiten vom Taschengeld verkneift und ihr lieber einen Eierbecher schenkt, könne sie deshalb böse sein. Auch nicht ihrer Freundin Anne, die jeden Flohmarkt in Holland und Belgien nach Eierbechern absucht und ihr dann zum Geburtstag oder Weihnachten die "Jagdbeute" überreicht.

Eierbecher seien aber auch prima Mitbringsel oder Verlegenheitsgeschenke, denn man kann sie in vielerlei Hinsichten benutzen. "Zum Beispiel als Miniblumenvase für Gänseblümchen, Schneeglöckchen und Veilchen oder als Ablage für Schräubchen, Reißzwecken, Samenkörner oder Bürovasen... und natürlich als Eierbecher selbst", zählt sie auf.

Inzwischen besitzt sie Eierbecher aus verschiedenen Materialien wie Holz, Plaste, Keramik, Marmor und Metall. Entweder werden sie mal danach sortiert oder nach Farben oder Motiven. "Nichts vertreibt besser die schlechte Laune am Morgen, als ein lustiger Eierbecher auf dem Frühstückstisch. Das hat bei meiner Familie immer funktioniert", verrät Grit Schiffter. Zum Beispiel die mit den lustigen Gesichtern - schielend, mit heraushängender Zunge oder riesigen Glubschaugen - seien dabei hilfreich gewesen. Drei witzig aussehende Glucken, in deren Mitte das gekochte Ei passt, hat sie erst vor kurzem erstanden. "Manchmal bricht bei mir der Eierbecher-Virus beim Bummeln oder beim Flohmarktbesuch aus. Dann lasse ich ihn und vervollständige wieder meine Sammlung ein bisschen", gibt sie gern zu.

Aber auch der Postkartenvirus habe sie ständig fest im Griff. "Dabei liebe ich die außergewöhnlichen Karten. Mit Sprüchen oder tollen Bildern darauf. Nicht die herkömmliche Postkarte", versucht sie zu erklären. Ganz tolle Exemplare finde sie jedes Jahr auf der Buchmesse oder in Berliner Kneipen. "Die muss ich dann mitnehmen. Manche davon nehme ich mit in die Schreibwerkstatt. Dort dienen sie als Themensuche und Fantasie-Anregung. Das klappt immer sehr gut", so die Schriftstellerin, die in der Ascherslebener Bibliothek "Kreative Schreibwerkstätten" für Erwachsene und Kinder anbietet. Ihre Lieblingsstücke allerdings kommen hinter Glas. "Ich habe sozusagen eine ganz private kleine Ausstellung für mich in meiner Küche. Die wechsle ich nach Lust und Laune dreimal im Jahr", verrät sie noch mit einem Lächeln.